Fragen der Zeit

 
Drei Fragen an... Jacques Gaillot
 

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Drei Fragen an... Jacques Gaillot
 
Der Aufstand gegen den Erstanstellungsvertrag CPE (Vertrag für junge Leute unter 26 Jahren, der eine Probezeit - ohne Kündigungsschutz von zwei Jahren vorsieht) scheint an den Universitäten weitere Kreise zu ziehen. Was denken Sie von dieser Bewegung?
 
Gestern - im November 2005 - gab es die Revolte in den Banlieues. Heute - im März 2006 - gibt es den Streik an den Hochschulen.
Die Jungen der Vorstädte sind in der sozialen Hierarchie ganz zuunterst, oft ohne Schulbildung, und sie haben auf drastische Art auf ihre Zukunftslosigkeit aufmerksam gemacht, auf die Tatsache, dass man sie am Straßenrand stehen lässt.

étudiants Die Jungen an den Universitäten sind empört über diesen Erstanstellungsvertrag, der ihnen überhaupt keine Sicherheit gibt. Ihr Zorn ist Ausdruck ihrer Verunsicherung. Sie haben den Eindruck, dass die Politiker sie opfern. Wenn Studenten und Gymnasiasten in ganz Frankreich demonstrieren, dann ist das ein eindeutiges Signal: Die Gesellschaft kümmert sich nicht um die Zukunft dieser jungen Leute und um deren Eintritt ins Erwerbsleben. 
 
Oft hört man die Demonstranten sagen, es gebe einen"Bruch" zwischen der Nation und der Jugend. Was meinen Sie dazu?
 
Diese Kluft existiert vor allem gegenüber den politischen Verantwortungsträgern. Die studentische Jugend ist das Aushängeschild der Gesellschaft. Sie spürt mehr als andere Generationen zum Voraus, was das Morgen bringen wird. Man kann ihr das nicht aufzwingen, was man für sie als gut betrachtet.

Da ist eine Mauer des Unverständnisses zwischen ihr und der regierenden Macht. Es gibt keine Kommunikation und das ist nicht erst seit gestern so. Als der Präsident der Republik mit den Jungen über den europäischen Verfassungsentwurf diskutierte, befand er sich auf einem anderen Planeten als dem der Jungen. Als der Premierminister im Fernsehen über den CPE Auskunft gab, war die Wellenlänge auch nicht die gleiche wie die seiner jungen Zuhörer. Dieser Bruch ist gravierend. 

jeunes et le pouvoir

 
Verlassen wir unser Land. Georges Bush hat bei den Umfragen noch nie so tiefe Resultate erzielt - 36% sollen noch für ihn sein. Was hat dieser Umschwung der öffentlichen Meinung in Amerika zu bedeuten?
 
opinion publique Ein Grund für diesen Meinungswechsel der Amerikaner scheint mir die Lage im Irak zu sein, die sich dauernd verschlechtert. Die Leute sind getäuscht worden.
Heute steht das Land am Rande eines Bürgerkriegs. Terroristische Anschläge gibt es täglich. Nach wie vor kommen amerikanische Soldaten ums Leben. Es ist ein Skandal, wie die Gefangenen in den trostlosen irakischen Gefängnissen behandelt werden.
 
Die Vereinigten Staaten haben sich auf einen Krieg eingelassen, der nie hätte stattfinden sollen. Georges Bush weiß nicht, wie er sich aus dieser Falle wieder befreien soll. 
Interview: Olivier Galzi