Logbuch: September 1999

Der Dialog der Karmeliterinnen

Die Universität von Granada

Die Abtei von Mondaye (Normandie)

Archiv

Buch: Sonnenaufgang ...

Bibliographie

Fernsehen in Berlin

Begegnung in Bayern

 

Buch: Knospe, ...

Partenia in Zahlen




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Der Dialog der Karmeliterinnen

In Bollène, in der Nähe von Avignon, nahm ich im Garten der großen Kirche an einer Gesprächsrunde teil über die von Bernanos in seinen Dialogen mit den Karmeliterinnen angesprochenen Themen. Ich konnte mich der Magie dieses Ortes nicht entziehen. Wieso ausgerechnet Bollène? Nun, im Jahre 1793 wurden 32 Ordensschwestern durch die Volkskommission von Orange zum Tode verurteilt und hingerichtet. Es war die "Terror" genannte Phase der Revolution. Die Karmeliterinnen von Compiègne, von denen Bernanos spricht, wie auch diejenigen von Bollène erwartete dasselbe Schicksal.

Mit tiefer Bewunderung habe ich diese Dialoge wiedergelesen. Die alte Mutter Oberin, eine bemerkenswerte Frau mit starkem Charakter, ist im Angesicht des Todes hilflos und angsterfüllt. Die junge Novizin hingegen, die als letzte in die Gemeinschaft eingetreten ist, zeigt sich im Alltag zerbrechlich, ängstlich, sie schreckt vor dem geringsten Hindernis zurück. Aber im letzten Augenblick überwindet sie ihre Angst und steigt zu ihren Schwestern aufs Schafott. Ihr Tod ist ganz anders als ihr Leben. Es ist, als hätte der dramatische Tod der Priorin den heldenhaften Tod der Novizin ermöglicht. Gemeinschaft der Heiligen. Alchimie der Gnade.

Die Erinnerung an die Mönche von Thibérine drängt sich da geradezu auf.
Innerlich bewegt zitiere ich die unvergeßlichen Worte des Priors von Notre Dame de l'Atlas in seinem spirituellen Testament:
"Wenn ich eines Tages dem Terrorismus zum Opfer falle, dem jetzt alle Ausländer in Algerien ausgesetzt zu sein scheinen ­ und das könnte schon heute geschehen ­, möchte ich, daß sich meine Gemeinschaft, meine Kirche, meine Familie daran erinnern, daß ich mein Leben Gott und diesem Land geschenkt habe ... Mein Leben ist nicht mehr wert als ein anderes. Und auch nicht weniger."

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Fernsehen in Berlin

In der Sendung Thema wurde über die Wirkungen von Viagra diskutiert. Von kompetenter Seite wurde ich über das Verhalten der Leute aufgeklärt sowie über den Stellenwert des Scheiterns und des Verlangens.
Ich unterstrich die Rolle der Gesellschaft, welche Ängste nährt, beruhigt und gleichmacht und so für eine Verflachung sorgt. Daher die Angst, zu versagen, den Anforderungen nicht gerecht zu werden ... Die Gesellschaft stellt uns alle möglichen Produkte zur Verfügung, die uns helfen sollen, in Form zu sein, leistungsfähig und erfolgreich. Diese Produkte sind oft teuer und nicht immer unentbehrlich, während die Menschen in der Dritten Welt nicht einmal die Medikamente haben, die sie zum Überleben bräuchten.

Machen wir uns keine Illusionen. Die Ängste können nicht durch von außen kommende Mittel besiegt werden. Wir bauchen etwas, das uns von innen heraus befreit.

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Die Universität von Granada

Die Jesuiten von Granada haben eine "Sommer-Universität" organisiert mit dem Thema "Die Zukunft der Religionen".

Wie schön, auf diesem geschichtsträchtigen und sonnenverwöhnten andalusischen Boden mit bisher Unbekannten zusammenzukommen und von ihnen zu lernen, in einem Klima der Öffnung, wo einer dem andern zuhört!
R. Cardonal, Vizerektor der Universität von El Salvador, sprach über die Befreiungstheologie, die durch ihren Ausgangspunkt charakterisiert werden kann: die Armen und Unterdrückten, mit denen sich Jesus identifizierte, ohne zu vergessen, die Wirklichkeit auch mit ihren Augen anzusehen. Der zweite Schritt ist eine Analyse, um die sozialen Mechanismen zu verstehen, die das Elend und die Unterdrückung des Menschen zur Folge haben. Es ist verständlich, daß diese Befreiungstheologie den Mächtigen Angst macht!

