Fragen der Zeit

 
Drei Fragen an... Jacques Gaillot
 

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Drei Fragen an... Jacques Gaillot
 
Nordkorea hat die Weltöffentlichkeit wieder provoziert durch seine Ankündigung, einen unterirdischen Atomversuch durchgeführt zu haben. Wie sollte die internationale Gemeinschaft Ihrer Ansicht nach reagieren?
 
mepris Unter den entrüsteten internationalen Protesten finden wir auch diejenigen der Vereinigten Staaten und Frankreichs. Ist die koreanische Bombe etwa gefährlicher als die ihrigen? Die USA haben als Erste die Atombombe eingesetzt. 
 
Was Frankreich betrifft, so hat man sich nicht gescheut, im Pazifik Atomversuche durchzuführen, auf die Bevölkerung der Inseln sowie die internationale Meinung wurde nicht geachtet. Wir haben keine Lektionen zu erteilen. Die Bombe in der Hand des Diktators von Pyongyang ist ebenso gefährlich wie diejenige in der Hand anderer Länder.
Ich bin für die absolute Ablehnung der Nuklearwaffen, wer auch immer sie besitzt. Die einstimmige Verurteilung durch den UNO-Sicherheitsrat ist ein wichtiges Signal.
 
Wie fast immer ist es vor allem die Zivilbevölkerung, die darunter leidet. Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma, ohne dass dadurch weiterhin ein diktatorisches Regime unterstützt wird?
 
malnutrition Nordkorea wird regelmäßig von Hungersnöten heimgesucht. Ein Drittel der Kinder ist unterernährt. 
 
Es gibt eine Armee mit einer Million Soldaten - für eine Bevölkerung von 23 Millionen Einwohnern! Das Verteidigungsbudget ist unverhältnismäßig. Die Atomexplosion hat verheerende Folgen für das Land.

Die Diktatur hat sich für eine Flucht nach vorn entschieden. Die internationalen Sanktionen können diplomatischer oder finanzieller Art sein, Handelssanktionen vor allem für Waffen oder Luxusgüter, ohne Beeinträchtigung der Nahrungsmitteltransporte für die notleidende Bevölkerung. 

dictature

 
In Frankreich hat man die Ex-Hausbesetzer von Cachan endlich in neuen Wohnungen unterbringen können. Gewisse Vermittler, darunter auch der Präsident von "SOS racisme", haben behauptet, einige Organisationen der extremen Linken hätten die Sans-papiers benutzt, um zu existieren; ohne sie hätte die Sache viel früher geregelt werden können. Was halten Sie von diesem Angriff auf Aktivisten, an deren Seite man Sie selber oft gesehen hat?
 
Was vor allem zählt, sind die Meinungen und Aussagen der papierlosen Ausländer von Cachan. Sie sind gut organisiert. Die Frauen haben ihre Delegierten und ihre Sprecherin. Dasselbe gilt für die Männer. Die Hungerstreikenden haben ihren Wortführer. Sie veranstalten Versammlungen, wo debattiert wird. Es sind die Menschen ohne Papiere, die die Entscheidungen treffen, niemand anders. 

prendre la décision

 
Man würde sie beleidigen, wenn man das Gegenteil behaupten würde. Sie haben sich übrigens nicht davor gefürchtet, die Vorschläge der Vermittler zurückzuweisen, als sie nicht dem entsprachen, was vorgesehen war.

gréve de la faim Der Wortführer der Hungerstreikenden wollte mich unbedingt sehen und wollte einen Rat: "Sollen wir den Hungerstreik nach 43 Tagen abbrechen und den Vorschlag der Einlieferung ins Krankenhaus annehmen? Ich richte mich an Sie, weil ich Ihnen vertraue. Sie sind ein Gottesmann. Kein Politiker." 

Interview: Olivier Galzi