Der elektronische Katechismus: September 1998 |
Verzeihen | Die Familie |
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VERZEIHEN
Das Vergeben hat etwas Erbarmungsloses an sich. Man könnte diesen Ausdruck als amüsantes Wortspiel auffassen oder auf die Ausnützung einander widersprechender Gefühle reduzieren. Aber ohne diese Unerbittlichkeit gibt es kein Verzeihen. Sie macht seine Stärke aus, auch seine Schwierigkeit. Das Verzeihen kann sich nicht mit Halbheiten zufrieden geben und lehnt jede falsche Nachgiebigkeit ab. Man verzeiht bar auf die Hand, und wenn im Gedächtnis, im Herzen, noch leiser Groll zurückbleibt, hat man nicht wahrhaftig verziehen.
Das Verzeihen kann nicht Ungerechtigkeit bedeuten, es ist ein Aufruf, den Affront zu überwinden. Wer um Verzeihung bittet, hat selber innerlich einen weiten Weg zurückgelegt. Er hat seinen Fehler eingestanden, ohne nach Entschuldigungen zu suchen, und die Wunde, die durch dieses Eingeständnis geschlagen wurde, akzeptiert. Er ist bereit, darüber hinauszugehen. Er will eine Brücke schlagen zwischen sich und "seinem Opfer". Zwischen der Vergangenheit und der Zukunft. Wer verzeiht, überwindet ebenfalls Hindernisse, die sich vor ihm aufgetürmt hatten und unverrückbar schienen. Er hat Wut, Groll und Rachsucht überwunden, um einen neuen Weg zu entdecken. Den Weg des Verständnisses und der Großzügigkeit. Er wagt es also, demjenigen sein Vertrauen zu schenken, der ihn verraten hatte. Er rehabilitiert ihn, beweist ihm, daß er besser ist als der von ihm begangene Fehler. In diesem Sinn ist das Verzeihen ein großartiger Austausch. Es ist auch und vor allem ein unentgeltliches Zukunftsgeschenk. Es ist die Hoffnung. Es ist das Leben. |
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