Brief vom Februar 2002

 
Vor sieben Jahren...
 

PARTENIA

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Il y a sept ans...  Vor sieben Jahren … 
 
Vor sieben Jahren, am 13. Januar 1995, wurde Jacques Gaillot, seit 1982 Bischof von Evreux, vom Vatikan abgesetzt; er sollte sich fortan mit dem "Titel" des Bischofs von Partenia begnügen, einem nordafrikanischen Bistum, das seit dem 6. Jahrhundert verschwunden ist. Dieses ungewöhnliche Ereignis warf in der Öffentlichkeit - sowohl in Frankreich als auch im Ausland - große Wellen. Bei allen Reaktionen überwog die Entrüstung, denn für Glaubende und Ungläubige war die von Rom getroffene Maßnahme zutiefst ungerecht: nicht nur weil Jacques Gaillot in Evreux ein besonders aktiver und klarsichtiger Oberhirte gewesen war, sondern weil die Botschaft, die er durch seine Worte, sein Zeugnis und seine Schriften vermittelte, sich ganz deckte mit der Botschaft des Evangeliums, die sich vor allem an die Armen richtet, an die Bedürftigen, die Fremden, die Kranken, die "Sünder". Die allgemeine Empörung äußerte sich auf verschiedene Arten: durch spontane Demonstrationen in Evreux und vor den meisten Bischofspalais. Die Bistumsleiter wurden energisch aufgefordert, den Leuten zu erklären, was in der Kirche schief gelaufen war - die Absetzung des Bischofs von Evreux wies ja darauf hin - und warum die Richtlinien des 2. Vatikanischen Konzils so zaghaft angewendet wurden. Letzteres hatte doch im Gegensatz zur eher zentralistischen und mit vertikalen Strukturen ausgestatteten Institution den gemeinschaftlichen und kollegialen Charakter der Kirche betont. Es bildeten sich spontan Gruppen und Vereinigungen, die sich alle auf Partenia beriefen und entschlossen waren zu verhindern, dass über den "Fall Gaillot" der Mantel des Schweigens ausgebreitet werde. Vor allem die sehr zahlreichen Zuschriften - an den Vatikan, an den Nuntius, an die Bischöfe, an die Zeitungen, an Jacques Gaillot persönlich zeigen, dass das, was im Januar 1995 geschehen ist, nicht einfach eine Fußnote der Kirchengeschichte darstellt, die dem Vergessen anheimfallen wird, sondern dass dieses Ereignis sich fortsetzt und sieben Jahre später immer noch Fragen aufwirft, denen sich die Verantwortlichen in der Kirche zu stellen haben. Deshalb habe ich, mit dem Einverständnis meiner Freunde der Organisation "Partenia 2000" von Paris, als Freund von Jacques Gaillot, aber auch als Christ und Historiker, beschlossen, ein Buch mit dem einfachen Titel "Jacques Gaillot" zu veröffentlichen. Es wird am 15. Februar 2002 im Verlag Desclée de Brouwer in Paris erscheinen.

Pierre Pierrard