Die aufgeschlagene Bibel:
Juni 2003 

la bible 

  Der Geist weht, wo er will

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Der Geist weht, wo er will

Seit zwei Jahren wird in der "aufgeschlagenen Bibel" die Lektüre biblischer Texte angeboten. Diese Texte kommen hauptsächlich von Gruppen oder Personen der Basis und werden auf Grund ihrer Vertiefung und Suche nach dem Sinn ausgewählt.

Die Gruppen, die an dieser "aufgeschlagenen Bibel" arbeiten, sind überzeugt, dass es der Geist ist, der das Verständnis der Lehren Jesu ermöglicht und den Sinn seiner Taten enthüllt. "Wenn er kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch zur ganzen Wahrheit führen (Joh 16,13)".

L'Esprit habite toute personne Der Geist ist in jedem Menschen wirksam, keiner hat das Monopol des Geistes. Dank der Vielfalt des Verständnisses kann man sich der Wahrheit annähern. Das Evangelium hat noch nicht seinen vollen Sinn preisgegeben. Man muss seinen Hauch befreien, der unter den Schichten der vorgegebenen Interpretationen eingeschlossen ist.  

Das Evangelium birgt Neues und noch nie Dagewesenes, und dem müssen wir freien Lauf lassen. Durch Vorschriften und Normen kann dieser Hauch nicht ersetzt werden. "Ihr müsst so handeln, weil das Evangelium das und das sagt". Für die Institution ist es sicher bequemer; eine solche Benützung der Evangelien schränkt ihre Ansprechkraft ein. Das Risiko ist größer, wenn man, statt in passiver Unterwerfung zu verharren, sich vom Hauch des Evangeliums an unvorhergesehene Orte leiten lässt. Wie verhält sich Jesus den Menschen gegenüber, denen er begegnet? Er gibt keine konkreten Normen. Er erweitert ihren Horizont, gibt ihnen Vertrauen und Handlungsfreiheit: "Geh..."

Ist in dieser Pfingstzeit der Glaube an die Kraft des Geistes lebendig genug? Der Glaube daran, dass der Geist zu jedem und jeder spricht, so dass er oder sie von allen verstanden werden kann? "Da wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt, und sie begannen in fremden Sprachen zu reden, jeder und jede, wie es ihnen der Geist Gottes eingab" (Apg 2,4). Man erreicht den andern, wenn man seine Sprache sprechen kann. Gibt es keine gemeinsame Muttersprache der Menschheit?

fête de la Pentecôte

Vollkommene Kommunikation findet dann statt, wenn man den andern in seiner Tiefe erreicht und sich von ihm anrühren lässt. Wir sind auf derselben Wellenlänge, wo die grundlegende Frage gestellt wird: Wer ist der Mensch? Wer ist Gott? Welches ist der Sinn der Existenz? Gemeinsam mit andern, die alle verschieden sind, ist es möglich, diese existentiellen Fragen zu vertiefen.
Der Apostel Petrus war als Erster überrascht darüber, dass er und die Seinen nicht das Monopol des Geistes hatten, dass der Geist auch über denen ausgegossen war, die er als Heiden betrachtete (Apg 10,11). Als er sich vor den Seinen dafür rechtfertigen musste, diese ohne Weiteres getauft zu haben, erklärte er: "Gott hatte ihnen das gleiche Geschenk gegeben wie damals uns (...). Wie hätte ich mich da Gott in den Weg stellen können?" (Apg 11,17).

Die Gewissheit, dass der Geist in jedem und jeder ausgegossen ist, schafft Vertrauen und führt zu verantwortungsbewusstem, ja kühnem Handeln.  

Vor Irrtümern bleibt man nicht gefeit, aber das ist nicht so schlimm, wenn man weiterhin offen ist für den Geist in sich selbst und in den andern.
In dieser Überzeugung schlagen wir für alle die Bibel auf, damit wir uns gemeinsam von ihrem Licht leiten lassen können.