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In Kamerun
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Ich war zum ersten Mal in diesem Land.
Zuerst machte ich mit der Handelsmetropole Douala und ihrem großen
Hafen am Ozean Bekanntschaft, dann mit der politischen Hauptstadt
Yaoundé. |
Die Kameruner staunten nicht schlecht, als ich ihnen sagte, dass
mein Reiseziel Moloundou sei! Dort, im abgelegensten Dorf Kameruns
an der kongolesischen Grenze , sind sie noch nie gewesen, aber
sie wissen, dass Moloundou weit weg ist und dass die Route gefährlich
ist. Das weckt natürlich ihre Neugier. Warum wollen Sie
dorthin fahren?
Weil mich Mathias, ein kamerunischer
Pastor der Pfngstgemeinde, eingeladen hat. Vor ein paar Jahren
haben er und seine Frau sich entschlossen, die Pfarrstelle in
Douala aufzugeben und sich bei den Pygmäen niederzulassen,
die an den Rand gedrängt werden und bedroht sind. Man hält
ihn für verrückt. |
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Ein neues Leben hat dort für ihn, seine Frau und seine kleinen
Kinder begonnen. Mathias fühlt sich isoliert. Er möchte
gern, dass ich ihn besuche, schaue, wie er arbeitet, und ihm
Mut mache, weiterzumachen. Seine Entscheidung hat für mich
einen evangelischen Charakter, darum habe ich beschlossen, ihn
dort aufzusuchen.
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Mathias ist 1300 Kilometer gereist,
um mich am Flughafen zu empfangen. (Er hat mich auch begleitet,
als ich wieder abreiste, hat nicht gezögert, so weit zu
reisen, damit ich nicht allein bin.) |
Die Fahrt nach Mouloundou dauert drei Tage. Es ist heiß
und feucht. Die Vegetation ist überaus üppig. Ich bin
entzückt beim Anblick der blühenden Bäume, der
Schmetterlinge mit den langen Flügeln. Ich bin der einzige
Weiße im Taxibus, in dem wir eingepfercht sind, die ganze
Woche lang. Mit Holz beladene LKW fahren uns regelmäßig
entgegen und wirbeln jedes Mal eine Staubwolke auf, die unsere
Gesichter und unsere Kleider verändert. Ein heftiges Gewitter
entlädt sich. Der Staub ist weg, aber der Weg ist kaum noch
passierbar.
Täglich fahren in Kamerun 300 Lastwagen
aus dem Wald heraus, beladen mit riesigen Baumstämmen, und
nehmen Kurs auf den Hafen von Douala. Unfälle sind nicht
selten, ich selber habe drei Ladungen im Strassengraben liegen
sehen. |
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Ich wohne im ärmlichen Haus des
Pastors. Es fehlt nicht an Bewohnern: Da sind nicht nur seine
Kinder, sondern auch Pygmäen-Waisenkinder, die er aufgenommen
hat. Das Wasser holt man sich am Brunnen. |
- Wenn es dunkel wird, wird eine Petroleumlampe
angezündet. Ich
sitze in der abendlichen Stille mit Mathias und seiner Frau vor
dem Haus am Straßenrand. Moskitos umschwärmen uns,
während wir uns unterhalten.
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- Der Regenwald ist überaus eindrücklich.
Er wird Primärwald genannt. Bäume mit riesigen Stämmen
wachsen in einem Gewirr von Lianen und Büschen. Man hört
Vogelstimmen. 50, 60 Meter hohe Bäume überragen den
unendlichen Wald.
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Und hier treffe ich auf die Pygmäen,
die hier Bakas genannt werden. Der Wald ist ihr Leben; hier finden
sie ihre tägliche Nahrung. |
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Sie sind zurückhaltend, aber aufmerksam, nehmen den Fremden
ganz selbstverständlich auf. Die meisten Namen stehen in
keinem Zivilstandsregister. Mathias und andere Christen versuchen,
ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, ihnen die Möglichkeit
zu geben, eine Schule zu besuchen und medizinische Versorgung
zu erhalten. Außerdem werden Ölpalmen gepflanzt, was
die Bakas mit Hoffnung erfüllt.
