Logbuch: Oktober 2004 

  Ein Katechismus, der Freiheit atmet Kirche Saint-Bernard: Acht Jahre danach
  Carnets de voyages - Reiseerlebnisse
  Hungerstreik der palästinensischen Gefangenen 
 
Ein Katechismus, der Freiheit atmet von Jacques Gaillot
Ein Buch, dass dem kritischen Denken in der katholischen Kirche Raum gibt ...und für die Freiheit plädiert. (Der Link führt Sie zu den Infos - ab 1. September im Buchhandel)
 

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"Ein Katechismus, der Freiheit atmet"

 
Ein Katechismus, der Freiheit atmet Dieser Titel gefällt unseren deutschen Freunden. Ein Katechismus, dank dem der Leser Freiheit einatmet. Es ist die deutsche Übertragung des "Catéchisme au goût de liberté", der 2003 bei der Edition Ramsay erschienen ist. 
 
Diese Neuerscheinung verdanken wir Katharina Haller, die von Zürich aus die Übersetzung, die Promotion und den Vertrieb organisiert hat. Eine gewaltige Arbeit - wir danken ihr herzlich dafür!

Ich war nach Erfstadt, unweit von Köln, eingeladen worden; gefeiert wurde das 25-jährige Bestehen des Pfarrzentrums und der dreißigste Jahrestag der Priesterweihe des dortigen Pfarrers. 

à Erftstadt


Es war ein sehr schönes Fest, an das sich alle gerne erinnern werden.
 
Ein einziger Wermutstropfen: Der Kardinal von Köln untersagte mir, im Pfarrzentrum das Wort an die Versammelten zu richten. Was die Enttäuschung der Gläubigen und das Interesse der Journalisten auslöste.
 
Der Bürgermeister von Erfstadt stellte den Organisatoren sogleich den großen Gemeindesaal zur Verfügung.
Das Publikum war zahlreich, es herrschte eine herzliche Atmosphäre. Aus Respekt vor dem Kardinal erklärte ich gleich zu Beginn, ich würde keinen Vortrag halten, aber gerne Fragen beantworten. Eine wertvolle Begegnung.
"Ein Katechismus, der Freiheit atmet" hatte Erfolg!
     

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Kirche Saint-Bernard: Acht Jahre danach

fracasser les portes Am 23. August 1996 drangen morgens um 07.56 Uhr CRS-Leute (Compagnies Républicaines de Sécurité, eine Spezialeinheit der Polizei) in die Kirche St-Bernard ein, nachdem sie die Türen eingeschlagen hatten. Ein Foto im Postkartenformat erinnert an dieses Ereignis. 

Unvergessliche Szenen. Die Familien der vertriebenen Sans-papiers werden sie zeitlebens in Erinnerung behalten.
 
Acht Jahre danach findet auf dem Platz vor der Kirche wie jedes Jahr zum Gedächtnis an diesen tragischen Vorfall eine Zusammenkunft statt. Wie immer ist dafür gesorgt worden, dass die Türen verschlossen bleiben. Und im Umkreis der Kirche sind wie immer die C.R.S. in Stellung gegangen.
 
Die Leute sind im Urlaub, deshalb ist der Aufmarsch nicht so groß. Etwa 1500 Personen setzen sich beim Place de la République in Bewegung in Richtung Eglise St-Bernard.
Die Aktion ist von den Sans-papiers selbst organisiert worden. Die Slogans sind von anderen Demonstrationen her bekannt. Wichtig ist, dass man zusammen ist und weiterkämpft.
 
