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- Drei Fragen an... Jacques
Gaillot
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- Die Attentate von London stellen
eine Wende dar im internationalen Terrorismus, da die Täter
offenbar britische Staatsangehörige waren. Wie interpretieren
Sie diese Entwicklung?
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Der Terrorismus schreitet voran. Sein
Netz weitet sich aus und schlägt in Europa Wurzeln. Plötzlich
werden junge Briten, pakistanische Einwanderer in der zweiten
Generation, zu Selbstmordattentätern. |
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- Sie sind imstande, auf britischem
Boden zuzuschlagen. Es sind Bürger wie alle andern auch,
die so leben wie alle andern. Von außen kommende Agenten
haben sie ausgebildet, unterstützt, finanziert. Der Feind
ist unter uns. Durch den Krieg im Irak wird der Terrorismus nur
angeheizt.
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- Die mutmaßlichen Täter
gehörten der pakistanischen Gemeinschaft an. Die angewandte
Technik erinnert an die Attentate im Nahen Osten. Müssen
wir uns auf einen planetarischen "Religionskrieg" gefasst
machen?
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Der islamische Fundamentalismus und
der Terrorismus sind sicher die beiden größten Geißeln
der Menschheit. Sie sind gegen die Freiheit, gegen die Demokratie,
gegen die Entwicklung der armen Länder. Ihre Ansprüche
haben keine Grenzen. Wir sind potentielle Zielscheiben.
Schauen wir der Bedrohung ins Auge.
Nehmen wir die Ernennung des neuen Präsidenten im Iran.
Die Sache ist klar und wir können die Augen nicht mehr vor
den Tatsachen verschließen. Eine Viper wird keine Taube
gebären. |
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- Die internationale Gemeinschaft
sollte die katastrophale Politik des Wohlwollens gegenüber
dem Iran aufgeben. So viel verlorene Zeit!
Der Iran stellt für die westliche Welt eine Bedrohung dar.
Mit der Atomenergie gibt man dem gefährlichsten Land die
gefährlichste Waffe in die Hand!
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- Wie kann Ihrer Ansicht nach am
besten auf diese terroristische Bedrohung geantwortet werden?
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- Indem wir Soldaten in den Krieg
schicken und unsere Gesellschaften noch stärker militarisieren,
machen wir die Welt nicht sicherer. Kriegsvorbereitungen führen
nicht zum Frieden.
Die Antiterror-Gesetze mögen nützlich sein, aber sie
genügen nicht mehr.
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Nehmen wir das Beispiel der in England
sehr zahlreichen pakistanischen Gemeinschaft. Die Arbeitslosigkeit
ist unter den Pakistanern doppelt so hoch. Schon lange ist ihre
soziale Integration ein brennendes Problem. Schon früher
kam es zu Gewalttaten. Der islamische Fundamentalismus und der
Terrorismus entwickeln sich dort, wo Armut und Ungerechtigkeit
herrschen. |
Die Ausgaben für die weltweite Rüstung übersteigen
die Summe von 1000 Milliarden Dollar. Weniger als 20% dieser
Ausgaben würden genügen, um die Grundrechte der ganzen
Menschheit zu sichern.
Mit den Worten der Friedensbewegung: "Eine gerechtere Welt,
in der das internationale Recht besser geachtet wird, ist die
grundlegende Antwort auf das, was den Nährboden der fundamentalistischen
Strömungen ausmacht."
Interview: Olivier Galzi
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