carnet de route
 
1.-Mai-Umzug  
Ökumenisches Treffen  
Ferien – das Glück, das einen größer macht  
Die Friedensbewegung  
   
   
1.-Mai-Umzug  
   
sortir de l'ombre Place de la République in Paris. Die Menschenmassen strömen von allen Seiten herbei. Tausende von Sans-papiers-Arbeitern treten aus dem Schatten heraus, stellen sich an die Spitze des Umzugs und nehmen den Applaus der Umstehenden entgegen. Dass sie Anerkennung erfahren, ist eine Ausnahme. Die Leute erfahren, dass viele von ihnen einen Lohnzettel haben, Steuern und Krankenkassenbeiträge bezahlen. Und das seit fünf, sieben, zehn und mehr Jahren. Was spricht gegen die Regularisierung?
 
   
Wenn ich frühmorgens aus dem Haus gehe, sehe ich lauter Farbige, die den Abfall wegräumen und die Trottoirs säubern. Zum Glück sind sie da!
Die Regierung weiß, dass es auf dem Bau, im Gastgewerbe, im Reinigungs- und Sicherheitsdienst an Arbeitskräften mangelt.
 
   
Die Präfekturen haben bereits einen ersten Schritt getan, indem sie den Angestellten eines renommierten Restaurants gültige Papiere beschafft haben. In der Banlieue sind 19 von 20 Angestellte des Gastgewerbes regularisiert worden; sie waren drei Wochen lang im Hungerstreik gewesen. Das ist schon ein Erfolg, aber um die Anerkennung des zwanzigsten Angestellten .wird immer noch gekämpft. Eine Türe der Hoffnung ist einen Spalt breit aufgemacht worden, täglich geht sie ein bisschen weiter auf. Tausende von Sans-papiers drängen hinein.
travailleurs sans papiers
 
   
Man muss schon sehen, dass sie hart arbeiten, um die Familien in ihrer Heimat zu ernähren. Von Senegalesen habe ich gehört, dass sie – jeder von ihnen – monatlich 50 Euro nach Hause schicken. «Mit dieser Summe hat unsere Familie einen Monat lang genug zum Leben.» Diese Solidarität ist je länger, desto notwendiger.
Dieser 1.-Mai-Umzug ist wirklich ein Fest. Musik, Parolen, Reden – das alles lässt die Angst in den Hintergrund treten. Wenn die Sans-papiers zu Tausenden beieinander sind, lässt sie die gemeinsame Hoffnung aufleben.
 
   
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Ökumenisches Treffen  
   
Es fand in der Schweiz statt, etwa 40 km von Zürich. Katholiken und Reformierte fanden sich in der katholischen Kirche zur jährlichen ökumenischen Feier ein. Das Wetter war prächtig. Die Musik und der Chorgesang trugen das Ihrige zur Verschönerung der Feier bei.  
   
célébrer l'Eucharistie Ich stand auf Wunsch der Gemeinde der Eucharistiefeier vor und richtete ein paar Worte an die Anwesenden. Nicht weit von mir, im Chor, stand eine Pastorin.
 
   
Es herrschte eine eindrucksvolle Atmosphäre; man spürte den Willen zur Begegnung aller auf einer gemeinsamen Ebene, wo es keine Unterschiede gibt zwischen den Einzelnen. Ein Austausch von Mensch zu Mensch, wo Masken, Titel, Funktionen keine Rolle spielen. Die Erfahrung zeigt, dass man kein Zeugnis ablegen kann für das Evangelium, wenn man von einer Position der Überlegenheit ausgeht, das heißt als Gebieter zu einem Untergebenen gewandt. Aber wenn sich die Menschen ohne das Betonen irgendwelcher Standes- oder anderer Unterschiede begegnen und wenn diese Beziehung echt ist, besteht die Möglichkeit, das Evangelium zu verkünden. Genau das geschah bei diesem Treffen zwischen den Konfessionen.  
   
