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- Drei Fragen an... Jacques
Gaillot
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- Die ganze Welt sorgt sich um
die Gesundheit des Papstes. Aber das Bild eines Papstes, am Fenster
des Krankenhauses, der es nicht schafft, den Segen zu sprechen
... das hat viele schockiert. Finden Sie, dass der Pontifex maximus
koste es, was es wolle im Amt bleiben soll, auch wenn er offenbar
nicht mehr im Vollbesitz seiner Fähigkeiten ist?
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Es war tatsächlich ein schockierendes
Bild. Wieso will man den Papst am Fenster der Klinik zeigen,
obwohl er nicht mehr sprechen und nicht den Segen sprechen kann? |
Und so entstehen wieder Gerüchte, die seinen Rücktritt
betreffen. Ein Schritt, der ihm und seinem Gewissen überlassen
bleibt.
In Rom hat schon die Ära nach Johannes Paul II. begonnen.
Es entbrennt ein Kampf um Einfluss, der für ein ungutes
Klima sorgt.
Johannes-Paul II. bleibt sich selber treu und geht seinen Weg
bis ans Ende. Die Frage allerdings bleibt bestehen: Wie dient
er seiner Kirche besser, indem er auf sein Amt verzichtet oder
indem er sich daran klammert? Ich denke, der Verzicht wäre
besser.
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- Erstaunlich viele Leute nahmen
an den Wahlen im Irak teil. Klar, die Schiiten sind in der Mehrheit
und sind die Sieger der Wahlen. Kann man Ihrer Ansicht nach von
einem Sieg des irakischen Volkes reden, oder ist es ein Sieg
der Amerikaner?
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- Der Sieg des irakischen Volkes ist
unbestritten. Es hat seine Würde bewahren können und
bewiesen, dass es nicht klein beigibt vor Drohungen und Attentätern.
Es ist eine großartige Lektion in Sachen Zivilcourage und
Demokratie.
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Zum ersten Mal seit Jahrzehnten konnten
die Iraker abstimmen. |
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- Trotz der Besetzung haben sie ihren
Willen kundgetan, ihr Schicksal selber in die Hand zu nehmen.
Es auch ein Sieg der Amerikaner. Die Wahlen haben am festgesetzten
Datum stattgefunden. Die Demokratie hat die Oberhand gewonnen
und die Terroristen sind desavouiert worden.
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- Die Journalisten sind jetzt eine
beliebte Zielscheibe der Geiselnehmer im Irak. Präsident
Chirac hat die Medienverantwortlichen in Frankreich aufgerufen,
keine Reporter mehr dorthin zu schicken. Welches sollte nach
Ihrer Meinung die Haltung der internationalen Medien sein?
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- Wenn die Reporter nicht mehr in
den Irak reisen können, nimmt man in Kauf, nicht mehr informiert
zu sein. Ein ganzes Volk wird im Angesicht der täglichen
Gewalt im Stich gelassen. Damit spielt man den Terroristen in
die Hände, die keine westlichen Journalisten mehr im Land
wollen: Diese sind ihnen nur hinderlich.
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Die Risiken dieses Berufs sind groß, aber besteht das größte
Risiko nicht darin, dass man ihnen verbietet, dorthin zu gehen,
wo ein Volk in Gefahr ist?
Interview: Olivier Galzi
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