Ungefähr zwei Stunden braucht der Demonstrationszug bis zur Kirche. Dort soll ich das Wort ergreifen. 

on lutte ensemble

 
"Wir haben einen würdevollen Marsch hinter uns. Es ist eine rebellische Würde, die unseren Widerstand zum Ausdruck bringt.
8 Jahre nach der Vertreibung aus der Kirche St-Bernard sind wir immer noch hier.
Die CRS haben die Kirchentüren zertrümmert, aber sie haben es nicht geschafft, unsere Entschlossenheit zu brechen.
Sie haben die Sans-papiers aus der Kirche geworfen, aber sie haben es nicht verhindern können, dass deren Papiere in Ordnung gebracht wurden. Alle oder fast alle haben ihre Papiere erhalten.
Sie mussten einen langen Kampf führen und zahlreiche Prüfungen durchmachen. Aber ihre Solidarität blieb unerschütterlich.
Sie bekamen schließlich Recht.
Die Situation ist heute noch schwer, aber sie ist nicht ausweglos.
Wenn man zusammen kämpft, gewinnt man oft."
   

 

     
   

Carnets de voyages - Reiseerlebnisse

Das ist der Titel des Films von Walter Salles über Ernesto Guevara, der vor kurzem in die Kinos gekommen ist. Er hat mir sehr gut gefallen.

Erneste Guevara Der Medizinstudent Ernesto ist noch nicht "der Che". Mit 23 Jahren unternimmt er mit einem Freund eine Reise durch Lateinamerika. Hungrig nach Entdeckungen, ohne Geld und unter Asthmaanfällen leidend. 

Die Reise wird für ihn zur Initiation, die zur Verwandlung und zur Selbsterkenntnis führt. "Ich bin nicht mehr ich", sagt er bei seiner Rückkehr nach Buenos Aires. Er sieht die Welt mit anderen Augen. Wir auch, nach dem Film!

Die Begegnung mit den Indios, die man ihrer Kultur beraubt hat, mit den Bauern, die von ihrem Stück Land vertrieben worden sind, mit den unterdrückten Arbeitern, mit den Leprakranken, die man sich vom Leibe hält, erschüttert und empört ihn.
Die Ungerechtigkeit, die er mit eigenen Augen sieht, ist für ihn unerträglich. Das Wenige, was er hat, verschenkt er. Sein Zorn führt ihn schließlich dazu, dass er zu den Waffen greift.
Ernesto Guevara zögert nicht, sich auf die Seite der Leidenden zu stellen. Er behandelt die Leprakranken wie normale Menschen. Mit den Unterdrückten, wo sie auch sein mögen, ist er solidarisch.

Diese Reise ist eine Vorbereitung auf sein Schicksal. Ernesto "Che" Guevara wird zur Legende.
Überall auf der Welt kennt man sein Gesicht, das Porträt mit der Mütze und dem Stern.
Che Guevara ist zu einer Ikone geworden.
 

Che

   

 

     
   

Hungerstreik der palästinensischen Gefangenen

Ungefähr 4000 Häftlinge in israelischen Gefängnissen sind am 15. August in den Hungerstreik getreten. Um gegen die schlechte Behandlung zu protestieren, gegen die Isolation, die Entfernung, die erschwerte Kommunikation mit Freunden und Verwandten, die demütigenden Durchsuchungen, die fehlende medizinische Versorgung...
Der Hungerstreik ist der letzte Ausweg, wenn ein Gefangener alles andere vergebens versucht hat.

prisionniers palestiniens 

In Paris (Fontaine des Innocents) findet eine Unterstützungszusammenkunft statt. Wir sind nicht gerade zahlreich, die Zahl der palästinensischen Gefangenen ist viel größer! Die Medien sind überhaupt nicht vertreten - die Aktualität ist eben woanders!

Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass diese Häftlinge vielleicht erfahren, dass in Paris ein paar hundert Personen sich mit ihrer Aktion solidarisch erklärt haben!
Und dass der israelische Botschafter in Paris von unserer Versammlung erfährt!

Auf jeden Fall ist mein Platz hier.
Ich erinnere mich an etwas, was mir einmal Théodore Monod gesagt hat. Es war während einer Demonstration an einem 6. August, dem Jahrestag des Atombombenabwurfs über Hiroshima. Wir standen vor der Kommandozentrale der Nuklearstreitkräfte.
"Das Wenige, was man tun kann, muss man tun." Und dann fügte er noch hinzu: "Aber ohne Illusionen!"