Die aufgeschlagene Bibel:
November 2004 

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  Die Eucharistie, Feier eines Gottes, der frei macht

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Die Eucharistie, Feier eines Gottes, der frei macht

"Das wahre Wort Gottes ist das, das vom Himmel herabsteigt und der Welt das Leben gibt... Ich bin vom Himmel gekommen, um zu tun, was der will, der mich gesandt hat. Und er will von mir, dass ich niemand von denen verliere, die er mir gegeben hat. Vielmehr soll ich sie alle am letzten Tag zum Leben erwecken..." (Joh 6, 33.38-39).

Für immer in Freiheit leben, dank dem "Menschensohn, der gekommen ist... sein Leben hinzugeben als Lösegeld für alle Menschen" (Mk 10,45): Das steht im Zentrum jeder Eucharistiefeier. Seit dem II. Vatikanischen Konzil wird das Moment der Befreiung in der heiligen Messe wieder stärker spürbar. Beim eucharistischen Hochgebet ist die Gemeinde nicht mehr auf den Knien, sondern sie steht, als Ausdruck dafür, dass wir einen Gott feiern, der befreit, einen Gott, der uns vor dem Bösen und vor dem Tod bewahrt.

partager avec les autres Es ist zunächst eine Feier, zu der ein ganzes Volk eingeladen ist, ein Festessen, wo die Gäste sich Zeit nehmen, um einander anzuschauen, einander zuzuhören und durch den Austausch mit den andern die Last des Alltags abzuwerfen. 

Eine Zeit, in der man sich öffnet, empfänglich ist, wo man sich bewusst wird, dass der Mensch noch etwas anderes verspürt als den körperlichen Hunger: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt." Befreiung des Herzens, um dieses Wort aufzunehmen.

Im Verlauf der im Ersten und im Zweiten Testament beschriebenen Geschichte sehen wir, wie Gott eingreift, um dem Menschen, wer er auch sein mag, auf die Beine zu helfen, ganz besonders jenen, denen er eine Mission anvertraut: Abraham, Moses und das Volk Israel, das aus der Knechtschaft Ägyptens oder Babylons befreit wird.

Ein Leitmotiv lautet:
"Fürchte dich nicht! Steh auf und geh!" 

lève-toi et va!

Im Gefolge zahlreicher Propheten spricht Jesus diese Worte mit belebender Kraft aus gegenüber den Kranken und Gebrechlichen (Gelähmte, Blinde, Gehörlose), auch gegenüber den Opfern von allerlei Unglück und gegenüber den Menschen, die in der Hölle eines Lebens ohne Perspektiven eingeschlossen sind. "Geh hin, dein Glaube hat dich gerettet!" Er selbst ist frei, er zeigt es, indem er sich von Zwängen, die den Leuten vom Gesetz auferlegt sind; nicht einschränken lässt, vom Sabbatgebot zum Beispiel. Seine einzige Regel lautet: Gutes tun, lieber "einem Menschen das Leben retten als ihn umkommen zu lassen" (Mk 3,4).

Diese Geschehnisse, die in der Eucharistiefeier kommentiert werden und über die meditiert wird, münden in ein gemeinsames, feierliches Gebet und führen zu einer innerlichen Befreiung, die uns aufrecht stehen lässt, in lobpreisender Haltung, und uns wie aus einem Munde mit der Person, die das Dankeslied vorträgt, einen gesungenen Dialog führen lässt: "Dir, heiliger Vater, sei Lob und Ruhm durch Jesus Christus. Er ist der Weg, der zu dir hinführt, er ist die Wahrheit, die frei macht, er ist das Leben, das mit Freude erfüllt...".
Aufrecht auch bei der Kommunion, wie die Israeliten, die das Passalamm in einer zum Aufbruch bereiten Haltung aßen, die Lenden gegürtet und die Schuhe an den Füßen, bereit zum Aufbruch ins Unbekannte, in ein voll und ganz befreites Land.

longue épreuve Aber zwischen dem Aufbruch und der Ankunft im verheißenen Land liegen vierzig Jahre Wüste, die lange Prüfung, die dank der Tag für Tag geübten Geduld zur Befreiung führt.  

Befreit, ja, aber im Sinne von "schon" und "noch nicht" befreit! "Eure Vorfahren haben das Manna gegessen und sie sind gestorben. Wer von diesem Brot isst, das vom Himmel herabgekommen ist, wird nicht sterben, sondern in Ewigkeit leben" (Joh 6,49 ff.).

Diese befreiende Dimension erleben, sowohl in der Welt als auch in unseren Kirchen, den Glauben, der uns beseelt, mit Worten ausdrücken, die durch die Kultur des dritten Jahrtausends geprägt sind, mit unserer Art, in unseren Gemeinschaften partnerschaftliche Beziehungen zu pflegen, befreit von hinfälligen Regeln, die das Wesentliche verdecken, so wie die ersten Christen von Antiochia, die sich nicht beschneiden ließen und diese Streitfrage den Aposteln und Gemeindeältesten in Jerusalem vorlegten. So wurde den Heiden die Tür zum Evangelium geöffnet (siehe Apostelgeschichte 15). Paulus betont es: "Christus hat uns befreit; er will, dass wir jetzt auch frei bleiben" (Gal 5,1).