Logbuch: Juni 1998


 

 

Am Gerichtshof In der Pfäfektur von Paris

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PS: Partenia in Zahlen Buch: Sonnenaufgang ...

Buch: Knospe, ...

 





 

 

PARTENIA

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Am Gerichtshof

 

In Paris hat der Prozeß gegen einen Skinhead begonnen, der des Mordes an Brahim angeklagt ist. Brahim war ein junger Marokkaner, der in den eisigen Fluten der Seine ertränkt wurde.
Mit ihm zusammen stehen drei weitere junge Skins wegen "unterlassener Hilfeleistung" vor Gericht.
Diese Tragödie hat sich am 1. Mai 1995 abgespielt - am Rande einer Veranstaltung der "Nationalen Front".
Ich befinde mich in der Menge im großen Saal des Palais de Justice und begrüße Brahims Freundin, die in der ersten Reihe sitzt.
Sie hatte mich nach diesem entsetzlichen Drama besucht, und wir waren miteinander in Verbindung geblieben.

Diese jungen Skinheads haben die haßerfüllte Botschaft des Front National gehört. Sie sind zur Tat geschritten. Geprägt von rassistischen Parolen, sind sie nicht davor zurückgeschreckt, einen Menschen zu töten. Fremdenfeindliche Slogans sind nie harmlos, sie finden schließlich immer ihre Opfer.

Zu einem Zeitpunkt, da in Frankreich der Schaffung der Liga der Menschenrechte vor hundert Jahren gedacht wird, wird dieser Prozeß, so hoffe ich, die Gefahren aufzeigen, die der Gesellschaft von seiten einer Partei der extremen Rechten drohen.

 

Ein Abend für Tibet

Zusammen mit buddhistischen Freunden und einem jungen Lama machen wir eindringlich auf den Hungerstreik aufmerksam, der von sechs Tibetern in Indien durchgeführt wird. Sie sind zu sechst, um die sechs Millionen ihrer Landsleute zu symbolisieren, die unter der chinesischen Unterdrückung zu leiden haben.
Einer der Sechs hat sich vor kurzem selber verbrannt. Es ist der Verzweiflungsschrei eines Volkes, das seit 1959 Widerstand zu leisten versucht.
 
Viele Tibetaner wählen immer noch den Weg ins Exil. Unter heldenhaften Anstrengungen wagen sie es, die Grenze zu überschreiten, um in indischen und nepalesischen Lagern Zuflucht zu suchen. Ihre Lebensumstände sind ziemlich prekär.
Zum Glück gibt es zahlreiche Patenschaften, die Kindern den Schulbesuch, Mönchen das Weiterstudium und betagten Leuten das Überleben ermöglichen. Und allen erlauben, ihre Würde zu bewahren.


 

 

 

 

 

PARTENIA

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In der Präfektur von Paris

 

Einmal mehr sitze ich in diesem seelenlosen Raum, alle Plätze sind besetzt. Afrikanische Gesichter, chinesische, südamerikanische... Blicke voller Trauer. Niemand spricht. Das Schweigen verbirgt die Angst. Stunden vergehen, ohne irgendeine ungeduldige Regung. Diese "Papierlosen" sind es eben gewohnt zu warten. Seit Monaten, seit Jahren warten sie auf ein kleines Stück Papier mit dem offiziellen Stempel. Ein Stückchen Papier, von dem sie immer träumen werden, denn es würde ihnen erlauben, keine Angst mehr zu haben, sein zu können wie alle anderen. Aber werden sie es bekommen? Nichts ist unsicherer als das.

Zu acht sind wir hier, um Djamel beizustehen. Er schätzt es, nicht allein hier sein zu müssen. Er hat weder geschlafen noch gegessen. Er wartet.
Aus dem Lautsprecher ertönt sein Name. Der entscheidende Moment ist gekommen. Die Person am Schalter ist freundlich und verständnisvoll. Djamel erhält eine Aufenthaltserlaubnis für drei Monate. Er strahlt. Es ist ein erster, entscheidender Schritt. Draußen auf der Straße schwenkt er das Papier der Präfektur und erklärt stolz: "Diesmal existiere ich."

