Logbuch: August 2006

  Vor der Botschaft Kameruns Kinderpatenschaft in Nantes
  Nie mehr so etwas  Eine Begegnung, die man nicht vergessen kann 
 

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Vor der Botschaft Kameruns

In der Abenddämmerung hat dort eine Mahnwache begonnen zum Gedenken an Alim, der vor kurzem in Kamerun an Aids gestorben ist.
Er war einer der neun wegen Homosexualität inhaftierten Kameruner.

avant l'ambassade Die Kerzen brennen. Am Eisengitter der Botschaft hängen große leere Zettel, auf die wir schreiben können, was uns bewegt. Ich soll beginnen. " Alim, dein Leben und dein Sterben sind ein Aufruf, für das Recht auf Leben und Liebe zu kämpfen." 

Nach 13 Monaten einer ebenso ungerechten wie unmenschlichen Haft kam Alim frei. Aber seine Freiheit konnte er nicht mehr genießen. Kurz darauf starb er.
Medizinische Hilfe wurde ihm nicht gewährt. Der Staatsanwalt war nicht bereit, ihn auf freien Fuß zu setzen. Er magerte zusehends ab, konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Die Strafverfolgungsbehörden überließen Alim seinem traurigen Schicksal.
Seine Anwältin hatte ihn einige Tage vor seinem Tod besucht: "Er war wie ein kleines Vögelchen", sagte sie.
Alim hatte sich gewünscht, dass man ihn mit ihr zusammen fotografiert:
"Ich habe nichts mehr, aber mir bleibt mein Lächeln. Ich schicke es allen meinen Freunden, die mir in Kamerun, in Frankreich und anderswo geholfen haben."
Wir stehen vor der kamerunischen Botschaft, um gegen die Homophobie der kamerunischen Behörden zu protestieren.
     
   

Kinderpatenschaft in Nantes

Eine Patenschaft für Kinder, die zur Schule gehen, aber am Ende des Schuljahres ausgeschafft werden können, weil ihre Eltern keine Aufenthaltsgenehmigung haben.

Es geht um Kinder, und so stieß die Aktion in ganz Frankreich auf ein unverhofft großes Echo. 

contre expulsion

 
Was spielt das für eine Rolle, woher sie kommen. Es sind menschliche Wesen. Ein Kind ist etwas Heiliges. Wer könnte es ertragen, dass wegen diesen Kindern eine Razzia veranstaltet wird? Sie leben ganz normal unter uns, gehen zur Schule, reden unsere Sprache!
Beim Rathaus von Nantes und in den Gärten findet ein Volksfest statt, die Leute sind zu Hunderten gekommen. Einen solchen Erfolg hatten die Organisatoren nicht vorgesehen!

Jacques Gaillot et Hakan Mir wird ein kleiner kurdischer Knabe vorgestellt, Hakan. Er ist sechs Jahre alt und ich werde sein Pate sein. Ein goldiger Junge. Er geht nicht mehr weg von mir, als wäre sein Schicksal von nun an eng mit dem meinigen verknüpft. Für seine Eltern ist es eine Erleichterung, für einmal brauchen sie keine Angst zu haben. 

Nun ist der Augenblick der offiziellen Patenschaftsübernahme gekommen. Hakan sitzt stolz auf seinem Stuhl, an seiner Seite sind Pate und Patin. Der Zivilstandsbeamte fordert uns auf, unser Engagement bekannt zu geben. Wir bekräftigen unseren Willen, das Kind und seine Familie durch einen Vorstoß bei den Behörden zu unterstützen.
Die Fotografen hören nicht auf zu knipsen. Die Fernsehleute machen einen Zoom auf Hakan, der glücklich wie ein kleiner König da sitzt. Es ist wirklich sein Fest.
Der Kampf verlangt nach einem Fest. Dank dem Fest kann entschlossen weitergekämpft werden. Dieser Großerfolg lässt einen hoffen, dass diese überraschende Massenbewegung die Regierung zum Einlenken bringen wird.
   

 

     
   

Nie mehr so etwas

Die Lage in Darfour ist dramatisch und wird täglich schlimmer. - Der Saal des Théâtre de la Madeleine in Paris ist voll; die Leute sind gekommen, um zu erfahren, was in dieser vergessenen Region im Sudan eigentlich vor sich geht. Man wird später nicht mehr sagen können: "Wir wussten von nichts".

attaques contre les civils Hunderte von Dörfern sind angezündet worden, Tausende von Menschen wurden massakriert, Tausende von Frauen und Mädchen wurden angegriffen und vergewaltigt. Mehr als zwei Millionen mussten aus ihren zerstörten Dörfern flüchten und leben in Lagern, wo Mangel herrscht und Kriminelle ihr Unwesen treiben. 

Nach mehr als drei Jahren nach dem Ausbruch des Konflikts setzt die sudanesische Regierung immer noch ihre Politik fort, die darin besteht, die Milizen zu unterstützen, welche Zivilpersonen angreifen, und die humanitäre Hilfe zu unterbinden.
In Darfour sind alle moslemisch. Es ist also kein Religionskrieg, sondern ein ethnischer Konflikt. Die Ursache ist der Hass zwischen Afrikanern und Arabern.

Die Milizen verbieten das Eingreifen ausländischer Organisationen und die Regierung lehnt jede Einmischung in die internen Angelegenheiten des Sudans ab.
Das Regime von Khartoum, das aus dem Staatsstreich von 1989 hervorgegangen ist, wird von China und Russland gestützt.
 

plus jamais ça

Die internationalen Instanzen fühlen sich hilflos und reagieren nicht mit der nötigen Entschlossenheit.
Jeder Tag, der vergeht, ist ein Tag der Schande.
Die zahlreichen Anwesenden im Théâtre de la Madeleine sagen alle: "Nie mehr so etwas" und verpflichten sich, SOS Darfour zu unterstützen.

   

 

     
   

Eine Begegnung, die man nicht vergessen kann

Ein über 70-jähriges Ehepaar empfängt mich mit großer Herzlichkeit in seinem Haus. Ich treffe sie zum ersten Mal in ihrem prächtigen Heim. Was uns vereint, ist die Tatsache, dass einer ihrer Söhne im Gefängnis ist.
Die Frau macht einen niedergeschlagenen, aber gefassten Eindruck. Eine derartige Prüfung hätte sie sich nie vorstellen können! Wenn sie ihren Sohn im Gefängnis besucht, muss sie jedes Mal weinen. Sie stammt aus der Bretagne. Eigentlich hat sie sich von der Kirche und vom Glauben entfernt. Ihre Therapie ist ihr Garten mit seinen Blumen und Bäumen.

épreuve Ihr Mann holt weit aus, um die Angelegenheit zu erklären. Er ist von der Unschuld seines Sohnes überzeugt und bereitet mit seinen Anwälten die Verteidigung am Prozess vor. Mit seiner Hilfe ist ein Unterstützungskomitee auf die Beine gestellt worden. 

Diese Situation ist schwer zu ertragen für die beiden. Freunde haben sich von ihnen abgewandt. Man sieht sie jetzt als die Eltern eines Häftlings.
Während ich ihnen zuhöre, gebe ich mir Rechenschaft über das, was sie nun schon seit Jahren mitmachen müssen. Und gleichzeitig bewundere ich ihre Fähigkeit zu lieben. Sie haben keine Ressentiments, keine Rachegedanken. Sie kämpfen weiter - ohne Hass.
Wir sind Freunde geworden.