Logbuch: Juli 2004 

  Hommage an Maurice Audin Pfingstfest der Völker
  Am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Im Wallis
 
   Machtlos, aber frei
 

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Hommage an Maurice Audin

place Maurice Audin Feierliche Einweihung des "Maurice Audin"-Platzes im 5. Arrondissement durch den Bürgermeister von Paris. Die Mittagsglocken läuteten und die Sonne schien strahlend auf den Platz, wo wir, einige hundert Personen, auf die Zeremonie warteten. 

Maurice Audin wurde am 21. Juni 1957, im Alter von 25 Jahren, in Alger vom französischen Militär zu Tode gefoltert. Die Verhaftung dieses aktiven Gegners des Kolonialismus und Kommunisten - er war ein hochbegabter Mathematiker - erfolgte an seinem Wohnort, wo er mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebte. 

Maurice Audin

Seine Leiche ist nie gefunden worden. Aber es ist bekannt, dass derjenige, der ihn getötet hat, seine militärische Karriere fortgesetzt hat und zum Kommandanten der Ehrenlegion ernannt worden ist.
Lange genug hat es gedauert, bis der rehabilitiert wurde, über den man absichtlich den Mantel des Vergessens gebreitet hatte.
Ich bewunderte diesen mutigen Mann, der Recht hatte - zu früh Recht hatte. Seine Frau - sie war an diesem Tag auch dabei und ich begrüßte sie - hatte sehr lange auf diesen Tag warten müssen.

     

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Pfingstfest der Völker

Macondo Bassano del Grappa in Norditalien, in der Gegend von Treviso, ist von Weinbergen und Olivenbäumen umgeben und liegt paradiesisch schön am Fuß der Berge. Ich war dorthin gereist, weil mich die Organisation "Macondo" zu ihrem Pfingsttreffen eingeladen hatte. 

Macondo bemüht sich um die Annäherung zwischen den Völkern, indem der Austausch und die Solidarität mit Gemeinschaften Afrikas und Lateinamerikas gepflegt werden. Alle werden hier herzlich aufgenommen, woher sie auch kommen mögen. Produkte aus den jeweiligen Ländern werden an den Ständen angeboten, Tamtam-Rhythmen ertönen.

Am Vormittag hielt ich eine Ansprache, zusammen mit einem Südafrikaner, einem Bolivianer und einer Frau aus Ecuador. Am Nachmittag fand der von zahlreichen Leuten besuchte Pfingstgottesdienst statt.
Soviel Jugend um mich herum, reich an missionarischer Erfahrung, geprägt vom kulturellen Austausch und beseelt von solidarischem Geist!
 

la jeunesse


Junge Leute, die Jesus nachfolgen und sozusagen aufs weite Meer hinaus gefahren sind. Sie legen die im Evangelium geforderte Unerschrockenheit an den Tag. Wie können wir den Geist von Pfingsten empfangen, ohne aus der Enge auszubrechen?
   

 

     
   

Am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte

Die große Aula in Straßburg ist fast voll. Ich bin auch unter den geladenen Gästen. Eine Glocke ertönt, aller erheben sich, um die Richter zu empfangen. Zwanzig Richter - sie stammen aus verschiedenen Ländern - treten schweigend herein. Der Präsident ist Schweizer. Auf diese Eingangszeremonie folgen die Plädoyers der Anwälte.

l'affaire Ocalan Worum geht es? Um den Fall Öcalan. 1998 wurde der Kurdenführer aus Syrien, wo er seit Jahren gelebt hatte, ausgewiesen. 

Nach einer Irrfahrt, die ihn nach Griechenland, Russland, Italien und Kenia führte, wurde er von türkischen Agenten entführt und in Nairobi an Bord eines Flugzeugs gebracht, das in die Türkei flog. Seit 1999 ist er auf der Insel Imrali gefangen, in totaler Isolation, unmenschlicher Behandlung ausgesetzt. Erst wurde er zum Tode verurteilt, dann wurde die Todesstrafe in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt.
Dass der Fall Öcalan vor den Europäischen Gerichtshof kommt, ist für die Kurden höchst wichtig. Ein historischer Tag. Der Europäische Gerichtshof wird sich zum Fall Öcalan äußern müssen.

Tausende von Kurden sind mit dem Bus nach Straßburg gefahren, aus Frankreich und Deutschland. Sie ziehen bis zum Meinau-Stadion, wo eine feierliche Kundgebung stattfindet. Zusammen mit den Anwälten begleite ich sie bei brütender Hitze. 

manifestation

Das Urteil ist noch nicht bekannt, aber jetzt wird erst mal gefeiert: Die Kurdenfrage wird offiziell vor einer europäischen Instanz behandelt. Öcalan kann von seinem Volk nicht getrennt werden.

   

 

     
   

Im Wallis

Monthey en Suisse In dieser schönen Gegend der Schweiz liegt Monthey, eine kleine Stadt von etwa 15 000 Einwohnern, die durch den Umstand bemerkenswert ist, dass sie 83 Nationalitäten zählt. Im Theatersaal, wo ich über die Integration der Ausländer sprechen soll, ist eine ganze Galerie von Farbporträts eingerichtet: die Gesichter von Männern und Frauen, die in Monthey wohnen und die die ganze Vielfalt der Nationalitäten widerspiegeln. 

Um die Ausländer zu verstehen, sollte man wenigstens einen von ihnen zum Freund haben, sein Gesicht kennen. Bevor der Fremde ein Problem ist, ist er eine Person. 

multinational

Im Collège sind zwei Begegnungen mit Jungen vorgesehen. Sie sind lebhaft und strahlen Offenheit aus. Ein Psychologe ist auch dabei, der für einen spannenden Austausch sorgt. Die gründlich vorbereiteten Fragen betreffen wichtige gesellschaftliche Probleme: den Rassismus, die Gewalt, die Todesstrafe, die Abtreibung, die Beschneidung der Frau, die Heirat unter Homosexuellen... aber bei keiner einzigen geht es um das Wesentliche des christlichen Glaubens: um das, was Jesus vom Sinn des menschlichen Lebens offenbart, um seine Beziehung zu Gott, um das Schicksals des Universums. Die christliche Religion ist nicht in erster Linie eine Morallehre.