Logbuch: April 1998


Sevilla Das Plagiat

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SEVILLA

 

Man ist immer wieder bezaubert von dieser andalusischen Stadt. Tagsüber wie auch nachts. Wenn es Abend wird, sind die Plätze im Stadtzentrum fest in der Hand der Jungen, die dort eine undurchdringliche Mauer bilden. Sehr eindrucksvoll!

Ich bin von den christlichen Volksgemeinschaften von Sevilla eingeladen worden und treffe sie in einer Vorstadt-Pfarrei. Wenn sich diese Christen versammeln, erfüllt sie das Wiedersehen mit Freude. Wenn sie zerstreut sind, bilden sie trotzdem ein Netz. Sie sind nie allein.

Bevor wir das von ihnen mitgebrachte Essen teilen, hören wir das Evangelium des Tages. Ich bewundere ihre Art, zwischen Evangelium und Leben eine Verbindung herzustellen. Für sie ist das menschliche Leben der Ort, an dem Glaube gelebt wird. Sie kennen meinen Wunsch, mich neuen Erfahrungen kirchlichen Lebens zu öffnen, und möchten nun auch meine Meinung hören.Vor der Eucharistie stellt die Versammlung ihre Großzügigkeit unter Beweis: Sie nimmt eine Kollekte auf und bittet mich, diese den Menschen in Chiapas zukommen zu lassen.

Die Migranten-Organisation empfängt mich in ihren Räumen, wo sich viele junge Marokkaner vorübergehend aufhalten. Sevilla ist nicht weit von Marokko. Die politischen Behörden schlagen in bezug auf die Fremden ohne regulären Status eine härtere Gangart ein. Im Jahre 1997 wurden in Andalusien 17 000 Papierlose zurückgewiesen. Aber viele kommen wieder! Im selben Jahr 1997 gab es etwa hundert Tote oder im Meer Verschollene.

Der Tag klingt mit einem Vortrag an der Universität aus, gefolgt von einer packenden Diskussion. Am nächsten Tag findet in Antequera (160 km von Sevilla) das Treffen der Gemeinschaften aus der Gegend von Malaga statt. Ein Tag der Freude und der evangelischen Einfachheit.

Am Abend treffe ich auf dem Platz vor der Kathedrale von Sevilla junge Leute aus Valencia. Viele Leute halten sich dort noch auf. Ich denke an die Legende vom Großinquisitor von Dostoiewski. Jesus ist hier, auf diesem berühmten Platz, mitten in der Menge. Jedermann erkennt ihn und freut sich insgeheim. Durch die von Glück erfüllte Menschenmenge geht ein Murmeln. Aber da taucht der Großinquisitor auf und fordert ihn auf wegzugehen: Jesus hat hier nichts zu suchen, er hat sich geirrt, als er zu Freiheit und Verantwortungsbewußtsein aufrief, das Volk hat zu gehorchen. Die Institution hat alles wieder im Griff. Der Weihrauch ersetzt das Gebet. Die Riten ersetzen den Glauben. Die Ordnung ist wiederhergestellt... Jesus schweigt - wie während seines Leidens. Er geht fort. Denn er vertraut uns und läßt uns die Freiheit, unser Schicksal in die Hand zu nehmen. Spät erst treffe ich die jungen Leute aus Valencia. Aber wenn gefeiert wird, fragt man nicht nach der Zeit. Besonders nicht in Andalusien.


 

 

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DAS PLAGIAT

 

Kurz nach Erscheinen deines neuen Buches, "La dernière tentation du diable" ("Die letzte Versuchung des Teufels") wurdest du beschuldigt, das Buch eines Universitätsprofessors aus Lyon abgeschrieben zu haben. Wie verhält sich die Sache genau?

Der Verlagsleiter der "Editions No 1" schlug mir vor, ein Buch über die Bedeutung des Teufels in der Gesellschaft und über die Satanssekten zu schreiben. Als Mann der Kirche sollte ich mich zu diesen Fragen äußern; einige Dokumentalisten würden mir zur Seite stehen.

"Für dieses Buch konnte ich auf die Mitarbeit eines Teams zählen; mit seiner Hilfe begann ich mich mit der mir bis anhin noch unbekannten Welt des Teufels zu befassen. Ganz gleichgültig blieben wir dabei sicher nicht, und das Entsetzen über die Profanierung des Friedhofs von Carpentras saß uns allen noch in den Gliedern..."

