Die aufgeschlagene Bibel:
Dezember 2005 

la bible 

  Die wunderbare Geschichte von Weihnachten
 
Ein Katechismus, der Freiheit atmet von Jacques Gaillot
Ein Buch, dass dem kritischen Denken in der katholischen Kirche Raum gibt ...und für die Freiheit plädiert.

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Die wunderbare Geschichte von Weihnachten

histoire de Noël Lukas (Kapitel 2) liefert als Einziger der vier Evangelisten eine ausführliche Beschreibung der Geburt Jesu in Bethlehem. Die Geschichtsforscher sind sich einig, dass das Datum dieser Geburt früher war, als Dionysius "der Kleine", der Begründer der christlichen Zeitrechnung, im 6. Jahrhundert festlegte. Und natürlich verdankt der 25. Dezember seine Bedeutung der Wintersonnenwende. 
 
Die Volkszählung, derentwegen Maria und Josef sich auf die Reise nach Bethlehem machen, ist schwer zu datieren. Wieso diese historischen Ungenauigkeiten? Weil die Weihnachtsgeschichte kein historischer Bericht ist. Die Erscheinung der Engel, die den Hirten die Geburt verkünden und den Ruhm des Allerhöchsten preisen - "in der Höhe" - drückt deutlich aus, dass dieser Bericht nicht im objektiven Stil des Historikers, sondern in einem anderen literarischen Stil geschrieben ist. Hat dieser Bericht aus diesem Grund also keine Bedeutung? Sicher nicht; im Gegenteil, denn jedes vom Evangelisten gewählte Detail will etwas ausdrücken, was stärker ist als die geschichtliche Wahrheit.
Zuallererst positioniert er Jesus in der Erwartung seines Volkes, das den Messias herbeisehnt. Dieser musste aus der Familie Davids sein, daher wird der Umstand betont, dass Jesus in Bethlehem, der Stadt von König David, geboren wurde, was den Grund für Josefs und Marias Reise liefert.
 
Gleich darauf schildert er die Geburt, nicht in königlichem Prunk, sondern in der allergrössten Einfachheit: In einem Stall oder in einer Höhle, ohne Wiege, sondern "in einer Krippe liegend", also in einem Futtertrog für die Tiere. 

né dans la crèche


In diesem packenden Kurzbericht finden wir den ganzen Reichtum seiner Persönlichkeit: Jesus trat als Meister auf, gleichzeitig aber auch als Diener, glorreich und verachtet. Da dieses Kind nicht irgendein "in Windeln gewickeltes Neugeborenes" ist, lässt Lukas das Wunderbare eingreifen, um das außergewöhnliche Schicksal Jesu hervorzuheben - bei der Niederschrift der Evangelien war dieses ja bekannt; Lukas verfasste sein Evangelium etwa vierzig Jahre nach dem Leben, dem Tod und der Auferstehung dessen, den sie den Herrn nennen. Immer wieder treten in den biblischen Berichten Engel auf. Es sind Wesen, von denen man weiß, dass sie eine Botschaft von Gott bringen. Hier bilden sie eine ganze Schar, eine Art Chor zum Lobpreis Gottes, eine Engelschar, die dann wieder in den Himmel entschwindet. Der Himmel wird ja als der Ort betrachtet, wo Gott wohnt. Bei Jesu Geburt sollen wir zur Erkenntnis kommen, dass Himmel und Erde nicht mehr getrennt sind. In anderen wunderbaren Episoden in Jesu Leben hört man eine Stimme, die vom Himmel kommt, oder der Himmel öffnet sich. In Jesus nähert sich Gott selbst der Menschheit.

berger Die Hirten, die auf geheimnisvolle Art über die Geburt in Kenntnis gesetzt wurden, stellten eine soziale Schicht dar; die keinen sehr guten Ruf hatte. Man hielt sie nicht selten für Vagabunden oder Räuber. Lukas hatte seine Gründe, um diese Menschen diese Rolle spielen zu lassen. Jesus sagte ja, dass er nicht um der Gerechten willen gekommen war, sondern für die Sünder. Menschen, die von der Gesellschaft ausgeschlossen werden, haben als Erste an der großartigen Botschaft Jesu Anteil und glauben als Erste daran. Sie sind die ersten Apostel; von der Krippe aus gehen sie überall erzählen, was der Bote Gottes ihnen über dieses Kind gesagt hat. 

Diese Erzählung ist wahrlich eine Offenbarung: Gott selbst nimmt menschliche Gestalt an in Jesus und zeigt so, dass er sich ganz hinein gibt in die Entwicklung des Menschen. Für jeden und jede, die entdecken, dass ihr Menschsein durch diese großartige Nachricht eine besondere Bedeutung, einen neuen Sinn erhält, ist Weihnachten jedes Jahr von Neuem eine wunderbare Geschichte.