|
|
- Die Eucharistie,
Feier eines Gottes, der frei macht
"Das wahre Wort Gottes ist das, das vom Himmel
herabsteigt und der Welt das Leben gibt... Ich bin vom Himmel
gekommen, um zu tun, was der will, der mich gesandt hat. Und
er will von mir, dass ich niemand von denen verliere, die er
mir gegeben hat. Vielmehr soll ich sie alle am letzten Tag zum
Leben erwecken..." (Joh 6, 33.38-39).
Für immer in Freiheit leben, dank dem "Menschensohn,
der gekommen ist... sein Leben hinzugeben als Lösegeld für
alle Menschen" (Mk 10,45): Das steht im Zentrum jeder Eucharistiefeier.
Seit dem II. Vatikanischen Konzil wird das Moment der Befreiung
in der heiligen Messe wieder stärker spürbar. Beim
eucharistischen Hochgebet ist die Gemeinde nicht mehr auf den
Knien, sondern sie steht, als Ausdruck dafür, dass wir einen
Gott feiern, der befreit, einen Gott, der uns vor dem Bösen
und vor dem Tod bewahrt.
|
Es ist zunächst eine Feier, zu der ein ganzes Volk eingeladen
ist, ein Festessen, wo die Gäste sich Zeit nehmen, um einander
anzuschauen, einander zuzuhören und durch den Austausch
mit den andern die Last des Alltags abzuwerfen. |
Eine Zeit, in der man sich öffnet, empfänglich
ist, wo man sich bewusst wird, dass der Mensch noch etwas anderes
verspürt als den körperlichen Hunger: "Der Mensch
lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem
Munde Gottes kommt." Befreiung des Herzens, um dieses Wort
aufzunehmen.
Im Verlauf der im Ersten und im Zweiten Testament beschriebenen
Geschichte sehen wir, wie Gott eingreift, um dem Menschen, wer
er auch sein mag, auf die Beine zu helfen, ganz besonders jenen,
denen er eine Mission anvertraut: Abraham, Moses und das Volk
Israel, das aus der Knechtschaft Ägyptens oder Babylons
befreit wird.
- Ein Leitmotiv lautet:
- "Fürchte dich nicht! Steh auf und geh!"
|
|
Im Gefolge zahlreicher Propheten spricht Jesus diese Worte
mit belebender Kraft aus gegenüber den Kranken und Gebrechlichen
(Gelähmte, Blinde, Gehörlose), auch gegenüber
den Opfern von allerlei Unglück und gegenüber den Menschen,
die in der Hölle eines Lebens ohne Perspektiven eingeschlossen
sind. "Geh hin, dein Glaube hat dich gerettet!" Er
selbst ist frei, er zeigt es, indem er sich von Zwängen,
die den Leuten vom Gesetz auferlegt sind; nicht einschränken
lässt, vom Sabbatgebot zum Beispiel. Seine einzige Regel
lautet: Gutes tun, lieber "einem Menschen das Leben retten
als ihn umkommen zu lassen" (Mk 3,4).
Diese Geschehnisse, die in der Eucharistiefeier kommentiert
werden und über die meditiert wird, münden in ein gemeinsames,
feierliches Gebet und führen zu einer innerlichen Befreiung,
die uns aufrecht stehen lässt, in lobpreisender Haltung,
und uns wie aus einem Munde mit der Person, die das Dankeslied
vorträgt, einen gesungenen Dialog führen lässt:
"Dir, heiliger Vater, sei Lob und Ruhm durch Jesus Christus.
Er ist der Weg, der zu dir hinführt, er ist die Wahrheit,
die frei macht, er ist das Leben, das mit Freude erfüllt...".
Aufrecht auch bei der Kommunion, wie die Israeliten, die das
Passalamm in einer zum Aufbruch bereiten Haltung aßen,
die Lenden gegürtet und die Schuhe an den Füßen,
bereit zum Aufbruch ins Unbekannte, in ein voll und ganz befreites
Land.
|
Aber zwischen dem Aufbruch und der Ankunft im verheißenen
Land liegen vierzig Jahre Wüste, die lange Prüfung,
die dank der Tag für Tag geübten Geduld zur Befreiung
führt. |
Befreit, ja, aber im Sinne von "schon" und "noch
nicht" befreit! "Eure Vorfahren haben das Manna gegessen
und sie sind gestorben. Wer von diesem Brot isst, das vom Himmel
herabgekommen ist, wird nicht sterben, sondern in Ewigkeit leben"
(Joh 6,49 ff.).
Diese befreiende Dimension erleben, sowohl in der Welt
als auch in unseren Kirchen, den Glauben, der uns beseelt, mit
Worten ausdrücken, die durch die Kultur des dritten Jahrtausends
geprägt sind, mit unserer Art, in unseren Gemeinschaften
partnerschaftliche Beziehungen zu pflegen, befreit von hinfälligen
Regeln, die das Wesentliche verdecken, so wie die ersten Christen
von Antiochia, die sich nicht beschneiden ließen und diese
Streitfrage den Aposteln und Gemeindeältesten in Jerusalem
vorlegten. So wurde den Heiden die Tür zum Evangelium geöffnet
(siehe Apostelgeschichte 15). Paulus betont es: "Christus
hat uns befreit; er will, dass wir jetzt auch frei bleiben"
(Gal 5,1). |