So drückte ich mich im ersten Kapitel meines Buches aus. Ein rücksichtsloser Dokumentalist lieferte mir aber eine Arbeit ab, die nicht von ihm stammte - er hat mein Vertrauen mißbraucht. Es ist ein Plagiat.

Welche Maßnahmen hast du getroffen?

Ich habe alle Interviews akzeptiert, um die man mich gebeten hat, und habe den Sachverhalt dargelegt. Und ich habe, ohne zu zögern, eine radikale Lösung gewünscht: Das Buch zurückziehen, damit Klarheit herrscht.

Was kannst du zusammenfassend zu deinen Büchern sagen?

Da sind erstens die Bücher, die ich von Anfang bis Schluß selbst geschrieben habe, das ist für mich am einfachsten. Zum Beispiel "Foi sans frontières" ("Glaube ohne Grenzen"), ein Rückblick auf Einkehrtage, die ich für algerische Priester gehalten habe.

Dann die Bücher, die als Interview aufgebaut sind. Wenn ich die Person, die mir die Fragen stellt, vorher gar nicht kannte, wird es schon komplizierter für mich. Dies war der Fall beim Buch "Je prends la liberté" (dt. Titel: "Sonnenaufgang in der Wüste"), wo mich der Journalist dazu brachte... eine völlig unerwartete Richtung einzuschlagen und Themen anzuschneiden, die mich gar nicht interessierten.

Schließlich die Bücher, die im Team erarbeitet werden. Das sind für mich die schwierigsten. So mußte ich bei "La dernière tentation du diable" die Drucklegung verschieben, weil mich die Arbeit nicht befriedigte. Es ist nicht einfach, mit Autoren zusammenzuarbeiten, die sowohl eine andere Sensibilität als auch einen anderen Stil haben.

Ganz offen gefragt: Was machst du mit den Tantiemen deiner Bücher?

Diese Einkünfte kommen jedesmal vollumfänglich Menschenrechtsorganisationen und Partenia zugute.

Was hältst du rückblickend von dieser "Geschichte"?

Man kann ein Buch zwar einstampfen, aber das Wort kann nicht aufgehalten werden. Durch Hindernisse wird es nur noch lauter, es sucht sich einen andern Weg und ruft neue Worte ins Leben. Durch diese Begebenheit wurde ich Zeuge unerwarteter und starker Worte.

Ganz allgemein gesprochen wirft dieses Plagiat das Problem der Verleger-Rolle auf. Heutzutage werden immer öfter Mitarbeiter engagiert, die dann keine Zeit haben, seriös zu recherchieren.

Ohne Zweifel wirft aber diese Angelegenheit ein schiefes Licht auf meine Person und auf die Bücher, die ich geschrieben habe. Aber diese Episode wird uns nicht am Weitergehen hindern. Bereits ist ein nächstes Buch in Vorbereitung. Und ich werde wieder den Mut haben, meine Unterschrift darunter zu setzen.

Interview mit der Partenia-Redaktion

 

Jacques Gaillot


 



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PS: Partenia in Zahlen, 1997

 

Im Monat, Anzahl Seiten vorgestellt im Internet: 175

Gesamtzahl - Homepages während eines Jahres, publziert in sieben Sprachen: 63'875

Geamtzahl von Internetbesuchern bei Partenia: 92'000

Zunahme von Besuchern innerhalb eines Jahres: 22'000

Besucher pro Monat bei Partenia im Internet: 7'660

E-mail an Bischof Jacques Gaillot: 2'300

E-mail an den Webmaster: 346


 







 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Sonnenaufgang in der Wüste
Ich wähle die Freiheit

Jacques Gaillot

Original: Je prends la liberté

Als Jacques Gaillot noch Bischof von Evreux war, beschäftigte er die Kirche Frankreichs. Seit er am Freitag, den 13. Januar 1995, als Bischof von Evreux abgesetzt und an den Wüstenort Partenia strafversetzt wurde, beschäftigt er die Weltkirche. Aber nicht nur die Kirche: Auch jene Menschen, die schon lange nicht mehr entlang den kirchlichen Vorgaben leben, orientieren sich an ihm und hungern nach seinen Worten und seinen zeichenhaften Aktionen.

