Logbuch, Februar 1998 |
Der Aufstand der Arbeitslosen | Weihnachtsmesse mit den Obdachlosen |
Familien auf der Straße | Nach dem Madrider Prozeß |
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PS: Partenia in Zahlen | Buch: Sonnenaufgang ... |
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Der Aufstand der Arbeitslosen
Zum ersten Mal organisieren sich in Frankreich die Arbeitslosen und reißen die Mauer des Schwei-gens nieder. Der Schrei ihrer Verzweiflung wird für alle hörbar. Es ist ein bedeutendes Ereignis. Eine Chance für die Gesellschaft. Ich bin glücklich, an ihrer Demonstration in Paris teilnehmen zu können. Die Menge skandiert: "Wer Not sät, erntet Zorn" - "Laßt uns dem Elend den Krieg erklären" - "Wir wollen keine Brosamen". Wenn die Arbeitslosen aufstehen, das Wort ergreifen, Verantwortung übernehmen wollen, dann sind die Machthabenden beunruhigt und gezwungen, etwas zu verändern. Solange sie isoliert und geduckt bleiben, hat die Macht nichts zu fürchten. Die Passivität erscheint nicht als Bedrohung. Aber es kommt der Tag, an dem die Ausgeschlossenen sich weigern, die Unabänderlichkeit ihrer Misere weiterhin zu akzeptieren. Um existieren zu können, schreiten sie zur Tat. Sie brechen ihr Schweigen, angetrieben von ihrer Wut. Ich denke da an die Revolte der "Papierlosen", denen es ge-lungen war, die Regierenden zum Handeln zu bringen und die öffentliche Meinung zu mobilisieren. Im Kampf der Arbeitslosen findet die gleiche Entschlossenheit und derselbe Stolz ihren Ausdruck. Obwohl sie noch nicht sehr zahlreich sind. Diejenigen, die den Mut hatten, auf die Straße zu gehen, wollen ihre Zukunft mitbestimmen können. Andere werden es vielleicht später wagen. Der Demonstrationszug kommt beim Gebäude des Wirtschafts- und Finanzministeriums an. Sicht-lich erschöpfte und abgemagerte Arbeitslose ergreifen das Wort. Ihre Entrüstung, ihre Wahrhaftigkeit beeindruckt mich. Sie wollen nicht überleben, sondern leben. Sie fordern ihre Würde ein. Sie bedür-fen der Anerkennung. In einem Land, das sich bereichert, werden die wachsenden Ungleichheiten
unerträglich. Wir leben in einer Gesellschaft, die Profite macht, aber
nicht teilen kann. Das ist das Schreckliche. Werden die verantwortlichen
Politiker und die Arbeitgeber den Aufschrei der Arbeitslosen hören?
- Ich erfahre immerhin mit Genugtuung, daß mehr als zwei von drei
Franzosen die Aktionen der Arbeitslosen als gerechtfertigt ansehen und finden,
daß sie weitermachen sollen. Schreiben Sie an Partenia: jgaillot@partenia.org |
Weihnachtsmesse mit den Obdachlosen
Es ist ein winziger, ärmlicher Raum. Aber die Anwesenden verleihen ihm eine seltsame Schönheit. Moslems und Ungläubige sind herbeigeströmt - wie die Hirten von Bethlehem. Ich liebe es, in die-sem einfachen Rahmen Weihnachten zu feiern. Einer sagt dem andern, um welches Ereignis es heute geht: um die Feier der menschlichen Würde, weil Gott einer von uns wird. Ein Couscous-Essen run-det den Abend ab.
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Familien auf der Straße
Seit drei Monaten übernachten ganze Familien im Zelt auf der Straße, um auf die Stadtregierung von Paris Druck auszuüben: sie wollen endlich eine anständige Wohnung, damit sie das Loch, das man ihnen vor Jahren angewiesen hat, verlassen können. Eines Morgens hat eine Frau das Zelt verlassen, um im Spital einen kleinen Sohn zu gebären, "Manassa". Es war am Weihnachtstag. Sie sind noch nicht "nach Hause" zurückgekehrt. Der Papa, ein Senegalese, sagt mir: "Ich hatte gehofft, daß mein fünftes Kind, Manassa, niemals hier wohnen würde! Aber ich weiß, daß alles ein Ende hat. Und Gott verläßt uns nie."
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Nach dem Madrider Prozeß
Ich erfahre, daß die 23 Herri-Batasuna-Anführer zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden sind. In Spanien und im Baskenland wartet man auf meine Reaktion. Ich bin überrascht über diese harte Strafe; die Unterdrückung der ETA soll also weitergehen, die internationale Kooperation und die Auslieferungen werden in vermehrtem Maß gefordert. Es scheint mir ein schlechtes Zeichen für die Zukunft zu sein. Diese Repressionspolitik wird dem ETA-Terrorismus nur wieder neuen Auftrieb geben. Warum hat man bei diesem Prozeß nicht die Gelegenheit benutzt, um Verhandlungen aufzu-nehmen? Sie hätten diesen schrecklichen und von allen verurteilten Attentaten ein Ende setzen kön-nen.
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PS: Partenia in Zahlen, 1997
Im Monat, Anzahl Seiten vorgestellt im Internet: 175 Gesamtzahl - Homepages während eines Jahres, publziert in sieben Sprachen: 63'875 Geamtzahl von Internetbesuchern bei Partenia: 92'000 Zunahme von Besuchern innerhalb eines Jahres: 22'000 Besucher pro Monat bei Partenia im Internet: 7'660 E-mail an Bischof Jacques Gaillot: 2'300 E-mail an den Webmaster: 346 |
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Knospe, du trägst die Kraft zur
Blüte
Der Bischof und aller Aufgabe ist es, nachzudenken
über eine Kirche, die mehr denn je im Menschen tiefe Wurzeln schlagen
muß, um den Stürmen standzuhalten. |