Ich betonte, daß es der Rand der Gesellschaft ist, der Zukunft hat. Wenn die Kirchen marginal werden, wird die Marginalität ins Zentrum gerückt.

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Begegnung in Bayern

In diesem sehr katholischen Land fanden eine Reihe von Begegnungen und Feiern statt, sorgfältig vorbereitet und in festlicher Atmosphäre.

Eine dieser Veranstaltungen war in Augsburg. Mitglieder christlicher Organisationen, die sich für papierlose Ausländer einsetzen, berichteten über ihren Einsatz trotz allen Hindernissen, die ihnen in den Weg gelegt werden. Diese Christen sagten nicht nur, was sie für die Ausländer taten. Sie sagten auch, was sie von ihnen gelernt und erhalten hatten, nämlich den Sinn für Menschlichkeit, Wahrhaftigkeit, die Fähigkeit, den gegenwärtigen Augenblick zu leben, das Vertrauen in Gott, eine neue Art zu beten ... Ich war beeindruckt, und spontan kamen mir Jesu Worte über die Lippen: "Ich danke dir, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor den Weisen verborgen und den Kleinsten offenbart hast."

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Die Abtei von Mondaye (Normandie)

Für alle, die sich zur Einsetzung des neuen Abtes der Prämonstratenser versammelt hatten, war es ein festlicher Tag. Wir hatten uns während des Militärdienstes kennengelernt. Seit dieser Zeit waren wir Freunde geblieben. Ich war glücklich, dort an seiner Seite zu stehen. Die nüchterne Schönheit der Liturgie entfaltete sich vor unseren Augen und erfaßte mit eindringlicher Sanftheit Herz und Geist.

In dem Augenblick, da der neue Abt von allen seinen Mitbrüdern mit der neuen Aufgabe betraut wurde, kam mir ein berühmtes Gebet eines Zisterzienserabtes für seine Mönche in den Sinn. Es handelt sich um Aelred von Rievaulx. Er wendet sich in diesem Gebet an Jesus den Guten Hirten. Er verlangt nichts für sich, sondern alles für seine Mönche.

"Du kennst mein Herz, Herr: Alles, was Du mir gegeben hast, mir, Deinem Diener, will ich vorbehaltlos ihnen geben und für sie verwenden. Ich will mich voll und ganz, von ganzem Herzen für sie einsetzen.
So sei es, o Herr! Meine Gefühle und meine Gespräche, meine Beschäftigungen und mein Ausruhen, meine Gedanken und meine Taten, meine Erfolge und Mißerfolge, mein Leben und mein Tod, die Gesundheit und die Krankheit, alles, was ich bin, was ich erlebe, was ich fühle, was ich verstehe, all dies möge ihnen gegeben werden; du selber hieltest es nicht für unter Deiner Würde, Dich für sie hinzugeben ... Du weißt, o milder Herr, wie sehr ich sie liebe, daß mein Herz ihnen gehört und meine ganze Zärtlichkeit. Du weißt, Herr, daß ich als ihr Vorsteher nicht streng und beherrschend bin, daß ich ihnen in Liebe dienen möchte, daß mich die Demut dazu bewegt, mich ihnen unterzuordnen, und die Zuneigung, mitten unter ihnen zu sein wie einer von ihnen."
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PS: Partenia in Zahlen, Jahr 1998

Gesamtzahl - Homepages während eines Jahres, publziert in sieben Sprachen: 66 430
Geamtzahl von Internetbesuchern bei Partenia: 114 000
Zunahme von Besuchern innerhalb eines Jahres: 22'000
Besucher pro Monat bei Partenia im Internet: 9 500
E-mail an Bischof Jacques Gaillot: 2' 500
E-mail an den Webmaster: 1460
Aktive Forumteilnehmer vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1998: 393
 

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Sonnenaufgang in der Wüste
Ich wähle die Freiheit

Jacques Gaillot

Original: Je prends la liberté

Als Jacques Gaillot noch Bischof von Evreux war, beschäftigte er die Kirche Frankreichs. Seit er am Freitag, den 13. Januar 1995, als Bischof von Evreux abgesetzt und an den Wüstenort Partenia strafversetzt wurde, beschäftigt er die Weltkirche. Aber nicht nur die Kirche: Auch jene Menschen, die schon lange nicht mehr entlang den kirchlichen Vorgaben leben, orientieren sich an ihm und hungern nach seinen Worten und seinen zeichenhaften Aktionen.

