DAS PLAGIAT
Kurz nach Erscheinen deines neuen Buches, "La dernière
tentation du diable" ("Die letzte Versuchung des Teufels")
wurdest du beschuldigt, das Buch eines Universitätsprofessors aus Lyon
abgeschrieben zu haben. Wie verhält sich die Sache genau?
Der Verlagsleiter der "Editions No 1" schlug mir vor, ein Buch
über die Bedeutung des Teufels in der Gesellschaft und über die
Satanssekten zu schreiben. Als Mann der Kirche sollte ich mich zu diesen
Fragen äußern; einige Dokumentalisten würden mir zur Seite
stehen.
"Für dieses Buch konnte ich auf die Mitarbeit eines Teams zählen;
mit seiner Hilfe begann ich mich mit der mir bis anhin noch unbekannten
Welt des Teufels zu befassen. Ganz gleichgültig blieben wir dabei sicher
nicht, und das Entsetzen über die Profanierung des Friedhofs von Carpentras
saß uns allen noch in den Gliedern..."
So drückte ich mich im ersten Kapitel meines Buches aus. Ein rücksichtsloser
Dokumentalist lieferte mir aber eine Arbeit ab, die nicht von ihm stammte
- er hat mein Vertrauen mißbraucht. Es ist ein Plagiat.
Welche Maßnahmen hast du getroffen?
Ich habe alle Interviews akzeptiert, um die man mich gebeten hat, und
habe den Sachverhalt dargelegt. Und ich habe, ohne zu zögern, eine
radikale Lösung gewünscht: Das Buch zurückziehen, damit Klarheit
herrscht.
Was kannst du zusammenfassend zu deinen Büchern sagen?
Da sind erstens die Bücher, die ich von Anfang bis Schluß
selbst geschrieben habe, das ist für mich am einfachsten. Zum Beispiel
"Foi sans frontières" ("Glaube ohne Grenzen"),
ein Rückblick auf Einkehrtage, die ich für algerische Priester
gehalten habe.
Dann die Bücher, die als Interview aufgebaut sind. Wenn ich die
Person, die mir die Fragen stellt, vorher gar nicht kannte, wird es schon
komplizierter für mich. Dies war der Fall beim Buch "Je prends
la liberté" (dt. Titel: "Sonnenaufgang in der Wüste"),
wo mich der Journalist dazu brachte... eine völlig unerwartete Richtung
einzuschlagen und Themen anzuschneiden, die mich gar nicht interessierten.
Schließlich die Bücher, die im Team erarbeitet werden. Das
sind für mich die schwierigsten. So mußte ich bei "La dernière
tentation du diable" die Drucklegung verschieben, weil mich die Arbeit
nicht befriedigte. Es ist nicht einfach, mit Autoren zusammenzuarbeiten,
die sowohl eine andere Sensibilität als auch einen anderen Stil haben.
Ganz offen gefragt: Was machst du mit den Tantiemen deiner Bücher?
Diese Einkünfte kommen jedesmal vollumfänglich Menschenrechtsorganisationen
und Partenia zugute.
Was hältst du rückblickend von dieser "Geschichte"?
Man kann ein Buch zwar einstampfen, aber das Wort kann nicht aufgehalten
werden. Durch Hindernisse wird es nur noch lauter, es sucht sich einen andern
Weg und ruft neue Worte ins Leben. Durch diese Begebenheit wurde ich Zeuge
unerwarteter und starker Worte.
Ganz allgemein gesprochen wirft dieses Plagiat das Problem der Verleger-Rolle
auf. Heutzutage werden immer öfter Mitarbeiter engagiert, die dann
keine Zeit haben, seriös zu recherchieren.
Ohne Zweifel wirft aber diese Angelegenheit ein schiefes Licht auf meine
Person und auf die Bücher, die ich geschrieben habe. Aber diese Episode
wird uns nicht am Weitergehen hindern. Bereits ist ein nächstes Buch
in Vorbereitung. Und ich werde wieder den Mut haben, meine Unterschrift
darunter zu setzen.
Interview mit der Partenia-Redaktion
Jacques Gaillot |