|
|
Vor der Botschaft Kameruns
- In der Abenddämmerung hat dort
eine Mahnwache begonnen zum Gedenken an Alim, der vor kurzem
in Kamerun an Aids gestorben ist.
Er war einer der neun wegen Homosexualität inhaftierten
Kameruner.
|
Die Kerzen brennen. Am Eisengitter der
Botschaft hängen große leere Zettel, auf die wir schreiben
können, was uns bewegt. Ich soll beginnen. " Alim,
dein Leben und dein Sterben sind ein Aufruf, für das Recht
auf Leben und Liebe zu kämpfen." |
Nach 13 Monaten einer ebenso ungerechten wie unmenschlichen Haft
kam Alim frei. Aber seine Freiheit konnte er nicht mehr genießen.
Kurz darauf starb er.
Medizinische Hilfe wurde ihm nicht gewährt. Der Staatsanwalt
war nicht bereit, ihn auf freien Fuß zu setzen. Er magerte
zusehends ab, konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Die
Strafverfolgungsbehörden überließen Alim seinem
traurigen Schicksal.
Seine Anwältin hatte ihn einige Tage vor seinem Tod besucht:
"Er war wie ein kleines Vögelchen", sagte
sie.
Alim hatte sich gewünscht, dass man ihn mit ihr zusammen
fotografiert:
"Ich habe nichts mehr, aber mir bleibt mein Lächeln.
Ich schicke es allen meinen Freunden, die mir in Kamerun, in
Frankreich und anderswo geholfen haben."
Wir stehen vor der kamerunischen Botschaft, um gegen die Homophobie
der kamerunischen Behörden zu protestieren.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Kinderpatenschaft in Nantes
- Eine Patenschaft für Kinder, die zur Schule gehen,
aber am Ende des Schuljahres ausgeschafft werden können,
weil ihre Eltern keine Aufenthaltsgenehmigung haben.
Es geht um Kinder, und so stieß die Aktion in ganz Frankreich
auf ein unverhofft großes Echo. |
|
-
- Was spielt das für eine Rolle, woher sie kommen.
Es sind menschliche Wesen. Ein Kind ist etwas Heiliges. Wer könnte
es ertragen, dass wegen diesen Kindern eine Razzia veranstaltet
wird? Sie leben ganz normal unter uns, gehen zur Schule, reden
unsere Sprache!
- Beim Rathaus von Nantes und in den Gärten findet
ein Volksfest statt, die Leute sind zu Hunderten gekommen. Einen
solchen Erfolg hatten die Organisatoren nicht vorgesehen!
|
Mir wird ein kleiner kurdischer Knabe vorgestellt, Hakan.
Er ist sechs Jahre alt und ich werde sein Pate sein. Ein goldiger
Junge. Er geht nicht mehr weg von mir, als wäre sein Schicksal
von nun an eng mit dem meinigen verknüpft. Für seine
Eltern ist es eine Erleichterung, für einmal brauchen sie
keine Angst zu haben. |
Nun ist der Augenblick der offiziellen Patenschaftsübernahme
gekommen. Hakan sitzt stolz auf seinem Stuhl, an seiner Seite
sind Pate und Patin. Der Zivilstandsbeamte fordert uns auf, unser
Engagement bekannt zu geben. Wir bekräftigen unseren Willen,
das Kind und seine Familie durch einen Vorstoß bei den
Behörden zu unterstützen.
Die Fotografen hören nicht auf zu knipsen. Die Fernsehleute
machen einen Zoom auf Hakan, der glücklich wie ein kleiner
König da sitzt. Es ist wirklich sein Fest.
Der Kampf verlangt nach einem Fest. Dank dem Fest kann entschlossen
weitergekämpft werden. Dieser Großerfolg lässt
einen hoffen, dass diese überraschende Massenbewegung die
Regierung zum Einlenken bringen wird.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Nie mehr so etwas
Die Lage in Darfour ist dramatisch und wird täglich
schlimmer. - Der Saal des Théâtre de la Madeleine
in Paris ist voll; die Leute sind gekommen, um zu erfahren, was
in dieser vergessenen Region im Sudan eigentlich vor sich geht.
Man wird später nicht mehr sagen können: "Wir
wussten von nichts".
|
Hunderte von Dörfern sind angezündet worden, Tausende
von Menschen wurden massakriert, Tausende von Frauen und Mädchen
wurden angegriffen und vergewaltigt. Mehr als zwei Millionen
mussten aus ihren zerstörten Dörfern flüchten
und leben in Lagern, wo Mangel herrscht und Kriminelle ihr Unwesen
treiben. |
Nach mehr als drei Jahren nach dem Ausbruch des Konflikts
setzt die sudanesische Regierung immer noch ihre Politik fort,
die darin besteht, die Milizen zu unterstützen, welche Zivilpersonen
angreifen, und die humanitäre Hilfe zu unterbinden.
In Darfour sind alle moslemisch. Es ist also kein Religionskrieg,
sondern ein ethnischer Konflikt. Die Ursache ist der Hass zwischen
Afrikanern und Arabern.
Die Milizen verbieten das Eingreifen ausländischer Organisationen
und die Regierung lehnt jede Einmischung in die internen Angelegenheiten
des Sudans ab.
Das Regime von Khartoum, das aus dem Staatsstreich von 1989 hervorgegangen
ist, wird von China und Russland gestützt. |
|
Die internationalen Instanzen fühlen sich hilflos
und reagieren nicht mit der nötigen Entschlossenheit.
Jeder Tag, der vergeht, ist ein Tag der Schande.
Die zahlreichen Anwesenden im Théâtre de la Madeleine
sagen alle: "Nie mehr so etwas" und verpflichten
sich, SOS Darfour zu unterstützen. |
|
|
|
|
|
|
|
|
Eine Begegnung, die man
nicht vergessen kann
Ein über 70-jähriges Ehepaar empfängt mich
mit großer Herzlichkeit in seinem Haus. Ich treffe sie
zum ersten Mal in ihrem prächtigen Heim. Was uns vereint,
ist die Tatsache, dass einer ihrer Söhne im Gefängnis
ist.
Die Frau macht einen niedergeschlagenen, aber gefassten Eindruck.
Eine derartige Prüfung hätte sie sich nie vorstellen
können! Wenn sie ihren Sohn im Gefängnis besucht, muss
sie jedes Mal weinen. Sie stammt aus der Bretagne. Eigentlich
hat sie sich von der Kirche und vom Glauben entfernt. Ihre Therapie
ist ihr Garten mit seinen Blumen und Bäumen.
|
Ihr Mann holt weit aus, um die Angelegenheit zu erklären.
Er ist von der Unschuld seines Sohnes überzeugt und bereitet
mit seinen Anwälten die Verteidigung am Prozess vor. Mit
seiner Hilfe ist ein Unterstützungskomitee auf die Beine
gestellt worden. |
Diese Situation ist schwer zu ertragen für die beiden.
Freunde haben sich von ihnen abgewandt. Man sieht sie jetzt als
die Eltern eines Häftlings.
Während ich ihnen zuhöre, gebe ich mir Rechenschaft
über das, was sie nun schon seit Jahren mitmachen müssen.
Und gleichzeitig bewundere ich ihre Fähigkeit zu lieben.
Sie haben keine Ressentiments, keine Rachegedanken. Sie kämpfen
weiter - ohne Hass.
Wir sind Freunde geworden. |
|
|
|