 

Dynamische Christen

Gemeinschaften aus verschiedenen Gebieten Deutschlands haben mich eingeladen. Sie kennen einander nicht. Aber ich finde bei ihnen allen dieselbe brüderliche und schwesterliche Gesinnung, denselben Willen, auf andere Art Christ zu sein, denselben Wunsch, das Evangelium zu leben. Ihre freie Art ist wohltuend.
Wo haben sie diese Dynamik her? Ich freue mich über diese Begegnung von Christen, die weder gleichgültig noch unterwürfig sind. Sie sind zwar enttäuscht von den Warnungen und der Ablehnung der Institution, zeigen aber keine Aggressivität. Sie sind zwar müde vom Warten auf etwas, was sie seit Jahren verlangen, aber die Hoffnung haben sie trotzdem bewahrt. Sie schöpfen ihre Lebensfreude aus ihrem Engagement für die von der Gesellschaft Verlassenen.
 
Diese Gemeinschaften, in denen die Botschaft des Evangeliums echt spürbar wird, sind über das ganze Land verstreut. Wie sollte man nicht davon träumen können, sie untereinander zu "vernetzen", damit ihre Worte und ihr Geist überall wirksam werden. Und ich denke an die herrlichen Verse von Rimbaud:
"Seile spanne ich von Kirchturm zu Kirchturm, Girlanden von Fenster zu Fenster, goldene Ketten von Stern zu Stern ... und ich tanze!"


Jacques Gaillot 


 

 

 

 

 



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PS: Partenia in Zahlen, 1997

 

Im Monat, Anzahl Seiten vorgestellt im Internet: 175

Gesamtzahl - Homepages während eines Jahres, publziert in sieben Sprachen: 63'875

Geamtzahl von Internetbesuchern bei Partenia: 92'000

Zunahme von Besuchern innerhalb eines Jahres: 22'000

Besucher pro Monat bei Partenia im Internet: 7'660

E-mail an Bischof Jacques Gaillot: 2'300

E-mail an den Webmaster: 346


 







 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Sonnenaufgang in der Wüste
Ich wähle die Freiheit

Jacques Gaillot

Original: Je prends la liberté

Als Jacques Gaillot noch Bischof von Evreux war, beschäftigte er die Kirche Frankreichs. Seit er am Freitag, den 13. Januar 1995, als Bischof von Evreux abgesetzt und an den Wüstenort Partenia strafversetzt wurde, beschäftigt er die Weltkirche. Aber nicht nur die Kirche: Auch jene Menschen, die schon lange nicht mehr entlang den kirchlichen Vorgaben leben, orientieren sich an ihm und hungern nach seinen Worten und seinen zeichenhaften Aktionen.

Der Journalist Jean-Claude Raspiengeas hat sich mit Jacques Gaillot zusammengesetzt, um diesem Menschen auf die Spur zu kommen. Die im Buch Je prends la liberté gesammelten Gespräche vermitteln eine packende Persönlichkeit: packend in ihrer selbstverständlichen Liebe, packend in ihrer klaren Sicht der Zusammenhänge, packend in den ungeduldigen Forderungen an die Kirche.

Wie in keinem der anderen Bücher geht Jacques Gaillot auf seine eigene Person ein: Er erzählt von seiner Kindheit und Jugend in Saint-Dizier, von den Träumen und Zweifeln, die ihn als jungen Mann heimgesucht haben, von der Ausbildung im Seminar, von den Einsätzen im Algerienkrieg, von den verschiedenen kirchlichen Aufgaben, die ihm vor dem Einsatz als Bischof von Evreux anvertraut waren, von der Einsamkeit und der Fülle der Begegnungen eines Bischofs.