Es folgte der eigentliche Austausch, Fragen wurden gestellt, wo man die Aufgeschlossenheit und Weltoffenheit herausspüren konnte.
ouverture sur le monde
 
   
Ich dachte: «Das sind nun wirklich Christen, die sich den andern zuwenden, denen Gerechtigkeit und Friede am Herzen liegen.» Aber was mir vor allem imponierte, war dieser Wille, in einer Welt zu leben, in der es keine Diskriminierung gibt. Die Sehnsucht nach der Gleichheit aller Menschen. Wo alle dieselben Rechte haben. Wo keiner über den andern herrschen darf. Katholiken und Reformierte wollen solidarisch sein und gemeinsam um eine menschlichere Welt kämpfen. Wenn das kein Mut machendes Zeichen ist!  
holder
 
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Ferien – das Glück, das einen größer macht  
   
Von drei Kindern muss eines auf Ferien verzichten, seine Eltern auch. Während dem langen Auffahrtswochenende organisiert die Bewegung «Secours populaire» („Volkshilfe“) Erlebnistage für 40 Familien der Ile-de-France im Burgund und für 40 Familien vom Burgund in der Ile-de-France.  
   
sortir en vacances In einem großen, weißen Zelt beim Bahnhof Gare de Lyon ist Besammlung. Der Zug fährt um 13 Uhr ab, aber einige Familien sind schon um neun Uhr gekommen, um dieses Ereignis ja nicht zu verpassen. Die Kinder sind entzückt. Es ist eine Freude, ihnen zuzusehen. Wie arm diese Familien sind, und wie wahr ihre Worte!
 
   
«Es ist hart zu sehen, wie die Kinder vor dem Fernseher sitzen oder im Quartier rumhängen. Es tut mir weh, dass sie nicht wie die andern in die Ferien verreisen können.»  
   
«Ich hätte Lust, überallhin zu gehen, wo es möglich ist. Hauptsache weg. Für wie lange und wo – das ist Nebensache.»  
   
«Mein Sohn ist zweieinhalb, aber ich konnte noch nie mit ihm wegfahren, weil ich nicht genug verdiene. Ich möchte, dass mein Sohn etwas anderes kennen lernt als den trostlosen Alltag mit mir.»
les enfants sont ravis
 
   
Vier Tage lang werden diese Leute das herrliche Burgund genießen und neue Bande der Solidarität knüpfen können. Der Zug ist bereit zur Abfahrt, der große Augenblick ist da. Welch ein Schauspiel!  
   
Und hier kommen auch die 40 Familien aus dem Burgund in Paris an, wunderbar empfangen vom «Secours populaire».  
   
Dieser Familientausch macht sie alle glücklich. So viele Fotos werden gemacht, so viele neue Kontakte entstehen! Frohen Herzens über so viel geteiltes Glück verlasse ich den Bahnhof.  
   
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Die Friedensbewegung  
   
Die nationale Zusammenkunft findet in Paris statt, in einem großen Saal der Nationalversammlung. Das Wiedersehen mit den Delegierten, die aus allen Regionen Frankreichs angereist sind, macht Freude. Es sind Leute, die durch die Friedenskultur geprägt sind.  
   
augmentation des budgets militaires Wie kann man nur untätig zusehen, wie unser Planet immer mehr Waffen bereitstellt! Weltweit werden jährlich 1200 Milliarden Dollar für die Aufrüstung ausgegeben! Und die Militärbudgets werden kontinuierlich aufgestockt. Das neue Abkommen von Lissabon verlangt, das jedes Land der Europäischen Union die militärische Bereitschaft erhöht. Wir modernisieren die Atomwaffen. Großbritannien und Frankreich wären in der Lage, den ganzen Planeten zu zerstören. In Europa gibt es sechs amerikanische Militärbasen, in denen 480 Nuklearsprengköpfe gelagert sind.
 
   
Ich höre hier wieder einmal mit Genugtuung, dass die Atomwaffen den Frieden nicht sichern können. Dass es für die Probleme der Welt keine militärische Lösung gibt. Aber in Frankreich wird ein neues atomgetriebenes Unterseeboot lanciert und man trifft Anstalten, um eine Verstärkung von 700 Soldaten nach Afghanistan zu schicken, um dort einen Krieg der Zivilisationen zu führen! Um solche Dinge zu finanzieren, findet der Staat immer genügend Geld.  
   
Diesen Frauen und Männern der Friedensbewegung mangelt es weder an Mut noch an Ausdauer, um ein friedliches und solidarisches Europa aufzubauen. Sie arbeiten engagiert auf ihre Ziele hin: Friedliche Konfliktlösung, atomare Abrüstung, nachhaltige Entwicklung, Verteidigung der Menschenrechte. Der Friede ist möglich.
la paix est possible