Brief von Jacques Gaillot vom 1. September 2000

  Anschlagsterror
  Geschichte von Partenia und Biographie von Bischof Jacques Gaillot 
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Anschlagsterror

Mitten in Moskau wird ein Attentat verübt - Bilanz: acht Tote und rund hundert Verletzte. In Spanien gab es seit dem letzten Dezember etwa ein Dutzend Anschläge. Diese blinde Gewalt schafft eine Atmosphäre der Angst und der Unsicherheit.

In Russland werden die Schuldigen natürlich in Tschetschenien vermutet. Präsident Putin erklärt sich bereit, "in Tschetschenien das Begonnene bis zum Ende weiterzuführen", denn "es gibt keine andere Möglichkeit, gegen die Terroristen zu kämpfen; wir werden sie in ihren Schlupflöchern aufstöbern und vernichten". Vor einem Jahr hatte Putin ähnlich gesprochen. Aber durch die Repression wurde nichts gelöst. Die Terroristen sind immer noch da. Es steht leider zu befürchten, dass weitere Attentate verübt werden.

In Spanien rückt Regierungschef José Maria Aznar nicht von seiner harten Haltung gegenüber den Terroristen ab: "Es muss härter denn je gegen sie vorgegangen werden."

Aber die Anschläge wurden durch diese Rede nicht gestoppt, und alle fürchten schon, dass weitere folgen werden.

Ich verurteile selbstverständlich diese barbarischen Akte, durch die nur Gegengewalt erzeugt wird. Mit solchen Methoden kann man die Zukunft nicht vorbereiten. Aber angesichts solch blinder Gewalt genügt die Verurteilung solcher Taten nicht. Die Entrüstung auch nicht. Und was die Repression anbelangt, so setzt sie der Gewalt kein Ende. Im Gegenteil!

Wie kann man sich aus diesem Teufelskreis befreien? Die Erfahrung zeigt, dass dies nur durch politische Verhandlungen möglich ist.

In Spanien gab es den Waffenstillstand der ETA und einen zögerlichen Verhandlungsbeginn. Aber die Gelegenheit wurde nicht ergriffen. Nach dem Scheitern flammten die Attentate wieder auf. Die Unerbittlichkeit Madrids und das Abdriften der ETA können nur zur Konfrontation führen.

Es freut mich, dass man in Korsika nach Jahren der Gewalt dazu übergegangen ist, miteinander zu reden, um eine Lösung für die Zukunft zu finden. Und was die Verhandlungen zwischen den Israelis und den Palästinensern betrifft, so gehen sie trotz allen Widerständen weiter. Schließlich sah man auch die letzten politischen Gefangenen aus Irland das Gefängnis bei Belfast verlassen. Ein leidvolles Kapitel der Geschichte geht zu Ende!

Ohne Verhandlungen geht es nicht. Es ist besser, wenn man dazu nicht gezwungen wird, um riesiges Unheil zu verhindern. Jedes Menschenleben ist von unschätzbarem Wert.