Logbuch: Juni 1999

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Ein Abend mit den Kurden

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Unterstützung für die burmesische Demokratie

 

Buch: Knospe, ...

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LEBENS-ERFAHRUNGEN

 

Mourads Vater kehrt nach Algerien zurück, und wir treffen uns in einem Café, um von ihm Abschied zu nehmen. Ein Rentner, der Würde ausstrahlt und Güte. Ich achte seine Weisheit. Er ist nach Frankreich gekommen, um seinen Sohn zu besuchen, der geheiratet hat, und um seine Enkelin kennenzulernen. Aus Respekt vor seinem Vater verzichtet Mourad auf das Rauchen. In seiner Gegenwart trinkt er auch keinen Alkohol. "Mourad", sagt sein Vater, "bevor ich abreise, muß ich dir noch einen Vorwurf machen. Du läßt deine Tochter zu oft allein. Du solltest ihr jeden Tag eine halbe Stunde widmen. Deine Tochter kennt mich besser als dich." Mourad hört respektvoll zu. Er verteidigt sich nicht. Aber er weiß, daß ich Zeuge dieses Vorwurfs bin. Der Augenblick des Abschieds ist gekommen. Der Vater küßt mich: "Jeden Tag bete ich für Sie, beten auch Sie für mich zu Gott."

Ein Ehepaar bereitet eine ungewöhnliche Feier vor: sie sind seit 70 Jahren verheiratet! Es ist nicht die Dauer ihrer Ehe, die mich erstaunt, sondern die Tatsache, daß sie immer noch ineinander verliebt sind, und ihr rücksichtsvoller Umgang miteinander. Die Liebe kennt keine Routine. Sie ist immer neu. Ich denke an einen Satz von Solschenizyn: "Durch die lange Liebe werden Mann und Frau zum Segen für ihre Umgebung." ­ Sie sind beide tiefgläubige Christen. Die Frau vertraut mir an: "Wir haben Kinder, die geschieden sind, Enkelkinder, die nicht getauft sind ... es ist hart für uns. Aber wir mußten uns ändern, toleranter werden. Wenn wir uns nicht geändert hätten, würden unsere Kinder nicht mehr zu uns kommen."

Pierre wird sich aufmachen, um in Brasilien bei den Armen als Missionar zu wirken. Als ich ihn kennenlernte, war er Anstaltsgeistlicher. Mit 68 Jahren hätte er die Hände in den Schoß legen und friedlich in Paris leben können. Aber die Armen rufen ihn, und er reist für sie in ein ihm unbekanntes Land, ohne die Hoffnung, je wiederzukehren; er wird das Abenteuer des Evangeliums bis ans Ende leben. Zum Abschied essen wir zusammen ­ vielleicht zum letzten Mal.

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PHILADELPHIA

 

Wir sind nachts mit dem Bus in New-York angekommen und schlafen ein paar Stunden in einer Jugendherberge in Philadelphia. Unsere Delegation umfaßt 60 Personen, darunter 12 höhere Schüler, die bei den Jungen Kommunisten aktiv sind. Wir begeben uns ins Stadtzentrum, wo die große Demonstration zugunsten von Mumia Abou Jamal stattfindet, der 1982 zum Tod verurteilt wurde und immer noch auf seine Hinrichtung wartet. Nirgends soll die Justiz in den Vereinigten Staaten so rassistisch sein wie in Philadelphia. Der Gouverneur hat für die nächsten Monate die Unterschreibung des Hinrichtungsbefehls für Mumia angekündigt. Im Moment geht die Menge auf die Straße, um zu demonstrieren. Mir fällt die Heftigkeit auf, mit der sich die Redner äußern. Auf einem Transparent steht: "Mumia Abou Jamal, das ist jeder vons uns". Die jungen Franzosen strotzen vor Vitalität. Ich fühle mich glücklich mitten unter ihnen.

 

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EIN ABEND MIT DEN KURDEN

 

Das große Amphitheater der Universität von Marseille ist voll von Leuten. Zahlreiche Kurden sind anwesend. Der durch die Verhaftung ihres Führers Öcalan ausgelöste Schock sitzt immer noch tief. Sie sind wie alle, die ich nun seit Jahren treffe: mutig und stolz auf ihre Identität. Es ist ein Volk, das nicht verschwinden will. Ich habe den Vorteil, als letzter das Wort zu ergreifen. Öcalans Anwälte informieren über die Vorbereitungen des Prozesses und all die Schwierigkeiten, mit denen sie täglich konfrontiert sind. Ich füge noch eine Botschaft des Friedens und der Hoffnung hinzu. Denn das Schicksal eines Volkes läßt sich nicht aufhalten.

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UNTERSTÜTZUNG FÜR DIE BURMESISCHE DEMOKRATIE

 

Die Total-Fina-Firmen machen mit dem burmesischen Militärregime Geschäfte. Die Diktatur dieses Landes ist besonders grausam. Seit mehr als 10 Jahren werden die vom Volk gewählten Personen praktisch unter Hausarrest gestellt oder eingekerkert. Sie bitten uns, bei den Firmen zu intervenieren, die das Regime stützen. Die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi richtet folgende Botschaft an uns: "Möge eure Freiheit zur unsrigen beitragen!" Das Europaparlament ruft die europäischen Unternehmen auf, Burma zu verlassen. Den Konsumenten wird eine einfache Aktion vorgeschlagen: nicht mehr bei Fina tanken. Das tun wir vor laufender Kamera bei Automobilisten an einer Tankstelle im Zentrum von Brüssel.