Der Journalist Jean-Claude Raspiengeas hat sich mit Jacques Gaillot zusammengesetzt, um diesem Menschen auf die Spur zu kommen. Die im Buch Je prends la liberté gesammelten Gespräche vermitteln eine packende Persönlichkeit: packend in ihrer selbstverständlichen Liebe, packend in ihrer klaren Sicht der Zusammenhänge, packend in den ungeduldigen Forderungen an die Kirche.

Wie in keinem der anderen Bücher geht Jacques Gaillot auf seine eigene Person ein: Er erzählt von seiner Kindheit und Jugend in Saint-Dizier, von den Träumen und Zweifeln, die ihn als jungen Mann heimgesucht haben, von der Ausbildung im Seminar, von den Einsätzen im Algerienkrieg, von den verschiedenen kirchlichen Aufgaben, die ihm vor dem Einsatz als Bischof von Evreux anvertraut waren, von der Einsamkeit und der Fülle der Begegnungen eines Bischofs.

Es wird für die LeserInnen des Buches deutlich, daß Jacques Gaillots Engagement eine ganz persönliche Biographie besitzt. Da ist ein Mensch vorbereitet worden oder wie er selber es gern ausdrückt: da ist ein Mensch geschützt worden, damit er später anderen zum Schutz werden kann. Zugleich macht der biographische Hintergrund aber auch klar: Da hat ein Mensch einen inneren Auftrag erhalten, der sich weder durch die familiären Zusammenhänge noch durch die kirchliche Prägung erklären läßt. In Jacques Gaillot ist der Kirche eine prophetische Existenz geschenkt worden, mit der sie sich wie immer bei Propheten nur schwer zurechtfinden kann.

Als Prophet tritt Jacques Gaillot auf, wenn es um die Randfiguren der Kirche geht. Er möchte sie in die Mitte stellen. Denn am Umgang mit ihnen entscheidet sich die Echtheit der Kirche. Zu den Randfiguren gehören nach ihm: die Armen, die Obdachlosen, die Flüchtlinge, die Homosexuellen, die verheirateten Priester, die Geschiedenen, die wieder geheiratet haben.

Die kirchliche Ordnung verweist sie an den Rand oder demütigt sie zu Empfängern des kirchlichen Mitleids. Jacques Gaillot stellt sie in die Mitte und engagiert sich für ihr Selbstbewußtsein. Als Prophet spricht Jacques Gaillot zudem, wenn er die vorschnellen Absicherungen der Kirche kritisiert, seien es die Absicherungen politischer Art mit den bestehenden Machtgefügen, seien es die Absicherungen kirchenpolitischer Art mit Konzepten, die der Kirche keine echte Erneuerung zumuten, sondern lediglich Rückzugsgefechte im Dienste veralteter Vorstellungen.

Sonnenaufgang in der Wüste Ich wähle die Freiheit erlaubt eine vielseitige Lektüre. Das Buch eignet sich für LeserInnen, die über Jacques Gaillot persönlich mehr erfahren möchten. Die Lebensstationen werden deutlich, aber auch der Mensch mit seinem Charakter. Auf sehr lebendige Art vermittelt das Buch dank seiner Gesprächsform den ungezwungenen Charme, den Witz, das spontane Ringen und die kritische Klarheit von Jacques Gaillots Denken und Sprechen.
LeserInnen, die an der gegenwärtigen Entwicklung und Nicht-Entwicklung der Kirche interessiert sind. Anhand vieler konkreter Beispiele und Situationen schildert Jacques Gaillot selber, was an der Kirche veraltet ist und wie allenfalls die Kirche der Zukunft ausschauen kann. Trotz der vielen beängstigenden Probleme in und rund um die Kirche wird in der Person Jacques Gaillot selber jene Kraft spürbar, die auch mit der Kirche eine Zukunft gestalten kann.
LeserInnen, die persönlich auf einer religiösen Suche sind. Das Engagement Jacques Gaillots in der Kirche, aber auch seine Freiheit, sich durch verhärtete Normen der Kirchenordnung und durch Strafmaßnahmen nicht imponieren zu lassen, werden im Laufe der Lektüre zu einem Maßstab für den eigenen Weg zwischen Eigenständigkeit und Anpassung, zwischen Besinnung und Einsatz.

