Brief von Jacques Gaillot vom 1. April 1999

Die Tragödie des kurdischen Volkes

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Die Tragödie des kurdischen Volkes

 

Hat das kurdische Volk auf unserem Planeten keinen Platz? Lastet ein Fluch auf ihm? Seit 1920 wird die kurdische Frage, das heißt die Schaffung eines kurdischen Staates, fortwährend auf die Seite geschoben. Gibt es auf der Welt ein Volk, dessen Unabhängigkeitsbestrebungen so sehr mit Füßen getreten wurden?

Die Türkei verfolgt mit Hartnäckigkeit ihr Ziel, dieses Volk zum Verschwinden zu bringen. Seit 20 Jahren sind die Kurden in der Türkei dem Staatsterrorismus ausgesetzt: 4000 zerstörte Dörfer, zwei Millionen deportierte Personen. Und was die Folter betrifft, die wird systematisch gehandhabt.

Heute gibt es etwa 25 Millionen Kurden in Syrien, im Iran, Irak und in der Türkei. Die größte kurdische Gemeinschaft der Europäischen Union lebt in Deutschland (fast 600'000), 80% von diesen Kurden stammen aus der Türkei. Nahezu 100'000 leben in Frankreich. Die Ergreifung des kurdischen Separatistenführers Öcalan sorgte für Schlagzeilen und setzte der Isolation, in der sich die Kurden befanden, ein Ende. Viele nahmen auf einmal die Existenz dieses Volkes wahr, seine Geschichte, seine Kämpfe, seine Entschlossenheit. Die Gefangenschaft dieses Leaders ruft der Öffentlichkeit in Erinnerung, daß es keine gerechte Weltordnung geben wird, solange das Recht der Völker auf Selbstbestimmung mißachtet wird.

Keine einzige europäische Hauptstadt wollte Öcalan Asyl gewähren. Er wurde der Türkei ausgeliefert. Das ist für mich ein Skandal. Aber die Türkei hat mächtige Alliierte. Sie ist Mitglied der NATO. Sie ist durch ihre geographische Lage von strategischer Bedeutung. Wie sollte man da nicht großzügig sein und die Augen vor dieser ungerechten Situation verschließen! Schade um die Kurden, aber die großen Nationen können ganz gut ohne sie leben.

Aber die kurdische Frage wird sich auch in Zukunft stellen. Auch noch im nächsten Jahrhundert, denn das Schicksal eines Volkes kann man nicht aufhalten.

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Frohe Ostern

 

Die Sonne der Auferstehung taucht unser auf den Wellen hin und her getriebenes menschliches Leben in ihr Licht. Damit der Saft emporschießen und die Liebe unsere verwüstete Erde erfüllen möge.
Alles, was Jesus gelebt und gelitten hat, endete mit einem Mißerfolg, einem Scheitern und Aufgeben. Er ist der unschuldig Verurteilte, das Opfer der Ungerechtigkeit. Und Gott rührt sich nicht.
Aber an Ostern läßt Gott Jesus nicht im Tod verharren. Er rehabilitiert ihn vor den Augen der Welt. Er anerkennt den Kampf, den er geführt hat, um uns von allen Fesseln der Knechtschaft zu befreien.

Jesu Ostern wird zu unserem Osterfest. Es ist eine Quelle der Hoffnung. Wir entdecken Frühlingstriebe, in denen die Lebenskraft emporsteigt. Dieser Brief, den ich von Sétif aus Algerien erhielt, bezeugt dies: "Im Alltag, bei den einfachen Leuten, sind wir Zeugen eines erstaunlichen Widerstandswillens. Die Mütter sind wahre Heldinnen, sie tun ihr möglichstes, um für ihre Familie zu sorgen, um die Kinder zur Schule schicken zu können. Vereinigungen und Gewerkschaften schaffen es, die Menschen zu mobilisieren. Der Preissturz des Erdöls auf weniger als 10 Dollar pro Barrel wird das Land vielleicht zwingen, nicht mehr allein auf das Erdöl zu bauen und eine diversifiziertere Industrie anzustreben. Die Bereitschaft und die Initiative wären vorhanden, aber es fehlt das Vertrauen, und der Mangel an Sicherheit hält ausländische Investoren weitgehend ab.

Ich möchte den Mut und den Durchhaltewillen der unabhängigen Presse betonen, die von den westlichen Medien zu wenig beachtet wird. Dank dieser Presse wird auf Mißstände hingewiesen, diskutiert, "das System", wie es hierzulande heißt, wurde in seinen Grundfesten erschüttert, und einige seiner Wächter mußten demissionieren. Verschiedentlich wurde versucht, die Presse zu knebeln, aber sie trug immer den Sieg davon. Der lange Marsch auf dem Weg zur Demokratie geht weiter.

Aber das Wichtigste bleibt meiner Meinung nach das, was im Innern der Menschen vorgeht. Die traditionellen Zufluchtsorte der Religion, der Traditionen haben nicht mehr den Stellenwert, den sie einst hatten. Das Gewissen des Einzelnen tritt oft an ihre Stelle. Was heißt das: Algerier sein, Moslem sein? Wie können wir unsere Zukunft vorbereiten? Auf diese Suche, diese Fragen stoßen wir in vielen persönlichen Begegnungen..."
Frohe Ostern.
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Bischof Jacques Gaillot
VIRTUELLE KIRCHE
KIRCHE DES JAHRES 2000
Ein Bischof
im Reich des Internet

Die brutale Absetzung von Jacques Gaillot als Bischof von Evreux im Januar 1995 hatte die etwas surreale Ernennung zum Oberhirten von Partenia zur Folge, einem Bistum in Algerien, das seit Jahrhunderten nicht mehr existiert. So wurde er auch eine Art virtueller Bischof, dessen potentielle Diözesen über den ganzen Planeten zerstreut sind... Ein Jahr später beschloß er, die Institution beim Wort zu nehmen, und schuf eine Webseite, um mit Gesprächspartnern auf der ganzen Welt kommunizieren zu können. Der Erfolg trat augenblicklich ein: Tausende von Internetbenützern von ganz Frankreich, von Kanada, Australien und Dutzenden von andern Ländern, Laien und Kirchenleute, Christen und Nichtchristen, Sympathisanten und Gegner diskutierten bald über die verschiedensten Themen.

Dieses Buch berichtet über den außergewöhnlichen Treffpunkt der Partenia-Homepage, Abbild einer Kirche von morgen, für welche die aus dem Mittelalter stammende geographische Zerstückelung der Diözesen keinen großen Sinn mehr machen wird. Jacques Gaillot übermittelt uns - von Philippe Huet und Elizabeth Coquart gesammelte - Botschaften, die den Ausschluß den Rassismus, die Todesstrafe und viele andere heikle Themen als Ausgangspunkt haben. Der Traum einer Kirche, die mit der sich verändernden Welt Schritt zu halten versucht, die Erinnerung an die Revolten und Hoffnungen einer ganzen Generation: Diese Sammlung von Zeugnissen, die dem Bischof anvertraut worden sind, begründet eine vollkommen neue Art der Seelsorge.

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