Logbuch: September 1998 |
Einkehrtage | Ferien |
Bibliographie | Archiv |
PS: Partenia in Zahlen | Buch: Sonnenaufgang ... |
Buch: Knospe, ... |
|
Einkehrtage
Man hat die Gelegenheit, sein Bündel abzustellen, auf den zurückgelegten Weg zu schauen, seine Lebensgeschichte durchzugehen, die Ereignisse, die uns geprägt haben, miteinander in Zusammenhang zu bringen, in die Zukunft zu blicken. Ich höre den Teilnehmenden zu und merke, daß sie schwere Kreuze tragen. Aber ich staune über das Wirken des Heiligen Geistes in ihrem Leben. Ich danke Gott für diese Frauen und Männer, die trotz der Last ihrer Erfahrungen und Prüfungen nicht aufhören, in bewundernswerter Treue an Christus zu glauben.
Einladung zum Abendessen - Im Bus nähert sich mir ein Farbiger, um mit mir zu reden. Er ist aus Bangladesch. Er vertraut mir seine Schwierigkeiten an: für seine Familie eine anständige Wohnung zu finden. Seine Frau, eine Iranerin, arbeitet. Er auch. Seine beiden Söhne, 15 und 17, haben sehr gute Schulzeugnisse. Aber die Wohnung besteht bloß aus zwei kleinen Zimmern mit einer Kochnische. Und das dauert nun schon zehn Jahre. Er drängt mich, einmal am Abend zu ihm essen zu kommen. Seine Jungen, die mich kennen, würden sich sehr freuen. Ich nehme die Einladung an und steige aus. Zwei Wochen später suche ich ihn auf. Der Mann, dem ich im Bus begegnet bin, wartet auf dem Trottoir. Er freut sich, wie er mich kommen sieht. Seine Jungen haben gewettet, daß ich niemals bei ihnen essen würde. Es ist ein baufälliges, lärmiges Gebäude. In der Wohnung herrscht Ordnung. Wenn man keinen Platz hat, muß alles schön aufgeräumt sein. Die Mama, umgeben von ihren zwei großen Söhnen, ist glücklich, mich zu empfangen. Die Jungen sind offensichtlich eingeschüchtert. Aber das wird nicht lange so bleiben. Sie zeigen mir ihr winziges, mit Kajütenbetten ausgestattetes Zimmer. Der Jüngere legt sich früh schlafen. Der Ältere arbeitet beim Schein einer kleinen Lampe bis spät in die Nacht. Sie wünschen sich, daß ich ihnen etwas auf ein Blatt schreibe.
Taufe und Hochzeiten - Der Sommer ist eine günstige Zeit für die Feier dieser Sakramente, zu der sich Freunde und Verwandte versammeln. Mir unbekannte, der Kirche eigentlich fernstehende junge Leute haben sich an mich gewandt. Mit der Institution Kirche verbindet sie nichts, aber Liebe und Geburt laden dazu ein, über sich selbst hinauszuwachsen, die Frage nach dem Sinn zu stellen und sich auf eine spirituelle Suche zu begeben. Diese jungen Leute suchen nicht nach Normen, sondern nach Sinn. Sie haben eine gewisse Erfahrung und wollen sich selber treu bleiben können. Ich weiß es zu schätzen, daß die Hauptbeteiligten in der Kirche, wo wir uns zur Feier des Sakraments versammelt haben, als erste das Wort ergreifen. Vor allen verleihen sie ihrem Schritt einen Sinn. So wie bei dieser Hochzeit, an der die Brautleute den Anwesenden sagen: "Ihr fragt euch sicher, warum wir kirchlich heiraten. Es stimmt, daß wir mit gewissen offiziellen Interventionen der Kirche nicht einverstanden sind. Wir kennen auch unsere Schwächen und unsere Zweifel, was den Glauben betrifft. Trotz allem liegt uns daran, daß unsere Liebe von Gott gesegnet wird, und wir vertrauen unser Wort der Treue Gottes an." - Diese Einstimmung verfehlte ihre Wirkung auf die Teilnehmer nicht. Sie spürten, daß das Gesagte auch sie betraf. |
