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Hommage an Maurice Audin
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Feierliche Einweihung des "Maurice Audin"-Platzes
im 5. Arrondissement durch den Bürgermeister von Paris.
Die Mittagsglocken läuteten und die Sonne schien strahlend
auf den Platz, wo wir, einige hundert Personen, auf die Zeremonie
warteten. |
Maurice Audin wurde am 21. Juni 1957, im Alter von 25 Jahren,
in Alger vom französischen Militär zu Tode gefoltert.
Die Verhaftung dieses aktiven Gegners des Kolonialismus und Kommunisten
- er war ein hochbegabter Mathematiker - erfolgte an seinem Wohnort,
wo er mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebte. |
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Seine Leiche ist nie gefunden worden. Aber es ist bekannt,
dass derjenige, der ihn getötet hat, seine militärische
Karriere fortgesetzt hat und zum Kommandanten der Ehrenlegion
ernannt worden ist.
Lange genug hat es gedauert, bis der rehabilitiert wurde, über
den man absichtlich den Mantel des Vergessens gebreitet hatte.
Ich bewunderte diesen mutigen Mann, der Recht hatte - zu früh
Recht hatte. Seine Frau - sie war an diesem Tag auch dabei und
ich begrüßte sie - hatte sehr lange auf diesen Tag
warten müssen. |
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Pfingstfest der Völker
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Bassano del Grappa in Norditalien, in der Gegend von Treviso,
ist von Weinbergen und Olivenbäumen umgeben und liegt paradiesisch
schön am Fuß der Berge. Ich war dorthin gereist, weil
mich die Organisation "Macondo" zu ihrem Pfingsttreffen
eingeladen hatte. |
Macondo bemüht sich um die Annäherung zwischen den
Völkern, indem der Austausch und die Solidarität mit
Gemeinschaften Afrikas und Lateinamerikas gepflegt werden. Alle
werden hier herzlich aufgenommen, woher sie auch kommen mögen.
Produkte aus den jeweiligen Ländern werden an den Ständen
angeboten, Tamtam-Rhythmen ertönen.
Am Vormittag hielt ich eine Ansprache, zusammen mit einem
Südafrikaner, einem Bolivianer und einer Frau aus Ecuador.
Am Nachmittag fand der von zahlreichen Leuten besuchte Pfingstgottesdienst
statt.
Soviel Jugend um mich herum, reich an missionarischer Erfahrung,
geprägt vom kulturellen Austausch und beseelt von solidarischem
Geist! |
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Junge Leute, die Jesus nachfolgen und sozusagen aufs weite Meer
hinaus gefahren sind. Sie legen die im Evangelium geforderte
Unerschrockenheit an den Tag. Wie können wir den Geist von
Pfingsten empfangen, ohne aus der Enge auszubrechen?
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Am Europäischen Gerichtshof
für Menschenrechte
Die große Aula in Straßburg ist fast voll.
Ich bin auch unter den geladenen Gästen. Eine Glocke ertönt,
aller erheben sich, um die Richter zu empfangen. Zwanzig Richter
- sie stammen aus verschiedenen Ländern - treten schweigend
herein. Der Präsident ist Schweizer. Auf diese Eingangszeremonie
folgen die Plädoyers der Anwälte.
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Worum geht es? Um den Fall Öcalan. 1998 wurde der Kurdenführer
aus Syrien, wo er seit Jahren gelebt hatte, ausgewiesen. |
Nach einer Irrfahrt, die ihn nach Griechenland, Russland,
Italien und Kenia führte, wurde er von türkischen Agenten
entführt und in Nairobi an Bord eines Flugzeugs gebracht,
das in die Türkei flog. Seit 1999 ist er auf der Insel Imrali
gefangen, in totaler Isolation, unmenschlicher Behandlung ausgesetzt.
Erst wurde er zum Tode verurteilt, dann wurde die Todesstrafe
in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt.
Dass der Fall Öcalan vor den Europäischen Gerichtshof
kommt, ist für die Kurden höchst wichtig. Ein historischer
Tag. Der Europäische Gerichtshof wird sich zum Fall Öcalan
äußern müssen.
Tausende von Kurden sind mit dem Bus nach Straßburg
gefahren, aus Frankreich und Deutschland. Sie ziehen bis zum
Meinau-Stadion, wo eine feierliche Kundgebung stattfindet. Zusammen
mit den Anwälten begleite ich sie bei brütender Hitze. |
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Das Urteil ist noch nicht bekannt, aber jetzt wird erst
mal gefeiert: Die Kurdenfrage wird offiziell vor einer europäischen
Instanz behandelt. Öcalan kann von seinem Volk nicht getrennt
werden. |
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Im Wallis
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In dieser schönen Gegend der Schweiz liegt Monthey, eine
kleine Stadt von etwa 15 000 Einwohnern, die durch den Umstand
bemerkenswert ist, dass sie 83 Nationalitäten zählt.
Im Theatersaal, wo ich über die Integration der Ausländer
sprechen soll, ist eine ganze Galerie von Farbporträts eingerichtet:
die Gesichter von Männern und Frauen, die in Monthey wohnen
und die die ganze Vielfalt der Nationalitäten widerspiegeln. |
Um die Ausländer zu verstehen, sollte man wenigstens
einen von ihnen zum Freund haben, sein Gesicht kennen. Bevor
der Fremde ein Problem ist, ist er eine Person. |
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Im Collège sind zwei Begegnungen mit Jungen vorgesehen.
Sie sind lebhaft und strahlen Offenheit aus. Ein Psychologe ist
auch dabei, der für einen spannenden Austausch sorgt. Die
gründlich vorbereiteten Fragen betreffen wichtige gesellschaftliche
Probleme: den Rassismus, die Gewalt, die Todesstrafe, die Abtreibung,
die Beschneidung der Frau, die Heirat unter Homosexuellen...
aber bei keiner einzigen geht es um das Wesentliche des christlichen
Glaubens: um das, was Jesus vom Sinn des menschlichen Lebens
offenbart, um seine Beziehung zu Gott, um das Schicksals des
Universums. Die christliche Religion ist nicht in erster Linie
eine Morallehre. |
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