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PS: Partenia in Zahlen, Jahr 1998

 

Gesamtzahl - Homepages während eines Jahres, publziert in sieben Sprachen: 66 430

Geamtzahl von Internetbesuchern bei Partenia: 114 000

Zunahme von Besuchern innerhalb eines Jahres: 22'000

Besucher pro Monat bei Partenia im Internet: 9 500

E-mail an Bischof Jacques Gaillot: 2' 500

E-mail an den Webmaster: 1460

Aktive Forumteilnehmer vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1998: 393

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Sonnenaufgang in der Wüste
Ich wähle die Freiheit

Jacques Gaillot

Original: Je prends la liberté

Als Jacques Gaillot noch Bischof von Evreux war, beschäftigte er die Kirche Frankreichs. Seit er am Freitag, den 13. Januar 1995, als Bischof von Evreux abgesetzt und an den Wüstenort Partenia strafversetzt wurde, beschäftigt er die Weltkirche. Aber nicht nur die Kirche: Auch jene Menschen, die schon lange nicht mehr entlang den kirchlichen Vorgaben leben, orientieren sich an ihm und hungern nach seinen Worten und seinen zeichenhaften Aktionen.

Der Journalist Jean-Claude Raspiengeas hat sich mit Jacques Gaillot zusammengesetzt, um diesem Menschen auf die Spur zu kommen. Die im Buch Je prends la liberté gesammelten Gespräche vermitteln eine packende Persönlichkeit: packend in ihrer selbstverständlichen Liebe, packend in ihrer klaren Sicht der Zusammenhänge, packend in den ungeduldigen Forderungen an die Kirche.

Wie in keinem der anderen Bücher geht Jacques Gaillot auf seine eigene Person ein: Er erzählt von seiner Kindheit und Jugend in Saint-Dizier, von den Träumen und Zweifeln, die ihn als jungen Mann heimgesucht haben, von der Ausbildung im Seminar, von den Einsätzen im Algerienkrieg, von den verschiedenen kirchlichen Aufgaben, die ihm vor dem Einsatz als Bischof von Evreux anvertraut waren, von der Einsamkeit und der Fülle der Begegnungen eines Bischofs.

Es wird für die LeserInnen des Buches deutlich, daß Jacques Gaillots Engagement eine ganz persönliche Biographie besitzt. Da ist ein Mensch vorbereitet worden oder wie er selber es gern ausdrückt: da ist ein Mensch geschützt worden, damit er später anderen zum Schutz werden kann. Zugleich macht der biographische Hintergrund aber auch klar: Da hat ein Mensch einen inneren Auftrag erhalten, der sich weder durch die familiären Zusammenhänge noch durch die kirchliche Prägung erklären läßt. In Jacques Gaillot ist der Kirche eine prophetische Existenz geschenkt worden, mit der sie sich wie immer bei Propheten nur schwer zurechtfinden kann.

Als Prophet tritt Jacques Gaillot auf, wenn es um die Randfiguren der Kirche geht. Er möchte sie in die Mitte stellen. Denn am Umgang mit ihnen entscheidet sich die Echtheit der Kirche. Zu den Randfiguren gehören nach ihm: die Armen, die Obdachlosen, die Flüchtlinge, die Homosexuellen, die verheirateten Priester, die Geschiedenen, die wieder geheiratet haben.

Die kirchliche Ordnung verweist sie an den Rand oder demütigt sie zu Empfängern des kirchlichen Mitleids. Jacques Gaillot stellt sie in die Mitte und engagiert sich für ihr Selbstbewußtsein. Als Prophet spricht Jacques Gaillot zudem, wenn er die vorschnellen Absicherungen der Kirche kritisiert, seien es die Absicherungen politischer Art mit den bestehenden Machtgefügen, seien es die Absicherungen kirchenpolitischer Art mit Konzepten, die der Kirche keine echte Erneuerung zumuten, sondern lediglich Rückzugsgefechte im Dienste veralteter Vorstellungen.

Sonnenaufgang in der Wüste Ich wähle die Freiheit erlaubt eine vielseitige Lektüre. Das Buch eignet sich für LeserInnen, die über Jacques Gaillot persönlich mehr erfahren möchten. Die Lebensstationen werden deutlich, aber auch der Mensch mit seinem Charakter. Auf sehr lebendige Art vermittelt das Buch dank seiner Gesprächsform den ungezwungenen Charme, den Witz, das spontane Ringen und die kritische Klarheit von Jacques Gaillots Denken und Sprechen.
LeserInnen, die an der gegenwärtigen Entwicklung und Nicht-Entwicklung der Kirche interessiert sind. Anhand vieler konkreter Beispiele und Situationen schildert Jacques Gaillot selber, was an der Kirche veraltet ist und wie allenfalls die Kirche der Zukunft ausschauen kann. Trotz der vielen beängstigenden Probleme in und rund um die Kirche wird in der Person Jacques Gaillot selber jene Kraft spürbar, die auch mit der Kirche eine Zukunft gestalten kann.
LeserInnen, die persönlich auf einer religiösen Suche sind. Das Engagement Jacques Gaillots in der Kirche, aber auch seine Freiheit, sich durch verhärtete Normen der Kirchenordnung und durch Strafmaßnahmen nicht imponieren zu lassen, werden im Laufe der Lektüre zu einem Maßstab für den eigenen Weg zwischen Eigenständigkeit und Anpassung, zwischen Besinnung und Einsatz.