|
Ferien
Das bedeutet an einem andern Ort und auf andere Art leben. Seine Gewohnheiten ändern, um andere wieder zu treffen und auch um sich selber zu finden. Jedes Jahr statte ich Verwandten, die am Meer ihre Ferien verbringen, einen Besuch ab. Die Familie wächst und wächst. Es macht mich glücklich, an den jungen Eltern bei jeder neuen Geburt eine Veränderung festzustellen: Reife, Verantwortungsbewußtsein, Staunen vor dem werdenden Leben ihres Kindes. Der Ozean ist immer da, unendlich und unfaßbar. Ich werde nicht müde, ihn zu betrachten. Am Ufer schütten Kinder unermüdlich Meerwasser in ein Loch, das sie in den Sand gegraben haben. Feriengäste nehmen ein kurzes Bad, ohne sich weit vom Strand zu entfernen. Andere scheuen sich nicht, auf ihrem Surfbrett weit draußen Wind und Wellen zu trotzen. Dann gibt es auch noch die Abenteurer, die ganz allein die Welt umsegeln wollen. Sie verwirklichen Träume, die wir in uns tragen. Ihre Spitzenleistungen wecken in uns die Lust, über uns selbst hinauszuwachsen. Ist die Suche nach Gott nicht etwas Ähnliches? Die einen sprechen gern von Gott, aber ihr Leben wird von ihm kaum berührt. Andere vertrauen auf Gott und versuchen ihn auf ihrem Lebensweg zu entdecken. Andere wiederum sind Gottessportler, Heilige, die für uns wie Trainer sind im Abenteuer des Glaubens. Es sind Leuchttürme. Und die Kinder, die am Strand spielen und vergebens versuchen, das Wasser des Ozeans in das Loch zu schütten, das sie gegraben haben, erinnern uns daran, daß das Geheimnis Gottes uns immer übersteigen wird.
Bitte um Gebet - Ich wollte zur Metrostation
beim Bahnhof hinuntersteigen, als mich vier junge Leute beim Namen riefen.
Überrascht wende ich den Kopf und kehre wieder um. Man sieht ihnen
die Freude an, mir die Hand reichen und mit mir reden zu können. Ich
setze meine Unterschrift auf ein Stück Papier, das sie mir hinhalten.
Es ist schon Abend; sie geben zu, daß sie ein wenig getrunken haben,
und bitten mich, für sie zu beten. "Besonders für mich";
sagt einer. "Ich heiße Georges. Ich hab's wirklich nötig,
daß Sie für mich beten, denn es geht mir nicht gut. Obwohl ich
Arbeit habe und eine Wohnung. Werden Sie's tun?" "Ich versprech's
dir, Georges. Noch bevor es Nacht wird, werde ich für dich beten."
Die vier Burschen verschwinden in der Menge, aber ich bleibe mit ihnen durch
das Gebet und die Freundschaft verbunden. Vor meinem inneren Auge erscheinen
ihre Gesichter. Im Lärm der Metro kommt Georges' Bitte über meine
Lippen: "Herr, dem, den du liebst, geht es nicht gut." Jacques Gaillot |
PS: Partenia in Zahlen, 1997
Im Monat, Anzahl Seiten vorgestellt im Internet: 175 Gesamtzahl - Homepages während eines Jahres, publziert in sieben Sprachen: 63'875 Geamtzahl von Internetbesuchern bei Partenia: 92'000 Zunahme von Besuchern innerhalb eines Jahres: 22'000 Besucher pro Monat bei Partenia im Internet: 7'660 E-mail an Bischof Jacques Gaillot: 2'300 E-mail an den Webmaster: 346 |
|
Knospe, du trägst die Kraft zur
Blüte
Der Bischof und aller Aufgabe ist es, nachzudenken
über eine Kirche, die mehr denn je im Menschen tiefe Wurzeln schlagen
muß, um den Stürmen standzuhalten. |