Logbuch: April 1999

Obdachlose besetzen ein Hotel

Begegnung in Retine

Im Theater des Palais de Chaillot

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Buch: Sonnenaufgang ...

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Diskussionsrunde bei der FNAC in Dijon

In der Stiftskirche von Dinant

 

Partenia in Zahlen

Buch: Knospe, ...




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OBDACHLOSE BESETZEN EIN HOTEL

 

Etwa zwanzig junge Leute haben im Stadtzentrum von Carcassonne ein leerstehendes, baufälliges Hotel besetzt. Sie haben keine Wohnung, keine Arbeit, keine Mittel, aber sie werden von ihren Hunden begleitet, und an Plänen fehlt es ihnen auch nicht.

Sie wollen zusammen bleiben und das verlassene Hotel in ein Haus für die Jugend auf der Straße umwandeln. Auf ihre Aufforderung hin begebe ich mich nach Carcassonne, um mit ihnen einen Tag zu verbringen und meine Solidarität kundzutun. Alle betroffenen Instanzen, von der Präfektur über die Verbände und das Unterstützungskomitee bis zur Stadtverwaltung, haben sich versammelt und beschlossen, eine Projektgruppe auf die Beine zu stellen. An einer öffentlichen Versammlung ergreift der Verantwortliche dieser Gruppe von Jungen das Wort, um ihr Projekt eines sozialen Hotels vorzustellen. Er tut dies mit Überzeugung und Genauigkeit. Wenn das nicht begrüßenswert ist! Dieses Projekt, sollte es verwirklicht werden, wäre eine "Premiere" in Frankreich.

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DISKUSSIONSRUNDE BEI DER FNAC IN DIJON

 

Zwischen zwei Zügen nehme ich aus Anlaß des Erscheinens meines neuen Buches an einer Diskussionsrunde, organisiert von FNAC in Dijon teil. Es herrscht eine herzliche Atmosphäre; eng beieinander sitzend, fühlen wir uns einander nahe, und die Debatte ist von freiheitlichem Geist durchdrungen. Mehrere Fragen haben mich überrascht und beschäftigt: Wie kommt es, daß Christen die Kirche verlassen, um nur noch das Evangelium zu behalten? Ist die Kirche vielleicht unangepaßt, während das Evangelium aktuell ist? Ist es so, das die Kirche die Menschen am Rand nicht aufnimmt, obwohl sie sich vom Evangelium angesprochen fühlen? Ist das nicht seltsam? Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß das Evangelium schroff ist und Jesu Worte hart. Ist es nicht so, daß das Evangelium die Menschen teilt?

(FNAC ist eine Handelskette für Bücher und CD)

 

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BEGEGNUNG IN RETINE (BELGIEN)

 

Der Abend ist ausgezeichnet organisiert. Ich höre von den Leiden, die Priestern und Laien von seiten der Kirche auferlegt werden. Ich spüre keine Aggressivität, aber eine tiefe Enttäuschung. Es ist ein Glück, daß diese Leiden ganz offen vor allen zum Ausdruck gebracht werden, und daß es nicht auf Interesselosigkeit stößt. Gegen Ende der Versammlung spüre ich so etwas wie einen Hauch der Hoffnung. Entsteht die Hoffnung nicht in Augenblicken der Prüfung, wenn die Zukunft verschlossen scheint?

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IN DER STIFTSKIRCHE VON DINANT (BELGIEN)

 

Bewundernd entdeckt man die zwischen den Felsen und der Meuse emporragende Kirche. Und durch die versammelte Menge wird ihre Schönheit noch vollkommener. In Gegenwart des Bischofs von Namur rede ich über die Solidarität mit den Ausgegrenzten. Eine Frage mußte an diesem Abend gestellt werden: Wieso interveniert der Vatikan bei der britischen Regierung, um die Aufhebung der Strafuntersuchung gegen General Pinochet zu fordern?
Das Unverständnis und die mißbilligende Haltung, die durch diese Intervention bei vielen Katholiken hervorgerufen werden, zeigen, daß sie sich eine glaubwürdige, das heißt in jeder Lage wahrhaftige, Kirche wünschen. Nun hat aber Roms Kirche nichts gesagt oder getan, um das Gedächtnis der Opfer von 17 Jahren Diktatur zu verteidigen.
 

