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Ein Tag für Algerien
Ein Lichterzug bewegte sich durch die Straßen von Paris. Viele, sehr
viele Leute waren zusammengekommen, um das Schweigen zu brechen, weil sie
fühlten, das man durch Schweigen mitschuldig wird; sie waren hier,
um zu zeigen, das sie auf seiten des algerischen Volkes standen. Vor allem
junge Leute, entrüstet über die immer schlimmer werdende Barbarei
auf der andern Seite des Mittelmeers.
Ich bin glücklich, algerische Frauen an meiner Seite zu haben: ich
bewundere ihren Kampf, ihren Einsatz für den Frieden. Es hat viel Zeit
gebraucht, zu viel Zeit, bis die Leute endlich auf die Straße gegangen
sind, um zu rufen: "Schluß mit den Massakern!" Die Gewaltausbrüche
in Algerien sind kein neues Phänomen. Der Bürgerkrieg dauert nun
schon 5 Jahre und hat 80 000 Opfer gefordert.
Die Demonstrationen, die in Paris und in der Provinz stattgefunden haben,
fordern eine internationale Untersuchung über die Massaker in Algerien.
Wird diese Kommission zustande kommen? Damit die algerischen Behörden
ihre Zustimmung geben, muß der internationale Druck noch beträchtlich
verstärkt werden.
Zunächst ist der öffentliche Druck ein Signal für die
französische Regierung, die Aufforderung, nicht mehr ängstlich
ein Militärregime zu stützen, das die Menschenrechte und die Demokratie
so sehr mißachtet. Die algerische Bevölkerung weiß nun,
daß sie in ihrem Widerstand nicht mehr allein gelassen wird.
Jacques Gaillot
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