Ich wähle die Freiheit Je prends la liberté ist ein wertvolles Buch, weil hinter ihm ein Mensch mit seiner ganzen Geschichte und seiner ganzen Liebe steht, ein Mensch, der zudem weiß, daß hinter ihm ein Anderer steht, Jesus, mit seiner ganzen Geschichte und seiner ganzen Liebe.
Je prends la liberté erscheint erstmals auf deutsch.
 
Sonnenaufgang in der Wüste
Sein Weg in Freiheit durch die Wüste wird zu reden geben. Denn was Jacques Gaillot bei den Bischöfen der französischen Kirche oft vermißt, ist die mangelnde demokratische Auseinandersetzung. Gilt dies nicht auch für den Großteil der deutschen, österreichischen und schweizerischen Bischöfe? Nicht umsonst hat Jacques Gaillot seine Wüstendiözese Partenia auch auf diese Länder ausgedehnt.
Das Buch ist ab Ende April 1997 in jeder Buchhandlung, oder direkt beim Verlag, Edition K. Haller erhältlich.
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Knospe, du trägst die Kraft zur Blüte
Begegnung mit dem Evangelium

Jacques Gaillot

Original: Ce que je crois

Im neuesten Buch erzählt Jacques Gaillot von spontanen Begegnungen. Er eröffnet in seinem ihm eigenen Stil seinen Glauben.
Es vergeht kein Tag, ohne daß sich Menschen mit ihren Sorgen, oft auch mit einem Hilfeschrei, aber auch mit ihren Freuden an ihn wenden.
Er bietet uns hier eine Handvoll erlebter Geschichten an. Meditiert ihren möglichen Sinn und läßt sie so zu echten Gleichnissen werden.
Freimütig führt er uns in seine Perspektiven eines Glaubenden, der mit den Problemen dieser Welt konfrontiert ist.
Seine Erzählungen sind Beispiele aus allen Lebensbereichen.
Einfache Begegnungen, wie jene:
- mit jungen Maghrebinern in kalter Winternacht
- mit dem Taxichauffeur, der unvermittelt aus seinem Leben zu erzählen beginnt
- mit dem glücklichen Vater eines eben zur Welt gekommenen Töchterleins
 
Sorgen und Schicksalsschläge vertrauen ihm die Menschen an:
- eine Mutter, die bei einem Bombenattentat ihre Tochter verliert
- eine junge Frau will ihre Schwangerschaft abbrechen
- ein aidskranker Homosexueller, der dem Tode nahe ist
- das Drama Alis, des Ausgestoßenen
 
Ereignisse, die die ganze Gesellschaft betreffen und ihre Sicht der Dinge und ihre politischen Vorstellungen in Frage stellen:
- die Flüchtlinge in der Kirche Saint-Bernard
- die Einpferchung von Menschen in unwürdige und billige Sozialbauten und die Zerstörung der Kommunikation, der Palaverbaum ist weg
- das Problem Atombombe und nukleare Bewaffnung
- die Ermordung der Mönche von Tibéhirine
- die freundschaftliche Verbindung zu einem Imam
- die Messe mit Obdachlosen in der Rue du Dragon
- wohin mit der Asche eines Clochards?
 
Der Bischof und aller Aufgabe ist es, nachzudenken über eine Kirche, die mehr denn je im Menschen tiefe Wurzeln schlagen muß, um den Stürmen standzuhalten.
Eine Kirche, die die Freuden und Ängste der Menschen kennt und sie mit ihnen teilt.
Quer durch alle Ereignisse hindurch bekennt Jacques Gaillot seinen lebendigen Glauben, öffnet eine Tür zur Hoffnung, spricht von Liebe, nicht von Belehrung.
Seine Aufgabe als Bischof sieht er vor allem darin, den Verzweifelten und Ausgeschlossenen seine Hand in Liebe und Brüderlichkeit entgegenzustrecken.
In diesem vielseitigen Werk vermittelt Jacques Gaillot den LeserInnen auf sehr lebendige Art wahre Zeugnisse von Begegnungen auf allen Ebenen. Der Bischof von Partenia ist immer mit seinem Volk unterwegs.
Offen und wahrhaftig ermutigt er all jene, die die Knospe in sich tragen, diese zur Blüte zu bringen.
Das Buch ist ab Ende April 1997 in jeder Buchhandlung, oder direkt beim Verlag,
Edition K. Haller erhältlich.
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