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- Drei Fragen an... Jacques
Gaillot
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- In Bolivien stellt die Wahl eines
"Indianers" eine Wende in der Geschichte dieses Landes
dar. Wie beurteilen Sie das?
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Es ist ein Sieg der Demokratie. Das
Volk hat sich durchgesetzt. Nach und nach fallen die Diktaturen
in sich zusammen. In Lateinamerika, aber auch anderswo. |
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- Seit dem Fall der Berliner Mauer
hat es noch nie so viele Menschen gegeben, die unter einem demokratischen
Regime leben. Dieser demokratische Fortschritt ist ein Zeichen
der Zeit. Die Wahl eines "Indianers" in Bolivien ist
wirklich etwas noch nie da Gewesenes.
Ein "Indianer" wird zum Hoffnungsträger für
ein armes Volk. Eine beängstigende Verantwortung!
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- Diese Wahl scheint zusammen mit
der antiamerikanischen Politik vom Hugo Chavez in Venezuela fast
die Rückkehr zur "lateinamerikanischen Ideologie"
einzuläuten. Wie denken Sie darüber?
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- Die großen Ideologien, die
die Welt hätten ändern sollen, sind eine nach der andern
gestorben. Heute ist man zum Glück pragmatischer. Das Weltsozialforum
von Porto Alegre weckt die Hoffnung darauf, dass eine andere
Welt möglich ist, in der die Völker direkt miteinander
verbunden sind. Das geschieht momentan in Venezuela, in Chile,
in Bolivien.
- Andere Länder werden davon
angesteckt werden.
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Wie kommt es, dass ein Land ungeheure
Ressourcen besitzt, von denen aber das Volk nicht profitieren
kann? Das Volk kommt aus dem Elend nicht heraus, während
einige unglaubliche Vermögenssummen anhäufen! |
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- Hugo Chavez mit seinem "Öl
der Armen" oder Georges Bush mit seinem "Öl der
Reichen", ist es der gleiche Kampf?
Egal, worum es geht, man hat den Eindruck, dass das Öl zum
politischen (Druck-) Mittel par excellence geworden ist
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Im nächsten Jahrhundert werden
die Ölreserven aufgebraucht sein. Wer sich heute bereichert,
wird morgen mit leeren Händen da stehen. Daher ist es nötig,
dass man auf die erneuerbaren Energien setzt. Wir werden zum
Umdenken gezwungen sein. |
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Im Augenblick sind die Länder mit
großen Erdölvorkommen diejenigen, die das Sagen haben.
Man kann nicht auf sie verzichten. Sie sind reich, aber wem nützt
dieser Reichtum? Ich glaube, beim Öl geht es um eine Frage
der sozialen Gerechtigkeit, nicht darum, dass es als politische
Waffe eingesetzt wird. Auf dieser Basis muss der Kampf geführt
werden. |
Interview: Olivier Galzi
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