Der Journalist Jean-Claude Raspiengeas hat sich mit Jacques Gaillot zusammengesetzt, um diesem Menschen auf die Spur zu kommen. Die im Buch Je prends la liberté gesammelten Gespräche vermitteln eine packende Persönlichkeit: packend in ihrer selbstverständlichen Liebe, packend in ihrer klaren Sicht der Zusammenhänge, packend in den ungeduldigen Forderungen an die Kirche.

Wie in keinem der anderen Bücher geht Jacques Gaillot auf seine eigene Person ein: Er erzählt von seiner Kindheit und Jugend in Saint-Dizier, von den Träumen und Zweifeln, die ihn als jungen Mann heimgesucht haben, von der Ausbildung im Seminar, von den Einsätzen im Algerienkrieg, von den verschiedenen kirchlichen Aufgaben, die ihm vor dem Einsatz als Bischof von Evreux anvertraut waren, von der Einsamkeit und der Fülle der Begegnungen eines Bischofs.

Es wird für die LeserInnen des Buches deutlich, daß Jacques Gaillots Engagement eine ganz persönliche Biographie besitzt. Da ist ein Mensch vorbereitet worden oder wie er selber es gern ausdrückt: da ist ein Mensch geschützt worden, damit er später anderen zum Schutz werden kann. Zugleich macht der biographische Hintergrund aber auch klar: Da hat ein Mensch einen inneren Auftrag erhalten, der sich weder durch die familiären Zusammenhänge noch durch die kirchliche Prägung erklären läßt. In Jacques Gaillot ist der Kirche eine prophetische Existenz geschenkt worden, mit der sie sich wie immer bei Propheten nur schwer zurechtfinden kann.

Als Prophet tritt Jacques Gaillot auf, wenn es um die Randfiguren der Kirche geht. Er möchte sie in die Mitte stellen. Denn am Umgang mit ihnen entscheidet sich die Echtheit der Kirche. Zu den Randfiguren gehören nach ihm: die Armen, die Obdachlosen, die Flüchtlinge, die Homosexuellen, die verheirateten Priester, die Geschiedenen, die wieder geheiratet haben.

Die kirchliche Ordnung verweist sie an den Rand oder demütigt sie zu Empfängern des kirchlichen Mitleids. Jacques Gaillot stellt sie in die Mitte und engagiert sich für ihr Selbstbewußtsein. Als Prophet spricht Jacques Gaillot zudem, wenn er die vorschnellen Absicherungen der Kirche kritisiert, seien es die Absicherungen politischer Art mit den bestehenden Machtgefügen, seien es die Absicherungen kirchenpolitischer Art mit Konzepten, die der Kirche keine echte Erneuerung zumuten, sondern lediglich Rückzugsgefechte im Dienste veralteter Vorstellungen.

Sonnenaufgang in der Wüste Ich wähle die Freiheit erlaubt eine vielseitige Lektüre. Das Buch eignet sich für LeserInnen, die über Jacques Gaillot persönlich mehr erfahren möchten. Die Lebensstationen werden deutlich, aber auch der Mensch mit seinem Charakter. Auf sehr lebendige Art vermittelt das Buch dank seiner Gesprächsform den ungezwungenen Charme, den Witz, das spontane Ringen und die kritische Klarheit von Jacques Gaillots Denken und Sprechen.
LeserInnen, die an der gegenwärtigen Entwicklung und Nicht-Entwicklung der Kirche interessiert sind. Anhand vieler konkreter Beispiele und Situationen schildert Jacques Gaillot selber, was an der Kirche veraltet ist und wie allenfalls die Kirche der Zukunft ausschauen kann. Trotz der vielen beängstigenden Probleme in und rund um die Kirche wird in der Person Jacques Gaillot selber jene Kraft spürbar, die auch mit der Kirche eine Zukunft gestalten kann.
LeserInnen, die persönlich auf einer religiösen Suche sind. Das Engagement Jacques Gaillots in der Kirche, aber auch seine Freiheit, sich durch verhärtete Normen der Kirchenordnung und durch Strafmaßnahmen nicht imponieren zu lassen, werden im Laufe der Lektüre zu einem Maßstab für den eigenen Weg zwischen Eigenständigkeit und Anpassung, zwischen Besinnung und Einsatz.

