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- Drei Fragen an... Jacques
Gaillot
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- Sind Sie der Meinung, dass der
Tod des Al-Kaida-Chefs al Sarkawi im Irak einen Sieg der amerikanischen
Antiterrorpolitik darstellt?
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- Für die amerikanische Regierung
ist es ohne Zweifel ein politischer Erfolg. Sarkawi war der Feind
Nummer eins. Aber ist nicht er es, der gewonnen hat? Dieser Gotteskrieger
hat den Kampf, den er im Irak gegen Amerikaner und Schiiten führen
wollte, erfolgreich initiiert.
Bin Laden hat ihn als seinen Stellvertreter im Irak betrachtet;
auf ihn wurde von den Vereinigten Staaten ein Kopfgeld von 25
Millionen Dollar ausgesetzt. Wenn das kein Triumph ist!
Die Liquidierung Al Sarkawis hat der Gewalt nicht Einhalt gebieten
können. Sein Nachfolger und die radikalen Islamisten setzen
den Kampf fort. Ihre Bibel ist der Hass auf den Westen.
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Es sollten starke Zeichen gesetzt werden,
um die antiwestliche Propaganda zu entschärfen: Die Schließung
des Gefangenenlagers von Guantanamo und der Rückzug der
amerikanischen Truppen aus dem Irak. |
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- Was halten Sie vom amerikanischen
Vorschlag, in Sachen Atomkraft direkt mit dem Iran u verhandeln?
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Das ist eine positive Überraschung.
Washingtons Kehrtwendung beweist, dass Verhandlungen auch nach
einem 26-jährigen Unterbruch der diplomatischen Beziehungen
noch möglich sind. Durch diese amerikanische Initiative
verändert sich die Ausgangslage. |
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- Es geht nicht darum, dass einer
dem andern gegenüber Nachsicht walten lässt. Der Iran
kann nicht isoliert bleiben. Es liegt in seinem Interesse, den
Dialog wieder aufzunehmen. Aus wirtschaftlichen Gründen
ist das Land darauf angewiesen, dass die amerikanischen Sanktionen
aufgehoben werden.
Dialog und Verhandlungen haben Vorrang
vor Gewalt und Drohungen. Ist es nicht im Interesse der Völker,
dem Frieden eine Chance geben zu wollen? Wenn man sich die Fußballspiele
an der Weltmeisterschaft in Deutschland ansieht, ist es doch
offenkundig, dass die verschiedenen Völker auf dieser Erde
dazu bestimmt sind, einander zu begegnen, den Austausch zu pflegen
und zu teilen! |
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- Welchen Eindruck macht es Ihnen,
wenn Sie sehen, wie eine Frau (Ségolène Royal)
der Linken die Umfragen im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen
dominiert?
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- Der Begriff "Dominieren"
macht mir gar keinen Eindruck. Er drückt Gewalt aus und
die Macht, die man die andern spüren lässt. Es gibt
keine Hierarchie unter den Menschen.
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- Die Tatsache, dass eine Frau alte
Hasen der politischen Linken weit hinter sich lässt, ist
mir nicht unsympathisch. Es ist ein kultureller Wechsel, der
die Gewohnheiten und Ansichten auf den Kopf stellt.
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- Ségolène Royal hätte
mich beeindruckt, wenn sie sich klar gegen das neue Immigrationsgesetz
ausgesprochen hätte, wenn sie auf die Unmenschlichkeit der
Maßnahmen gegen die schulpflichtigen Kinder der Sans-papiers,
die mit der Ausschaffung rechnen müssen, hinweisen würde.
Interview: Olivier Galzi
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