Die aufgeschlagene Bibel:
Februar 2006 

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  "Wer bin ich?"

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"Wer bin ich?"

Mt 16,13-21: "Für wen haltet ihr mich?" Petrus antwortete: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes." - "Du darfst dich freuen, Simon…" Dann befahl Jesus den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Messias sei.
 
Jésus et les disciples Jesus - auf dem Weg, wohl auch auf der Suche nach seiner eigenen Identität - fragt seine Jünger: "Wer bin ich für euch?" Dieses "für euch" richtet sich an die Gruppe der Jünger, aber eigentlich ist es eine sehr persönliche Frage, die sich an jeden Einzelnen richtet, wer er auch sein möge. 
 
Kurz vorher haben die Jünger berichtet, was die Meinung der Leute ist: Für einige ist der Menschensohn "der Täufer Johannes, für andere Elija oder einer von den Propheten". Leichte Antworten, die kaum zu etwas verpflichten. Als Jesus "für euch" sagt, antwortet nur einer, nämlich Simon Petrus. - Haben die anderen aus Angst geschwiegen? War ihnen nicht klar; was sie sinnvollerweise hätten antworten sollen? - Aus dem Evangelium geht nicht hervor, dass Simon Petrus im Namen der Gruppe antwortet und dass alle denken wie er. Er drückt in aller Einfachheit und mit Überzeugung das aus, was ihm in diesem Moment, nachdem er schon einen langen Weg mit dem Meister zurückgelegt hat, offensichtlich zu sein scheint: "Du bist Christus, der versprochene Retter, der Sohn des lebendigen Gottes."
 
Für Petrus bedeutet der Ausdruck "Sohn des lebendigen Gottes": ein Mensch, der von Gott auf besondere Art geliebt wird und der ihm nahe ist. Petrus stellt sich den Messias so vor, wie dies sein Volk tut: Er ist der Retter, der Erlöser, der Israel vom römischen Joch befreien wird. Im Kontakt mit Jesus sieht Petrus zweifellos in ihm ein Wesen voller Menschlichkeit, einen, der es schafft, Blinde und Lahme wieder aufrecht gehen zu lassen, ein Prophet, der das Gewissen der Menschen von der Last der starren Gesetze befreit...
 
Und Jesus beglückwünscht Petrus zu diesen Worten, die so viel wahrer und richtiger sind als das, was die Leute über ihn sagen: "Du darfst dich freuen, Simon!" 

Jésus et Pierre

 
Dieses Sich-Herantasten an das Geheimnis der Person Christi ist zwar unvollkommen, aber es ist eine Quelle der Freude. Diese Erkenntnis ist nicht einer Elite vorbehalten oder den Experten auf religiösem Gebiet; ein Fischer von Galiläa hat Zugang zu ihr. Er steht für all diejenigen, die dem Meister nachfolgen mit dem aufrichtigen Wunsch, ihn kennen zu lernen.
 
Jesus fährt weiter: "Du hast diese Erkenntnis nicht aus dir selbst, mein Vater hat sie dir geoffenbart." Damit gibt er zu verstehen, dass diese Wahrheit über ihn noch unvollständig ist. In der Tat, "von da an begann Jesus seinen Jüngern zu eröffnen, er werde viel leiden müssen, getötet werden und am dritten Tag auferstehen" (Mt 16,21). Worauf Petrus sagt: "Nein! Das möge Gott verhüten!"

Man versteht, dass Jesus seinen Jüngern eingeschärft hat, niemandem zu sagen, dass er der versprochene Retter sei. Für sie in erster Linie, aber auch für die breiten Massen musste dies alles unvorstellbar und annehmbar sein.
 
le Messie Nach der Passion und der Auferstehung Jesu waren die Jünger aber bereit - gestärkt und erleuchtet durch den Geist -, aufzustehen und Zeugnis abzulegen von einer Wahrheit, die sie schmerzlich überrascht und geprägt hatte. 
 
Der echte Zeuge Christi - wie weit er auch schon sein möge auf dem Weg des Glaubens - posaunt seine Überzeugungen nicht aus. Wie der Apostel Paulus ist er sich bewusst, dass "unser Erkennen Stückwerk" ist (1 Kor 13,12). Petrus selbst ermahnt zur taktvollen Rede und zum Respekt, wenn wir über die Hoffnung befragt werden, die uns erfüllt (1 Petr 3,15-16).
 
Das soll uns nicht daran hindern, ein überzeugtes Wort zu sagen, das ausdrückt, was wir erfahren: Das ist das, was ich heute glaube sagen zu können; es macht mich glücklich, aber ich behaupte nicht, eine gänzlich zufriedenstellende Antwort geben zu können... Der Weg, den ich mit euch gehen werde, wird mir vielleicht helfen, klarer zu sehen. 

bout de chemin


"Ein Katechismus, der Freiheit atmet" von Jacques Gaillot
Ein Buch, dass dem kritischen Denken in der katholischen Kirche Raum gibt ...und für die Freiheit plädiert.