Es wird für die LeserInnen des Buches deutlich, daß Jacques Gaillots Engagement eine ganz persönliche Biographie besitzt. Da ist ein Mensch vorbereitet worden oder wie er selber es gern ausdrückt: da ist ein Mensch geschützt worden, damit er später anderen zum Schutz werden kann. Zugleich macht der biographische Hintergrund aber auch klar: Da hat ein Mensch einen inneren Auftrag erhalten, der sich weder durch die familiären Zusammenhänge noch durch die kirchliche Prägung erklären läßt. In Jacques Gaillot ist der Kirche eine prophetische Existenz geschenkt worden, mit der sie sich wie immer bei Propheten nur schwer zurechtfinden kann.

Als Prophet tritt Jacques Gaillot auf, wenn es um die Randfiguren der Kirche geht. Er möchte sie in die Mitte stellen. Denn am Umgang mit ihnen entscheidet sich die Echtheit der Kirche. Zu den Randfiguren gehören nach ihm: die Armen, die Obdachlosen, die Flüchtlinge, die Homosexuellen, die verheirateten Priester, die Geschiedenen, die wieder geheiratet haben.

Die kirchliche Ordnung verweist sie an den Rand oder demütigt sie zu Empfängern des kirchlichen Mitleids. Jacques Gaillot stellt sie in die Mitte und engagiert sich für ihr Selbstbewußtsein. Als Prophet spricht Jacques Gaillot zudem, wenn er die vorschnellen Absicherungen der Kirche kritisiert, seien es die Absicherungen politischer Art mit den bestehenden Machtgefügen, seien es die Absicherungen kirchenpolitischer Art mit Konzepten, die der Kirche keine echte Erneuerung zumuten, sondern lediglich Rückzugsgefechte im Dienste veralteter Vorstellungen.

Sonnenaufgang in der Wüste Ich wähle die Freiheit erlaubt eine vielseitige Lektüre. Das Buch eignet sich für LeserInnen, die über Jacques Gaillot persönlich mehr erfahren möchten. Die Lebensstationen werden deutlich, aber auch der Mensch mit seinem Charakter. Auf sehr lebendige Art vermittelt das Buch dank seiner Gesprächsform den ungezwungenen Charme, den Witz, das spontane Ringen und die kritische Klarheit von Jacques Gaillots Denken und Sprechen.
LeserInnen, die an der gegenwärtigen Entwicklung und Nicht-Entwicklung der Kirche interessiert sind. Anhand vieler konkreter Beispiele und Situationen schildert Jacques Gaillot selber, was an der Kirche veraltet ist und wie allenfalls die Kirche der Zukunft ausschauen kann. Trotz der vielen beängstigenden Probleme in und rund um die Kirche wird in der Person Jacques Gaillot selber jene Kraft spürbar, die auch mit der Kirche eine Zukunft gestalten kann.
LeserInnen, die persönlich auf einer religiösen Suche sind. Das Engagement Jacques Gaillots in der Kirche, aber auch seine Freiheit, sich durch verhärtete Normen der Kirchenordnung und durch Strafmaßnahmen nicht imponieren zu lassen, werden im Laufe der Lektüre zu einem Maßstab für den eigenen Weg zwischen Eigenständigkeit und Anpassung, zwischen Besinnung und Einsatz.

Ich wähle die Freiheit Je prends la liberté ist ein wertvolles Buch, weil hinter ihm ein Mensch mit seiner ganzen Geschichte und seiner ganzen Liebe steht, ein Mensch, der zudem weiß, daß hinter ihm ein Anderer steht, Jesus, mit seiner ganzen Geschichte und seiner ganzen Liebe.