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IM THEATER DES PALAIS DE CHAILLOT

Das Ziel dieser Veranstaltung der Papierlosen war es, an einem symbolischen Ort das Wort zu ergreifen. Es gäbe wohl keinen geeigneteren Ort dafür als dieser Saal, in dem 1948 feierlich die universelle Menschenrechtserklärung proklamiert wurde!

Die Pause war vorbei, das Publikum (1200 Personen) kam in den Saal zurück für die Fortsetzung des berühmten "Geizhalses" von Molière.

Da betritt eine Delegation der Sans-papiers die Bühne. Der Schauspieler Michel Piccoli begründet unser unerwartetes Auftreten. Er liest eine Botschaft von Yehudi Menuhin vor, in der dieser, zwei Tage vor seinem Tod, seine Unterstützung kundtat. Dann ergreift ein völlig verängstigter junger Algerier das Wort, um ihre verzweifelte Lage zu schildern. In diesem Moment hörte ich nur noch das Pfeifen und die Protestrufe: "Das reicht! Raus! Wir wollen hier keine Politik, wird sind hier, um uns ein Theaterstück anzusehen!" Es gab wohl auch Applaus, aber durch diese Eindringlinge schien die Harmonie gestört worden zu sein. Was hätte Molière gesagt, wenn er diese Leute gesehen hätte, die mit der Bürgerschaft so geizen?

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PS: Partenia in Zahlen, Jahr 1998

 

Gesamtzahl - Homepages während eines Jahres, publziert in sieben Sprachen: 66 430

Geamtzahl von Internetbesuchern bei Partenia: 114 000

Zunahme von Besuchern innerhalb eines Jahres: 22'000

Besucher pro Monat bei Partenia im Internet: 9 500

E-mail an Bischof Jacques Gaillot: 2' 500

E-mail an den Webmaster: 1460

Aktive Forumteilnehmer vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1998: 393

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Sonnenaufgang in der Wüste
Ich wähle die Freiheit

Jacques Gaillot

Original: Je prends la liberté

Als Jacques Gaillot noch Bischof von Evreux war, beschäftigte er die Kirche Frankreichs. Seit er am Freitag, den 13. Januar 1995, als Bischof von Evreux abgesetzt und an den Wüstenort Partenia strafversetzt wurde, beschäftigt er die Weltkirche. Aber nicht nur die Kirche: Auch jene Menschen, die schon lange nicht mehr entlang den kirchlichen Vorgaben leben, orientieren sich an ihm und hungern nach seinen Worten und seinen zeichenhaften Aktionen.

Der Journalist Jean-Claude Raspiengeas hat sich mit Jacques Gaillot zusammengesetzt, um diesem Menschen auf die Spur zu kommen. Die im Buch Je prends la liberté gesammelten Gespräche vermitteln eine packende Persönlichkeit: packend in ihrer selbstverständlichen Liebe, packend in ihrer klaren Sicht der Zusammenhänge, packend in den ungeduldigen Forderungen an die Kirche.

Wie in keinem der anderen Bücher geht Jacques Gaillot auf seine eigene Person ein: Er erzählt von seiner Kindheit und Jugend in Saint-Dizier, von den Träumen und Zweifeln, die ihn als jungen Mann heimgesucht haben, von der Ausbildung im Seminar, von den Einsätzen im Algerienkrieg, von den verschiedenen kirchlichen Aufgaben, die ihm vor dem Einsatz als Bischof von Evreux anvertraut waren, von der Einsamkeit und der Fülle der Begegnungen eines Bischofs.