Ich wähle die Freiheit Je prends la liberté ist ein wertvolles Buch, weil hinter ihm ein Mensch mit seiner ganzen Geschichte und seiner ganzen Liebe steht, ein Mensch, der zudem weiß, daß hinter ihm ein Anderer steht, Jesus, mit seiner ganzen Geschichte und seiner ganzen Liebe.
Je prends la liberté erscheint erstmals auf deutsch.
 
Sonnenaufgang in der Wüste
Sein Weg in Freiheit durch die Wüste wird zu reden geben. Denn was Jacques Gaillot bei den Bischöfen der französischen Kirche oft vermißt, ist die mangelnde demokratische Auseinandersetzung. Gilt dies nicht auch für den Großteil der deutschen, österreichischen und schweizerischen Bischöfe? Nicht umsonst hat Jacques Gaillot seine Wüstendiözese Partenia auch auf diese Länder ausgedehnt.
Das Buch ist ab Ende April 1997 in jeder Buchhandlung, oder direkt beim Verlag, Edition K. Haller erhältlich.
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Knospe, du trägst die Kraft zur Blüte
Begegnung mit dem Evangelium

Jacques Gaillot

Original: Ce que je crois

Im neuesten Buch erzählt Jacques Gaillot von spontanen Begegnungen. Er eröffnet in seinem ihm eigenen Stil seinen Glauben.
Es vergeht kein Tag, ohne daß sich Menschen mit ihren Sorgen, oft auch mit einem Hilfeschrei, aber auch mit ihren Freuden an ihn wenden.
Er bietet uns hier eine Handvoll erlebter Geschichten an. Meditiert ihren möglichen Sinn und läßt sie so zu echten Gleichnissen werden.
Freimütig führt er uns in seine Perspektiven eines Glaubenden, der mit den Problemen dieser Welt konfrontiert ist.
Seine Erzählungen sind Beispiele aus allen Lebensbereichen.
Einfache Begegnungen, wie jene:
- mit jungen Maghrebinern in kalter Winternacht
- mit dem Taxichauffeur, der unvermittelt aus seinem Leben zu erzählen beginnt
- mit dem glücklichen Vater eines eben zur Welt gekommenen Töchterleins
 
Sorgen und Schicksalsschläge vertrauen ihm die Menschen an:
- eine Mutter, die bei einem Bombenattentat ihre Tochter verliert
- eine junge Frau will ihre Schwangerschaft abbrechen
- ein aidskranker Homosexueller, der dem Tode nahe ist
- das Drama Alis, des Ausgestoßenen
 
Ereignisse, die die ganze Gesellschaft betreffen und ihre Sicht der Dinge und ihre politischen Vorstellungen in Frage stellen:
- die Flüchtlinge in der Kirche Saint-Bernard
- die Einpferchung von Menschen in unwürdige und billige Sozialbauten und die Zerstörung der Kommunikation, der Palaverbaum ist weg
- das Problem Atombombe und nukleare Bewaffnung
- die Ermordung der Mönche von Tibéhirine
- die freundschaftliche Verbindung zu einem Imam
- die Messe mit Obdachlosen in der Rue du Dragon
- wohin mit der Asche eines Clochards?
 
Der Bischof und aller Aufgabe ist es, nachzudenken über eine Kirche, die mehr denn je im Menschen tiefe Wurzeln schlagen muß, um den Stürmen standzuhalten.
Eine Kirche, die die Freuden und Ängste der Menschen kennt und sie mit ihnen teilt.
Quer durch alle Ereignisse hindurch bekennt Jacques Gaillot seinen lebendigen Glauben, öffnet eine Tür zur Hoffnung, spricht von Liebe, nicht von Belehrung.
Seine Aufgabe als Bischof sieht er vor allem darin, den Verzweifelten und Ausgeschlossenen seine Hand in Liebe und Brüderlichkeit entgegenzustrecken.
In diesem vielseitigen Werk vermittelt Jacques Gaillot den LeserInnen auf sehr lebendige Art wahre Zeugnisse von Begegnungen auf allen Ebenen. Der Bischof von Partenia ist immer mit seinem Volk unterwegs.
Offen und wahrhaftig ermutigt er all jene, die die Knospe in sich tragen, diese zur Blüte zu bringen.
Das Buch ist ab Ende April 1997 in jeder Buchhandlung, oder direkt beim Verlag,
Edition K. Haller erhältlich.
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