Logbuch, Dezember 1997 |
Der Madrider Prozeß | Gefährliches Quartier |
Gesprächsforum in Montreal | Republikanische Patenschaften |
Feier bei den Hausbesetzern |
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PS: Partenia in Zahlen | Buch Neuerscheinung: Sonnenaufgang ... |
Buch Neuerscheinung: Knospe, ... |
Der Madrider Prozeß
Als ich meine Absicht bekanntgab, in Madrid dem Prozeß gegen 23 Baskenführer beizuwohnen, hieß es: "Sie wollen also Terroristen verteidigen?" - Wie kommt man zu diesem Urteil? Ich war als Beobachter zu den Verhandlungen des obersten Gerichts eingeladen worden. Es ist ein politischer Prozeß, daher ist er so wichtig. Sowohl in der öffentlichen Meinung als auch in den Medien herrscht die Ansicht vor, man müsse mit allergrößter Entschiedenheit gegen diese Leute vorgehen. Nach meiner Einstellung gefragt, nehme ich eine Gegenposition ein. Durch Verurteilungen und Repression wird man den Terrorismus nicht ausrotten können. Politische Verhandlungen sind nötig. Früher oder später muß es sowieso dazu kommen. Wieso nimmt man nicht unverzüglich den Dialog mit der ETA auf? Zur selben Zeit gab der Erzbischof von San Sebastián, Mgr. Sétien,
eine Erklärung ab, die die Gemüter erregte. Er tritt für
den Dialog mit der ETA ein und verlangt die Aufnahme von Vorverhandlungen,
ohne die terroristische Organisation zu zwingen, die Waffen niederzulegen.
Ein mutiger Bischof. Ich versichere ihn sogleich meiner Solidarität.
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Gefährliches Quartier
Sogar die Polizei meidet es. Trotzdem halte ich mich schon zum dritten Mal dort auf - ich fühle mich dort aufgehoben wie in einer Familie! Die jungen Marokkaner, die mich eingeladen haben, sind glücklich. In der Vereinigung, die sie gegründet haben, tun sie alles, um das Image, das ihrem Quartier und den Jungen anhaftet, zu ändern. Mit der Zeit ist es ihnen gelungen, das Mißtrauen, das zwischen den Stadtbewohnern und ihrem Quartier herrschte, abzubauen. Kontakte werden geknüpft. Das Zusammenleben ist möglich. Der Arbeiterpriester im Ruhestand, der sie begleitet, legt ei n leuchtendes Zeugnis von Menschlichkeit ab. Ein großartiger Diskussionsabend. Mein Herz ist voll Freude; ich verbringe die Nacht bei einer marokkanischen
Familie.
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Gesprächsforum in Montreal
Das Netzwerk "Alternatives" (Aktions- und Kommunikations-Alternativen für die internationale Entwicklung) hatte ein Gesprächsforum gegen fundamentalistische Tendenzen organisiert. Höchst interessant. Der Fundamentalismus ist eine Ideologie, die sich auf die absolute und unbestreitbare Wahrheit beruft und diese der Gesellschaft mit allen Mitteln - mit Sanftheit oder aber auch mit Gewalt - aufzwingen will. Der Sinn und die Wichtigkeit der sozialen Gerechtigkeit kam als Gegenpol voll zur Geltung. Und die algerischen Frauen waren da, um von ihrem mutigen Kampf zu sprechen.
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Republikanische Patenschaften
Festliche Stimmung im Gemeindehaus einer Pariser Vorstadt. In einer herzlichen Atmosphäre wird siebzehn papierlosen Ausländern die Patenschaft zugesichert. Ein großer, symbolträchtiger Augenblick. Ich bin der Pate von Karim und Mohammed, zwei jungen Algeriern. Mit Herzklopfen hören sie auf die Rede, die der Bürgermeister an sie richtet. Zum ersten Mal erfahren sie an einem öffentlichen, offiziellen Ort Anerkennung. Man beachtet sie. Sie werden geschätzt. Ich setze meine Unterschrift unter das Papier, das ihnen überreicht wird. Ich bin nun mit ihnen verbunden. Sie wissen, daß ich an ihrer Seite sein werde.
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Feier bei den Hausbesetzern
Es ist ihnen gelungen, im Herzen von Paris, in der Nähe der Börse und der großen Banken, ein Gebäude zu besetzen. Fünfzehn junge Leute und eine Familie nehmen die Räume in Beschlag, glücklich, eine anständige Wohnung zu haben. Bewundernd beobachte ich, wie sie sich organisieren, wie sie die Verantwortungsbereiche aufteilen und auch nicht vergessen, alkoholische Getränke zu untersagen. Wenn man den Jungen etwas zutraut, ihnen Verantwortung überträgt, werden sie sich bewähren. Und so war es schön, mit ihnen einen Abend lang zusammenzusein,
sich mit ihnen der Freude hinzugeben und mit ihnen das Brot und die Freundschaft
zu teilen.
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Knospe, du trägst die Kraft zur
Blüte
Der Bischof und aller Aufgabe ist es, nachzudenken
über eine Kirche, die mehr denn je im Menschen tiefe Wurzeln schlagen
muß, um den Stürmen standzuhalten. |