Es wird für die LeserInnen des Buches deutlich, daß Jacques Gaillots Engagement eine ganz persönliche Biographie besitzt. Da ist ein Mensch vorbereitet worden oder wie er selber es gern ausdrückt: da ist ein Mensch geschützt worden, damit er später anderen zum Schutz werden kann. Zugleich macht der biographische Hintergrund aber auch klar: Da hat ein Mensch einen inneren Auftrag erhalten, der sich weder durch die familiären Zusammenhänge noch durch die kirchliche Prägung erklären läßt. In Jacques Gaillot ist der Kirche eine prophetische Existenz geschenkt worden, mit der sie sich wie immer bei Propheten nur schwer zurechtfinden kann.

Als Prophet tritt Jacques Gaillot auf, wenn es um die Randfiguren der Kirche geht. Er möchte sie in die Mitte stellen. Denn am Umgang mit ihnen entscheidet sich die Echtheit der Kirche. Zu den Randfiguren gehören nach ihm: die Armen, die Obdachlosen, die Flüchtlinge, die Homosexuellen, die verheirateten Priester, die Geschiedenen, die wieder geheiratet haben.

Die kirchliche Ordnung verweist sie an den Rand oder demütigt sie zu Empfängern des kirchlichen Mitleids. Jacques Gaillot stellt sie in die Mitte und engagiert sich für ihr Selbstbewußtsein. Als Prophet spricht Jacques Gaillot zudem, wenn er die vorschnellen Absicherungen der Kirche kritisiert, seien es die Absicherungen politischer Art mit den bestehenden Machtgefügen, seien es die Absicherungen kirchenpolitischer Art mit Konzepten, die der Kirche keine echte Erneuerung zumuten, sondern lediglich Rückzugsgefechte im Dienste veralteter Vorstellungen.

Sonnenaufgang in der Wüste Ich wähle die Freiheit erlaubt eine vielseitige Lektüre. Das Buch eignet sich für LeserInnen, die über Jacques Gaillot persönlich mehr erfahren möchten. Die Lebensstationen werden deutlich, aber auch der Mensch mit seinem Charakter. Auf sehr lebendige Art vermittelt das Buch dank seiner Gesprächsform den ungezwungenen Charme, den Witz, das spontane Ringen und die kritische Klarheit von Jacques Gaillots Denken und Sprechen.
LeserInnen, die an der gegenwärtigen Entwicklung und Nicht-Entwicklung der Kirche interessiert sind. Anhand vieler konkreter Beispiele und Situationen schildert Jacques Gaillot selber, was an der Kirche veraltet ist und wie allenfalls die Kirche der Zukunft ausschauen kann. Trotz der vielen beängstigenden Probleme in und rund um die Kirche wird in der Person Jacques Gaillot selber jene Kraft spürbar, die auch mit der Kirche eine Zukunft gestalten kann.
LeserInnen, die persönlich auf einer religiösen Suche sind. Das Engagement Jacques Gaillots in der Kirche, aber auch seine Freiheit, sich durch verhärtete Normen der Kirchenordnung und durch Strafmaßnahmen nicht imponieren zu lassen, werden im Laufe der Lektüre zu einem Maßstab für den eigenen Weg zwischen Eigenständigkeit und Anpassung, zwischen Besinnung und Einsatz.

Ich wähle die Freiheit Je prends la liberté ist ein wertvolles Buch, weil hinter ihm ein Mensch mit seiner ganzen Geschichte und seiner ganzen Liebe steht, ein Mensch, der zudem weiß, daß hinter ihm ein Anderer steht, Jesus, mit seiner ganzen Geschichte und seiner ganzen Liebe.
Je prends la liberté erscheint erstmals auf deutsch.
 
