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Kämpfende Frauen
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Zum ersten Mal sah ich eine Gruppe von Frauen im Hungerstreik.
42 afrikanische Familienmütter hatten diesen schwerwiegenden
Entscheid getroffen und hatten ein leerstehendes, halb verfallenes
Haus besetzt. Zu wiederholten Malen hatten sie eine anständige
Wohnung verlangt. Umsonst. Heute haben sie nichts mehr zu verlieren
und sind bereit, in ihrem Kampf bis zum Äußersten
zu gehen. |
Am 16. Tag ihres Hungerstreiks liegen sie draußen auf
der Straße mit ihren Kindern auf Matratzen.
Sie sind erschöpft, gedemütigt, aber immer noch entschlossen. |
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Man ist versucht weg zu schauen, es ist unerträglich.
Ich schäme mich für mein Land. Wie kann unsere Gesellschaft
eine solche Situation dulden?
Ich wage es, ihnen ein wenig Hoffnung zu machen, denn es gibt
keine ausweglosen Situationen. Die Lösung ist nicht abschieben,
sondern verhandeln.
Drei Frauen sind die Wortführerinnen der Gruppe, aber sie
können kaum aufrecht stehen! Zum Glück sind viele Leute
da, die die Rebellinnen unterstützen wollen.
Wir fahren zum Stadthaus, wo der Präfekt persönlich
unsere Delegation empfängt. Und dann - eine wunderbare Überraschung:
Man findet einen Ausweg. Man verspricht, für all diese Familien
eine Unterkunft zu finden. |
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Hundert Jahre: Das muß
gefeiert werden...
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1904-2004: Die von Jaurès gegründete kommunistische
Zeitung "L'Humanité" feiert ihr hundertjähriges
Bestehen. |
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- Das Echo eines ungewöhnlichen Jahrhunderts. Eine
Zeitung, die so vielen Männern und Frauen in ihrem Kampf
um Gerechtigkeit und Frieden beigestanden hat.
- In der großen Halle des Kaufladens La Villette in
Paris sind 5000 Gäste versammelt, die aus allen Regionen
Frankreichs her gereist sind. Als eingeladener Gast nehme ich
neben der Sekretärin der kommunistischen Partei und einem
ehemaligen Minister Platz.
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Es herrscht eine herzliche Atmosphäre, die Gesichter
strahlen. Es ist ein Fest der Brüderlichkeit. Immer wieder
schüttle ich Hände und unterschreibe die Sondernummer
der "Humanité", wo Leute mit verschiedenstem
Hintergrund zum Wort kommen. |
Während dem Essen tritt am Mikrofon ein Redner nach dem
andern auf. Nun bin ich an der Reihe. Ich erinnere an Jaurès,
an seinen Traum von der Gleichheit unter den Menschen. Das Morgen
ist eine unerledigte Aufgabe. Wir sind verantwortlich für
die Zukunft.
Ich verließ eine frohe Versammlung, das Fest sollte noch
bis in die Nacht hinein dauern. Wenn das Leben hart ist, ist
es um so wichtiger, dass man sich von Zeit zu Zeit freuen kann.
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Ein Film über die
Roma
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Ein schöner Film, der mich sehr berührt. Ich sehe
bekannte Gesichter wieder, Wohnwagen, in denen man mich empfangen
hat, und diese vernachlässigten Orte, die von den meisten
gemieden werden. Zwei Junge haben diesen Film im Rahmen ihrer
Arbeit gedreht - bravo! |
Die Roma reden über ihren Alltag, über die Ungewissheit,
die sie quält. Sie möchten doch so leben wie alle andern
auch! Sie setzen alle Hebel in Bewegung, damit ihre Kinder zur
Schule gehen können, Französisch sprechen können,
eine Zukunft haben.
Aber die Ausweisung hängt nun wie ein Damoklesschwert
über ihren Köpfen. Der Bürgermeister, der Pfarrer,
die Schulleiterin, organisierte Aktivisten bezeugen ihre Solidarität.
Sie sind mit ihnen in dieser Nacht, wo sie wie auf glühenden
Kohlen sitzen.
Plötzlich durchbrechen heranbrausende Polizeiautos die Stille.
Hektik, Schreie und Weinen. Die Familien werden abtransportiert,
man weiß nicht wohin. Eine Massenverhaftung. |
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Am Tag fährt ein Kran auf und zerstört einen
Wohnwagen nach dem andern mit allem, was drin ist. Schwer zu
ertragende Bilder.
Die Roma sind die Parias Europas.
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Soeben sind zehn neue Länder zu Europa gestoßen.
Und die Roma werden abgeschoben. Das wirft doch Fragen auf: Wie
kann das europäische Haus gebaut werden, wenn die Schwächsten
nicht geachtet werden, wenn die Minderheiten keine Rechte haben? |
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Auf der syrischen Botschaft
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Aktam Naisse ist ein syrischer Advokat von 53 Jahren, bei
Amnesty International kennt man ihn gut. Er ist Präsident
der Komitees zur Verteidigung der demokratischen Rechte und der
Menschenrechte in Syrien. |
Er wurde verhaftet, nachdem er von der Abteilung für
militärische Sicherheit von Lattakié eine Vorladung
erhalten hatte.
Aktam Naisse hatte schon 1991 und 1998 im Gefängnis gesessen,
weil er sich für einen Rechtsstaat in seinem Land ausgesprochen
hatte. Ich hatte damals diesen unermüdlichen Kämpfer
unterstützt. Er verkörpert in meinen Augen die Kraft
des Schwachen. Einer, der die Machthaber nicht fürchtet.
Dieses Mal soll er im Gefängnis eine Hirnblutung erlitten
haben. Es heißt, er sei teilweise gelähmt.
Ich treffe mich mit den verschiedenen Menschenrechtsorganisationen;
um ihn und andere Gefangene, die auch wegen ihren Meinungsäußerungen
verhaftet wurden, zu verteidigen. |
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Die Polizei verbietet uns den Zugang zur Botschaft. Man
will auch keine Delegation empfangen. Aber es hat ein paar Reporter
und vor allem ein Fernsehteam des in arabischen Ländern
wichtigen Senders Al-Jazira. |
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