Die aufgeschlagene Bibel:
Juli 2003 

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  Jesus ging durch die Felder

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"Jesus ging durch die Felder"
Markus 2,23

Mit dem Monat Juli ist für die europäischen Länder die Erntezeit angebrochen. Zahllose Feriengäste streifen mit achtloser, manchmal aber auch mit begeisterter Miene durch die Kornfelder.

Millet - Aehrenleserinnen 

Was wissen sie vom Blick des Bauern, der den Acker bearbeitet und den Samen ausgestreut hat, der den ganzen Winter über den Weizen im Auge behalten hat, das Unkraut bekämpft hat und um die Ernte gezittert hat, wenn die reifenden Ähren vom Gewitter bedroht waren? Jesus als Bewohner des Dorfes Nazareth muss diesen aufmerksamen und zärtlichen Blick besessen haben, wenn er mit seinen Aposteln durch die Kornfelder schritt; für ihn singen diese Früchte der Erde ihrem Schöpfer ein Loblied.

blé Ist das Korn nicht das Symbol des menschlichen Lebens? 

Symbol des Lebens vor der Geburt: Neun Monate vergehen zwischen der Aussaat und der Ernte, wie bei der Schwangerschaft.
Symbol des Lebens von der Geburt bis zum Grabe, mit langen Phasen der Verwurzelung, des scheinbar nutzlosen Stillstands, bevor die Ähren plötzlich emporschießen. Es ist auch die Zeit des Kampfes gegen die Spreu: Angesichts des Bösen ist unsere Existenz von Spannungen und Unsicherheiten gekennzeichnet, bis die Weisheit, die Erntezeit Einzug hält.
Symbol des Lebens nach dem Tod - Jesus spricht von dieser Wirklichkeit, wenn er vom Weizenkorn spricht, das sterben muss, um Frucht zu bringen. Und Paulus gibt seine Inkompetenz zu mit den Worten: " ... Wie soll das denn zugehen, wenn die Toten auferweckt werden? ... Du säst nicht die ausgewachsene Pflanze, sondern nur den Samen, ein Weizenkorn oder irgendein anderes Korn. Gott aber gibt jedem Samen, wenn er keimt, den Pflanzenkörper, den er für ihn bestimmt hat ... Was in die Erde gelegt wird, ist hinfällig, aber was zum neuen Leben erweckt wird, ist voll Kraft. Was in die Erde gelegt wird, war von natürlichem Leben beseelt, aber was zu neuem Leben erwacht, wird ganz vom Geist Gottes beseelt sein" (1 Kor 15,35-44).

Das in den Gleichnissen Jesu vorkommende Korn steht bei der Verkündigung der Herrschaft Gottes im Vordergrund:

le semeur - Vinvent van Gogh "Ein Sämann ging aus, um zu säen ..." 

Großzügig fallen die Weizenkörner auf den Boden, wie er auch sein möge. Obwohl Jesus die dreißigfältige, sechzigfältige und hundertfältige Frucht hervorhebt, die aus der guten Erde entsteht, scheint das Ergebnis nicht erste Priorität zu haben. Er sät sein Wort in Fülle aus, unermüdlich, bis es Abend wird (Mk 4,35).

Damit ihn die Menschen verstehen, gebraucht er Bilder aus dem bäuerlichen Alltag seiner Zuhörer: "Sagt ihr nicht: nur vier Monate bis zur Ernte?" Vier Monate sind eine lange Zeit in der neunmonatigen Wachstumsperiode des Korns; vier Monate vor der Ernte hat die Pflanze noch keine Ähren hervorgebracht, man könnte sie mit anderem Gras verwechseln. "Vier Monate vorher" ist also das Symbol des Glaubens in die Zukunft, die Gewissheit, dass eine Evolution im Gange ist, die auf einen Endpunkt zusteuert.

Und sobald die Zeit der Ernte angebrochen ist, fordert Jesus die Menschen auf, die Augen aufzumachen: "Seht, das Korn ist reif für die Ernte" (Joh 4,35). Sein Blick umfasst gleichzeitig Aussaat und Ernte. "Er, der sie einbringt, erhält schon jetzt seinen Lohn und sammelt Frucht für das ewige Leben. So teilt der Sämann die Freude dessen, der erntet" (Joh 4,36). Das gilt in besonderer Weise für ihn, den Sohn Gottes.

récolte Was die Apostel anbelangt, so betont Jesus ihre vorrangige Aufgabe, die darin besteht, den Samen auszuwerfen, ohne die Früchte ihrer Arbeit selbst ernten zu wollen: 

"Einer sät, und ein anderer erntet: Ich habe euch zum Ernten auf ein Feld geschickt, auf dem ihr nicht gearbeitet habt; andere haben sich vor euch dort abgemüht, ihr erbt die Frucht ihrer Mühen" (Joh 4,38).
Mit seinen auf der ganzen Erde verstreuten Jüngern schreitet Christus immer noch durch die Kornfelder der Welt und führt sein Werk fort.