Sonnenaufgang in der Wüste
Sein Weg in Freiheit durch die Wüste wird zu reden geben. Denn was Jacques Gaillot bei den Bischöfen der französischen Kirche oft vermißt, ist die mangelnde demokratische Auseinandersetzung. Gilt dies nicht auch für den Großteil der deutschen, österreichischen und schweizerischen Bischöfe? Nicht umsonst hat Jacques Gaillot seine Wüstendiözese Partenia auch auf diese Länder ausgedehnt.
Das Buch ist ab Ende April 1997 in jeder Buchhandlung, oder direkt beim Verlag, Edition K. Haller erhältlich.
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Knospe, du trägst die Kraft zur Blüte
Begegnung mit dem Evangelium

Jacques Gaillot

Original: Ce que je crois

Im neuesten Buch erzählt Jacques Gaillot von spontanen Begegnungen. Er eröffnet in seinem ihm eigenen Stil seinen Glauben.
Es vergeht kein Tag, ohne daß sich Menschen mit ihren Sorgen, oft auch mit einem Hilfeschrei, aber auch mit ihren Freuden an ihn wenden.
Er bietet uns hier eine Handvoll erlebter Geschichten an. Meditiert ihren möglichen Sinn und läßt sie so zu echten Gleichnissen werden.
Freimütig führt er uns in seine Perspektiven eines Glaubenden, der mit den Problemen dieser Welt konfrontiert ist.
Seine Erzählungen sind Beispiele aus allen Lebensbereichen.
Einfache Begegnungen, wie jene:
- mit jungen Maghrebinern in kalter Winternacht
- mit dem Taxichauffeur, der unvermittelt aus seinem Leben zu erzählen beginnt
- mit dem glücklichen Vater eines eben zur Welt gekommenen Töchterleins
 
Sorgen und Schicksalsschläge vertrauen ihm die Menschen an:
- eine Mutter, die bei einem Bombenattentat ihre Tochter verliert
- eine junge Frau will ihre Schwangerschaft abbrechen
- ein aidskranker Homosexueller, der dem Tode nahe ist
- das Drama Alis, des Ausgestoßenen
 
Ereignisse, die die ganze Gesellschaft betreffen und ihre Sicht der Dinge und ihre politischen Vorstellungen in Frage stellen:
- die Flüchtlinge in der Kirche Saint-Bernard
- die Einpferchung von Menschen in unwürdige und billige Sozialbauten und die Zerstörung der Kommunikation, der Palaverbaum ist weg
- das Problem Atombombe und nukleare Bewaffnung
- die Ermordung der Mönche von Tibéhirine
- die freundschaftliche Verbindung zu einem Imam
- die Messe mit Obdachlosen in der Rue du Dragon
- wohin mit der Asche eines Clochards?
 
Der Bischof und aller Aufgabe ist es, nachzudenken über eine Kirche, die mehr denn je im Menschen tiefe Wurzeln schlagen muß, um den Stürmen standzuhalten.
Eine Kirche, die die Freuden und Ängste der Menschen kennt und sie mit ihnen teilt.
Quer durch alle Ereignisse hindurch bekennt Jacques Gaillot seinen lebendigen Glauben, öffnet eine Tür zur Hoffnung, spricht von Liebe, nicht von Belehrung.
Seine Aufgabe als Bischof sieht er vor allem darin, den Verzweifelten und Ausgeschlossenen seine Hand in Liebe und Brüderlichkeit entgegenzustrecken.
In diesem vielseitigen Werk vermittelt Jacques Gaillot den LeserInnen auf sehr lebendige Art wahre Zeugnisse von Begegnungen auf allen Ebenen. Der Bischof von Partenia ist immer mit seinem Volk unterwegs.
Offen und wahrhaftig ermutigt er all jene, die die Knospe in sich tragen, diese zur Blüte zu bringen.
Das Buch ist ab Ende April 1997 in jeder Buchhandlung, oder direkt beim Verlag,
Edition K. Haller erhältlich.
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