Ich wähle die Freiheit Je prends la liberté ist ein wertvolles Buch, weil hinter ihm ein Mensch mit seiner ganzen Geschichte und seiner ganzen Liebe steht, ein Mensch, der zudem weiß, daß hinter ihm ein Anderer steht, Jesus, mit seiner ganzen Geschichte und seiner ganzen Liebe.

Je prends la liberté erscheint erstmals auf deutsch.
Sonnenaufgang in der Wüste
Sein Weg in Freiheit durch die Wüste wird zu reden geben. Denn was Jacques Gaillot bei den Bischöfen der französischen Kirche oft vermißt, ist die mangelnde demokratische Auseinandersetzung. Gilt dies nicht auch für den Großteil der deutschen, österreichischen und schweizerischen Bischöfe? Nicht umsonst hat Jacques Gaillot seine Wüstendiözese Partenia auch auf diese Länder ausgedehnt.
 
Das Buch ist ab Ende April 1997 in jeder Buchhandlung, oder direkt beim Verlag, Edition K. Haller erhältlich.


 

 





 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Knospe, du trägst die Kraft zur Blüte
Begegnung mit dem Evangelium

Jacques Gaillot

Original: Ce que je crois

Im neuesten Buch erzählt Jacques Gaillot von spontanen Begegnungen. Er eröffnet in seinem ihm eigenen Stil seinen Glauben.

Es vergeht kein Tag, ohne daß sich Menschen mit ihren Sorgen, oft auch mit einem Hilfeschrei, aber auch mit ihren Freuden an ihn wenden.

Er bietet uns hier eine Handvoll erlebter Geschichten an. Meditiert ihren möglichen Sinn und läßt sie so zu echten Gleichnissen werden.

Freimütig führt er uns in seine Perspektiven eines Glaubenden, der mit den Problemen dieser Welt konfrontiert ist.

Seine Erzählungen sind Beispiele aus allen Lebensbereichen.

Einfache Begegnungen, wie jene:
- mit jungen Maghrebinern in kalter Winternacht
- mit dem Taxichauffeur, der unvermittelt aus seinem Leben zu erzählen beginnt
- mit dem glücklichen Vater eines eben zur Welt gekommenen Töchterleins
 
Sorgen und Schicksalsschläge vertrauen ihm die Menschen an:
- eine Mutter, die bei einem Bombenattentat ihre Tochter verliert
- eine junge Frau will ihre Schwangerschaft abbrechen
- ein aidskranker Homosexueller, der dem Tode nahe ist
- das Drama Alis, des Ausgestoßenen
 
Ereignisse, die die ganze Gesellschaft betreffen und ihre Sicht der Dinge und ihre politischen Vorstellungen in Frage stellen:
- die Flüchtlinge in der Kirche Saint-Bernard
- die Einpferchung von Menschen in unwürdige und billige Sozialbauten und die Zerstörung der Kommunikation, der Palaverbaum ist weg
- das Problem Atombombe und nukleare Bewaffnung
- die Ermordung der Mönche von Tibéhirine
- die freundschaftliche Verbindung zu einem Imam
- die Messe mit Obdachlosen in der Rue du Dragon
- wohin mit der Asche eines Clochards?

 

Der Bischof und aller Aufgabe ist es, nachzudenken über eine Kirche, die mehr denn je im Menschen tiefe Wurzeln schlagen muß, um den Stürmen standzuhalten.

Eine Kirche, die die Freuden und Ängste der Menschen kennt und sie mit ihnen teilt.

Quer durch alle Ereignisse hindurch bekennt Jacques Gaillot seinen lebendigen Glauben, öffnet eine Tür zur Hoffnung, spricht von Liebe, nicht von Belehrung.

Seine Aufgabe als Bischof sieht er vor allem darin, den Verzweifelten und Ausgeschlossenen seine Hand in Liebe und Brüderlichkeit entgegenzustrecken.

In diesem vielseitigen Werk vermittelt Jacques Gaillot den LeserInnen auf sehr lebendige Art wahre Zeugnisse von Begegnungen auf allen Ebenen. Der Bischof von Partenia ist immer mit seinem Volk unterwegs.

Offen und wahrhaftig ermutigt er all jene, die die Knospe in sich tragen, diese zur Blüte zu bringen.

Das Buch ist ab Ende April 1997 in jeder Buchhandlung, oder direkt beim Verlag,
Edition K. Haller erhältlich.