Der elektronische Katechismus: April 2001

  Eine neue Etappe 
In der Bibel gelesen
"Du bist Petrus..."
  Geschichte von Partenia und Biographie von Bischof Jacques Gaillot  
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Eine neue Etappe

Seit drei Jahren schon arbeitet ein Team an einem "Katechismus auf andere Art". Es ging von Anfang an darum, über Fragen nachzudenken, die direkt unser Leben betreffen, die Frage nach dem Sinn zu stellen.

Zu Beginn stand die Absicht im Vordergrund, in unseren gegenwärtigen Situationen sozusagen ein Echo auf Jesu Worte vernehmen zu lassen. Hatte Jesus nicht bei allen, die sich an ihn wandten, ein ungeheures Echo ausgelöst?

Wir trafen uns jeden Monat und legten unsere Arbeit den andern der Gruppe zur Beurteilung vor. Durch diesen Austausch und diese Gegenüberstellung entstand eine Verbesserung und Bereicherung. Nach und nach fanden wir unseren Arbeitsrhythmus, und wir können heute sagen, dass uns diese Erfahrung stark geprägt hat.

Viele von euch haben uns gesagt, dass ihnen diese Texte etwas gegeben haben. Wir hatten gehofft, dass es zu einer Interaktivität kommen würde, aber das war selten der Fall.

Heute möchten wir nun einen Schritt weiter gehen und euch eine aktualisierte Lektüre biblischer Texte vorlegen. Wir stellen erfreut fest, dass kleine Gemeinschaften mit Liebe und Geschick den evangelischen Texten neues Leben einhauchen!

Auch Sie sind eingeladen, uns von Ihrer Bibellektüre zu berichten, von Ihren Erfahrungen und Ihrem Glauben.

Jacques Gaillot

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In der Bibel gelesen 
la bible 


"Du bist Petrus …"

Der offizielle Text, der für den Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Kirchen ausgewählt wurde, ist eine Stelle, die nur allzu bekannt ist:

"sur le roc de cette foi..." 

"Du bist Petrus, und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen, von nun an wirst du binden und lösen"

(Mt 16,15-18). 

Unsere kleine Gruppe, die sich zur Lektüre des Evangeliums zusammenfindet, hatte für diesen Versuch der institutionellen Macht, sich selbst zu rechtfertigen, kein Verständnis. Es herrschte ein wahres Tohuwabohu, und die Prädikate waren nicht sehr schmeichelhaft: "sich selbst verherrlichend, ärgerlich, parteiisch, tendenziös". Die schlimmsten erspare ich Ihnen ...

Dann siegte jedoch unsere Friedfertigkeit, und wir versuchten, den Text zu verdauen und uns zu fragen: Was sagt uns dieser verflixte Text für unser heutiges Leben? Leicht war es nicht, aber wir versuchten, mögliche Wege aufzuzeigen. Und schließlich trugen unsere Bemühungen Früchte.

Jemand wählte den evangelischen Weg (des Textes). Man könnte einen fast identischen Text zitieren, vom selben Evangelisten, bloß zwei Kapitel weiter (Mt 18,18), aus dem deutlich hervorgeht, dass jedermann aufgerufen ist, zu binden und zu lösen: "Wahrlich, ich sage euch, was immer ihr auf Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein". Das gibt eine ganz andere Perspektive, statt eines einseitigen Machtanspruchs ist es nun ein Elan, der alle erfasst.

Eine andere wählte den protestantischen Weg (der Begegnung): Ich habe einen Pastor gefragt, wie er diesen Text interpretiert, der mich so stört. Er schien damit keine Probleme zu haben, das Wortspiel mit "Petrus" und "Fels" wäre nichts anderes als eine scherzhafte Aussage, und nach seiner Übersetzung heisst es: "der Felsen dieses Glaubens, dieses Vertrauens auf Jesus, ist die Grundlage jeder Gemeinschaft".

Der kulturelle Weg (der Übersetzung) wurde ebenfalls beschritten: Die Bilder der damaligen Zeit sind nicht die Bilder, die wir heute gebrauchen. Mit all den Schwierigkeiten, die eine Adaptation an unsere Kulturen, die auf das Geschriebene oft so allergisch reagieren, mit sich bringt. Ist es von den Christen unseres Jahrtausends nicht zu viel verlangt, einen so langen kulturellen Umweg zu machen?

Manches kam an die Oberfläche, auch wenn wir leider nicht allzu viel Zeit zur Verfügung hatten. Ich für meinen Teil ziehe daraus die Schlussfolgerung, dass es in fast allen Lebensbereichen, in der Familie, im Beruf, in den Vereinigungen, nötig ist, dass man seine Sicht, sein Wissen, seine Überzeugungen in einfache Worte "übersetzt", mit einer respektvollen Haltung gegenüber seinem Gesprächspartner, und durch ein Verhalten, das dieser inneren Überzeugung immer besser Rechnung trägt. Ich sehe darin so etwas wie eine immerwährende Aufforderung zur Fleischwerdung, und so wird dieser Text zur Quelle der Dynamik. Wir haben noch nicht alle Facetten davon entdeckt.