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Der Wald ist das Opfer der Gier ausländischer
Konzerne. Seine Zerstörung aus kommerziellen Gründen
bedeutet eine Vergeudung der natürlichen Reichtümer
der Menschheit. Nach und nach verschwinden Flora und Fauna. Wer
aber den Wald zerstört, zerstört die Lebensgrundlage
der Pygmäen, bedroht ihre Zukunft. |
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Im senegalesischen Konsulat
- Fünf Senegalesen sind von der Polizei verhaftet und
inhaftiert worden, um nach Senegal ausgeschafft zu werden. Das
Konsulat stellt zuerst fest, ob es sich tatsächlich um Senegalesen
handelt. Damit man diese Personen ins Flugzeug steigen lassen
kann, um sie in ihr Land zurückzubringen, braucht es Passierscheine,
die vom Konsul unterschrieben werden müssen.
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Wie üblich setzen die Hilfsorganisationen alle Hebel
in Bewegung, um diese Ausschaffungen zu verhindern. Für
die Sans-papiers ist es eine Schande und eine Demütigung,
in Handschellen in die Heimat zurückzukommen. |
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Normalerweise schickt ein Senegalese jeden Monat 50 Euro an
seine Familie. Das ist eine ansehnliche Summe, von der eine Familie
einen ganzen Monat leben kann. |
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Eine Delegation möchte zum Konsul vorgelassen werden, um
ihn zu bitten, keine Passierscheine zu erteilen. Wir werden sogleich
empfangen. Aber unterdessen sind die Senegalesen freigelassen
worden. Der Konsul hat nicht unterschrieben.
Während einer ganzen Stunde sind wir bei ihm und er sagt
uns in aller Bescheidenheit, die Freilassung sei auf unsere gemeinsame
Aktion zurückzuführen. Der Konsul hat standgehalten,
trotz allen Abkommen, die es zwischen Senegal und Frankreich
gibt und den Druckversuchen, denen er ausgesetzt war. Im vergangenen
Jahr hat er nur 60 Passierscheine signiert. Im gegenwärtigen
Zeitpunkt sind 175 000 Senegalesen hier, davon etwa 45 000 mit
Papieren.
Der Präsident der Republik Senegal wird Frankreich für
eine Woche besuchen. Eine gute Gelegenheit, um ihm zu begegnen.
Der Konsul ermutigt uns, diesen Schritt zu tun. Der senegalesische
Botschafter wird kontaktiert. Wir werden den Präsidenten
bitten, für die Legalisierung aller Sans-papiers aus Senegal
einzutreten.
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Diskussionsforum gegen
die Homophobie
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Im Rahmen des Welttags gegen die Homophobie ist am Sitz der
kommunistischen Partei eine Podiumsdiskussion angesetzt worden
mit dem Titel "Vom Kampf gegen die Diskriminierungen zur
Emanzipation". |
Ich habe der Einladung Folge geleistet und wohne einer
originellen und nützlichen Diskussionsrunde bei. Politiker,
Gewerkschafter und Vertreter von Hilfsorganisationen ergreifen
reihum das Wort. Heute noch bekommen Homosexuelle und Transsexuelle
am Arbeitsplatz, in der Schule und auch am Ort, wo sie wohnen,
täglich mehr oder weniger offen die Abneigung der Gesellschaft
zu spüren. Reaktionäre Aussagen tragen wesentlich dazu
bei, dass in einem Klima von Verachtung und Intoleranz die gewalttätigen
Ausschreitungen immer mehr zunehmen.
Die Wortmeldungen im Saal häufen sich. Ein junger Mann mit
gefärbten Haaren steht auf und spricht, ohne irgendwie heftig
zu werden, über die Beschimpfungen, mit denen ihn seine
Kameraden am Gymnasium wegen seiner Homosexualität eindeckten.
Niemand hat ihm geholfen. Er wurde von der Schule gewiesen. Dieses
Statement bildet den Auftakt für eine ganze Reihe von bewegenden
Berichten.
Ablehnung der anderen, gemeinsames Sich-Abkapseln, Verweigerung
der Unterschiede, Ängste, Scham: all das muss durch Dialog
und neue gesetzliche Bestimmungen geändert werden. |
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Wie soll die Situation im Alltag verbessert werden? Welche
Rolle sollen die Schulen spielen, wie soll im Berufsleben, in
den territorialen Gemeinschaften und bei den politischen Behörden
vorgegangen werden? Die Kirchen werden gar nicht erwähnt.
Wie denen helfen, die schweigen, die sich zwingen, die Abneigung
gegen Homosexualität zu teilen, die sich in die Lüge
flüchten, in risikoreiche Praktiken oder in den Suizid?
Nach dem Podiumsgespräch wird ein Getränk organisiert;
viele von uns bleiben noch, um etwas zu trinken und um Bekanntschaften
zu schließen. |