Je prends la liberté erscheint erstmals auf deutsch.
Sonnenaufgang in der Wüste
Sein Weg in Freiheit durch die Wüste wird zu reden geben. Denn was Jacques Gaillot bei den Bischöfen der französischen Kirche oft vermißt, ist die mangelnde demokratische Auseinandersetzung. Gilt dies nicht auch für den Großteil der deutschen, österreichischen und schweizerischen Bischöfe? Nicht umsonst hat Jacques Gaillot seine Wüstendiözese Partenia auch auf diese Länder ausgedehnt.
 
Das Buch ist ab Ende April 1997 in jeder Buchhandlung, oder direkt beim Verlag, Edition K. Haller erhältlich.


 

 





 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Knospe, du trägst die Kraft zur Blüte
Begegnung mit dem Evangelium

Jacques Gaillot

Original: Ce que je crois

Im neuesten Buch erzählt Jacques Gaillot von spontanen Begegnungen. Er eröffnet in seinem ihm eigenen Stil seinen Glauben.

Es vergeht kein Tag, ohne daß sich Menschen mit ihren Sorgen, oft auch mit einem Hilfeschrei, aber auch mit ihren Freuden an ihn wenden.

Er bietet uns hier eine Handvoll erlebter Geschichten an. Meditiert ihren möglichen Sinn und läßt sie so zu echten Gleichnissen werden.

Freimütig führt er uns in seine Perspektiven eines Glaubenden, der mit den Problemen dieser Welt konfrontiert ist.

Seine Erzählungen sind Beispiele aus allen Lebensbereichen.

Einfache Begegnungen, wie jene:
- mit jungen Maghrebinern in kalter Winternacht
- mit dem Taxichauffeur, der unvermittelt aus seinem Leben zu erzählen beginnt
- mit dem glücklichen Vater eines eben zur Welt gekommenen Töchterleins
 
Sorgen und Schicksalsschläge vertrauen ihm die Menschen an:
- eine Mutter, die bei einem Bombenattentat ihre Tochter verliert
- eine junge Frau will ihre Schwangerschaft abbrechen
- ein aidskranker Homosexueller, der dem Tode nahe ist
- das Drama Alis, des Ausgestoßenen
 
Ereignisse, die die ganze Gesellschaft betreffen und ihre Sicht der Dinge und ihre politischen Vorstellungen in Frage stellen:
- die Flüchtlinge in der Kirche Saint-Bernard
- die Einpferchung von Menschen in unwürdige und billige Sozialbauten und die Zerstörung der Kommunikation, der Palaverbaum ist weg
- das Problem Atombombe und nukleare Bewaffnung
- die Ermordung der Mönche von Tibéhirine
- die freundschaftliche Verbindung zu einem Imam
- die Messe mit Obdachlosen in der Rue du Dragon
- wohin mit der Asche eines Clochards?

 

Der Bischof und aller Aufgabe ist es, nachzudenken über eine Kirche, die mehr denn je im Menschen tiefe Wurzeln schlagen muß, um den Stürmen standzuhalten.

Eine Kirche, die die Freuden und Ängste der Menschen kennt und sie mit ihnen teilt.

Quer durch alle Ereignisse hindurch bekennt Jacques Gaillot seinen lebendigen Glauben, öffnet eine Tür zur Hoffnung, spricht von Liebe, nicht von Belehrung.

Seine Aufgabe als Bischof sieht er vor allem darin, den Verzweifelten und Ausgeschlossenen seine Hand in Liebe und Brüderlichkeit entgegenzustrecken.

In diesem vielseitigen Werk vermittelt Jacques Gaillot den LeserInnen auf sehr lebendige Art wahre Zeugnisse von Begegnungen auf allen Ebenen. Der Bischof von Partenia ist immer mit seinem Volk unterwegs.

Offen und wahrhaftig ermutigt er all jene, die die Knospe in sich tragen, diese zur Blüte zu bringen.

Das Buch ist ab Ende April 1997 in jeder Buchhandlung, oder direkt beim Verlag,
Edition K. Haller erhältlich.