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- Binden und lösen
"Ich versichere euch: Alles, was ihr auf Erden
binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein, und was ihr
auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst
sein" (Matthäus 18,18).
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- Nach dem Gleichnis des verlorenen Schafes hatte Jesus
mit den Worten geschlossen: "So will auch euer Vater im
Himmel nicht, dass einer von diesen kleinen, unbedeutenden Menschen
verloren geht" (Matthäus 18,15). Jesus kümmert
sich um den Bruder, der in die Irre geht, der sündigt.
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Er zeigt, wie dieser wieder auf den rechten Weg zurückgeführt
werden kann, in Achtung vor seiner Freiheit und ohne selbst seinen
inneren Frieden zu verlieren, wenn er die Vergebung zurückweist
und auf seinem Irrweg bleiben will. Und in diesem Zusammenhang
sagt Jesus in einem erweiterten Sinn, gemäß Matthäus
18,18, dass alles, was wir auf Erden binden oder lösen,
auch im Himmel gebunden oder gelöst sein wird. |
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- Binden und Lösen müssen im positiven Sinne verstanden
werden. Es geht sicher nicht ums Fesseln, sondern darum, dass
vereint wird, dass belebende Verbindungen geschaffen werden.
Auch ist es wichtig, dass einengende Fesseln gesprengt werden,
es geht also keineswegs darum, dass wertvolle Bande zerrissen
werden, die uns mit den andern einen.
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Und nicht ausgeklammert wird die Versuchung, andere zu "fesseln"
und ihnen schwere Bürden aufzuerlegen, eine Versuchung,
in die all jene geraten können- auch die kirchliche Institution
-, die eine Autoritätsfunktion innehaben. |
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Wir haben also eine außerordentliche Verantwortung. Jede
menschliche Tat hat eine gewisse Tragweite, alles ist weit verpflichtender
und folgenschwerer, als es scheint. Und es ist noch mehr als
das, denn Jesus sagt uns, dass unser Verhalten den andern gegenüber
nicht nur eine menschliche Dimension hat, es gibt da eine Verbindung
mit der Seinsweise Gottes. Daher ist die Art unserer Beziehungen
wichtig, deshalb sollen wir auch alle Hindernisse aus dem Weg
räumen, die unsere Beziehung zu den andern beeinträchtigt.
Die enge Verbindung zwischen dem Menschlichen und dem Himmlischen,
zwischen dem, was wir auf Erden binden oder lösen und seinen
Auswirkungen im Himmel - das wird bereits im 16. Kapitel des
Matthäusevangeliums ausgedrückt. Jesus ist unterwegs,
vermutlich auch auch auf der Suche nach seiner eigenen Identität,
und fragt seine Jünger: "Und ihr, für wen haltet
ihr mich?" Petrus ruft: "Du bist der Gesalbte Gottes,
der Sohn des lebendigen Gottes!"
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Jesus erklärt darauf, dass es allein ein Geschenk Gottes
sein kann, wenn diese göttliche Herkunft erkannt werden
kann, die in Jesus offenbar wird, diese Verbundenheit, die unseren
Taten, unserer menschlichen Handlungsweise eine transzendentale
Dimension verleiht. Du darfst dich freuen, sagt Jesus zu Petrus
(wir dürfen uns freuen!), denn "nicht Fleisch und Blut
haben dir das offenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist"
(Matthäus 16,17). |
Wenn Jesus - der laut seiner Lehre nicht in erster Linie eine
neue Kirche gründen wollte - sagt (Matthäus 16,18):
"auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen",
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soll man in diesen Worten eine Verantwortung sehen, die er
ausschließlich Petrus überträgt, oder den verpflichtenden
Glauben, zu dem wir alle aufgerufen sind? |
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- Auf dem Stein, auf dem Felsen eines solchen Glaubens,
den Petrus gerade bezeugt hat und zu dem wir alle aufgerufen
sind, wird die Gemeinschaft aufgebaut.
So zeigt das, was mit den gleichen Worten von Petrus im Kapitel
16 und von jedem im Kapitel 18 gesagt wird, dass die Verbindungen,
die wir aufbauen, und die Schranken, die wir niederreißen,
eine Dimension der Ewigkeit haben. Die Größe und die
Würde der menschlichen Person gründen darauf, dass
wir zu Gott gehören und zu Jesus Christus, der uns dies
offenbart.
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