Der elektronische Katechismus: Dezember 2000

  Glaube und Moral  Die Erscheinung des Herrn
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Das Team, das an diesem Katechismus arbeitet, legt Ihnen jeden Monat zwei Texte vor.
Damit wir diese verbessern können, sind wir für jede Anregung dankbar. Wir möchten, dass dieser Katechismus ein Gemeinschaftswerk ist.
Zögern Sie nicht, uns andere Themen vorzuschlagen.


Glaube und Moral

Die Religionen, deren Ziel es ist, zwischen dem jenseitigen Gott und der Menschheit eine Brücke zu schlagen, stellen für ihre Anhänger immer auch einen Lebenskodex auf. Denn wenn es zwischen unserer Welt und dem Himmel eine Verbindung gibt, bekommt unsere menschliche Existenz einen anderen Sinn, eine neue Bedeutung, die notwendigerweise unseren irdischen Lebensweg beeinflussen.   Die Säule als Stütze!
Allerdings besteht die Gefahr, dass die Religionen sich dabei in Verwalter moralischer Gesetze verwandeln und den Bezug zum "Göttlichen" dazu missbrauchen, den Regeln, die aufstellen, eine größere, ja absolute Autorität zu verleihen. Im Namen einer so genannten göttlichen, zeitlosen Ordnung erfährt alles, was unbeweglich bleibt, eine Rechtfertigung. Die Gefahr ist groß, dass man so dem Suchen und den Klärungen ausweicht, die durch das Erlebte eigentlich immer wieder neu notwendig wären.
Statt im Dienste einer normativen Moral zu stehen, die unaufhörlich Verhaltensregeln aufstellt und präzisiert, sollte die Religion vor allem den Horizont der menschlichen Existenz erweitern, die Weite unseres Lebens aufzeigen, den Sinn der Öffnung auf das Ewige hin.
Durch sie staunen wir darüber, dass Gott uns liebt, und dieses Staunen verweist uns umso mehr auf unsere schöpferische Verantwortung.
Jesus hat nicht genaue Verhaltensregeln gebracht. Er hat jeden und jede zum Wagnis, Verantwortung zu übernehmen, ermuntert ("Warum urteilt ihr nicht selbst?"). Er half dem Lahmen, dem Blinden, dem Gelähmten, die Augen aufzumachen und aufzustehen: "Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen!" Unaufhörlich kämpfte er gegen die Zwänge der Gesetze. Seine Gute Nachricht ist eine Botschaft der Befreiung und der Liebe, die ihre wahre Bedeutung im Gewahrwerden einer bedingungslosen Gegenwart und Liebe erhält. Mitten auf dem schwierigen Weg des Menschen ist Gott, er, der uns zuerst geliebt hat.
Dass der religiöse Glaube den Menschen dazu bringt, sein Leben zu ändern, ist unbestritten. Aber diese Verhaltensänderung sollte nicht gleichbedeutend sein mit einer immer rigoroser werdenden Reglementierung unseres Handelns. Der Gott Jesu Christi ist ein Gott der Befreiung und der Liebe, der an den Menschen glaubt, an seine Fähigkeit, verantwortlich zu handeln, an seine Freiheit.
Wenn die Religionen dieses Staunen darüber, dass "Gott mit uns ist", zu wenig weitergeben, haben sie die Tendenz, sich auf eine moralisierende Rolle zu beschränken. Statt befreiend zu wirken, sind sie einengend, da die Weite fehlt, die Hoffnung. Die moralischen Instanzen konzentrieren sich darauf, Vorschriften zu machen für jede Lebenssituation, und so verfehlen sie ihr wesentliches Ziel, das darin besteht, jedem zur Würde seiner Person zu verhelfen.
Die vordringlichste Aufgabe einer echten Moral ist übrigens nicht die Reglementierung des menschlichen Handelns. Dies ist mehr Sache des Rechts, der Justiz. Die moralische Erziehung soll nicht so sehr darauf abzielen, einen Verhaltenskodex aufzustellen, als vielmehr das Gewissen zu wecken, das heißt die Fähigkeit, selber zu urteilen, persönliche Taten zu vollbringen, zur verantwortungsvollen und solidarischen Freiheit zu gelangen. Nicht so sehr das, was man tun muss, gilt es herauszufinden, sondern vielmehr die Art, wie man handeln muss, damit unsere Taten nicht Gesten von Herdentieren sind, sondern echt menschliche Handlungen. Umso mehr, als es ja um eine religiös inspirierte Moral geht: Gott, der Gott Jesu Christi, ruft freie Wesen auf, ihm zu begegnen, Menschen, die zu einer persönlichen Hingabe fähig sind. "Wenn man erfahren hat, wie es ist, von freien Menschen geliebt zu werden - sagt Gott -, sagt einem die Unterwürfigkeit der Sklaven nichts mehr" (Charles Péguy)!

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 Die Ankunft des Herrn  Die Erscheinung des Herrn

Am Epiphanienfest wird, wie das Wort es aussagt, die Erscheinung Gottes gefeiert. Gott hat sich auf erstaunliche Art manifestiert, nämlich indem Jesus zu den Menschen kam. Es ist das Fest der Fleischwerdung Gottes. Gott nahm unser Menschsein an. Emmanuel: Gott unter uns. Es ist Weihnachten.
In der östlichen Tradition wird kein Unterschied gemacht zwischen dem Weihnachtsfest und der Erscheinung des Herrn. Es ist dasselbe Ereignis. Im Abendland wurden daraus zwei Feste, getrennt durch einige Tage. Beim Fest der Erscheinung wurde, ausgehend vom Bericht des Evangelisten Matthäus, der Besuch der Weisen aus dem Morgenland in den Vordergrund gestellt - wahrscheinlich waren es Astrologen -, die Jesus, das Kleinkind, besuchen kommen. Die Volksfrömmigkeit machte sie zu Königen, zu Magiern und vor allem zu den drei Vertretern der damals bekannten Rassen: ein Schwarzer, ein Gelbhäutiger, ein Weißer, so dass dieses Fest der Erscheinung einen neuen Sinn erhält. Gott offenbart sich nicht nur dem Volk, in das er hineingeboren werden wollte. Er kommt für alle. Die Gute Nachricht, dass sich Gott unter uns manifestiert hat, bleibt nicht nur einer Kultur, einem Volk oder einer Elite vorbehalten. Sie gilt jedem und jeder.
Heute noch kann jeder und jede erkennen, dass Gott sich unter uns manifestiert: in der Lebensfreude, im Sinn für Gerechtigkeit, im menschlichen Suchen nach Fortschritt und Wahrheit. Diese Gute Nachricht verbreitet sich immer noch weiter, mit immer wieder neuen Facetten. Jeder Mensch, der sie annimmt, bereichert sie durch seine Eigenart, die durch seine besondere kulturelle, soziale oder rassische Herkunft bedingt ist. So wie die Heiligen Drei Könige auf einem anderen Weg in ihr Land zurückkehrten, geschieht die Erscheinung, die Offenbarung Gottes auf neuen Wegen, über neue Kanäle und erfährt so eine unverhoffte Färbung.
Das Kommunikationsmedium Internet ist einer dieser Wege. Es bietet Informationen, auf die jeder nach Belieben Zugriff hat. Durch das Internet werden die Grenzen gesprengt. Durch dieses Mittel erscheint die Offenbarung Gottes noch einmal in neuem Lichte. In dem Maße, wie sie allen Völkern, allen Kulturen, allen Kommunikationsmitteln anvertraut wird, kann sie zu ihrer vollen Entfaltung gelangen.