In einer Dorfkirche in der Lorraine haben etwa hundert Personen Platz genommen. Sie kommen aus ganz Frankreich, sogar aus dem Ausland. Die meisten von ihnen sind keine Kirchgänger. Mehrere sind muslimischen Glaubens. Mein Nachbar ist ein Pastor. Es ist eine dynamische Gesellschaft von jungen Leuten, die sich auf das gemeinsame Fest freuen. Mit all ihren Emotionen, Wünschen, ihrer Lebensfreude, ihrer Zerbrechlichkeit und ihren Zweifeln.
Axels Vaters begrüßt die Anwesenden mit herzlichen Worten. Er erklärt auf seine ihm eigene Art, warum er und seine Frau den Wunsch haben, ihr zweieinhalbjähriges Kind taufen zu lassen. Seine Worte klingen echt. Die Leute spüren die Wirkung einer von Menschlichkeit und Authentizität geprägten Atmosphäre. Es erklingt weder Musik noch singt ein Chor, aber das Evangelium fällt auf fruchtbaren Boden, und die Riten geben der Feier einen tiefen Sinn. Axel steht aufrecht vor der Versammlung. Unbeweglich und
mit ernster Miene empfängt er das Wasser auf die Stirn und
dann das Salböl. In der Hand hält er eine brennende
Kerze, aber er allein genügt, um der Versammlung Licht zu
spenden; diese lässt ihn nicht aus den Augen. Alle sind
beeindruckt. Es hat sich etwas ereignet, das die Herzen berührt
hat. |
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Iranische Opposition Seit mehr als zwanzig Jahren wohnen sie in der Umgebung von Paris. Sie genießen dort den Schutz der französischen Gendarmerie. Sie haben sich schnell integriert, ihre Kinder gehen dort zur Schule. Mit den Bewohnern sind sie freundschaftlich verbunden. Und plötzlich, eines Morgens bei Tagesanbruch, erfolgt eine massive Polizeiaktion gegen diese Gegner des iranischen Regimes.
Man bittet mich, nach Auvers zu kommen, wo die Frauen und Männer einen Hungerstreik angefangen haben. Es ist sehr heiß. Ich höre den geschwächten Menschen zu, die mir ihre Not schildern. Ihre Gesichter, ihre Augen lassen einen nicht kalt. Es ist wie in Lourdes, wenn ich vor den kranken Pilgern stehe. Ich verrichte ein Gebet.
Den Journalisten, die mich befragen, antworte ich: "Man hat sie gedemütigt und verletzt, und heute feiern sie ihren Sieg. Ich war am Tag ihrer Prüfung mit ihnen, es ist also normal, dass ich auch am Fest dabei bin." |
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Eine unmenschliche Evakuierung
Die Polizei hat unverhältnismäßige Gewalt angewendet: Ohne Vorwarnung wurde die Tür eingedrückt, Gas und Knüppel wurden eingesetzt, dazu kam die verbale Gewalt. Die Solidaritätskasse der Gemeinschaft und alle offiziellen Dokumente wurden konfisziert. Die Behörden wussten aber, dass die Gruppe den Ort freiwillig verlassen würde, falls die wenigen noch Abgewiesenen die Papiere erhalten würden.
Ich sehe Menschen vor mir, die durch den Kampf, der im August 1999 begonnen hat, zermürbt worden sind. Heute fühlen sie sich bedroht, sie sind auseinander gerissen worden. Sie hegen keine Rachegedanken und erst recht keinen Hass. Sie suchen nicht die gewalttätige Auseinandersetzung, sind aber mehr denn je entschlossen, ihr Ziel zu erreichen: die Anerkennung der restlichen Abgewiesenen. Sie werden es erreichen. |
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Der Zug war noch nicht in den Bahnhof von Nancy eingefahren, da kam ein junger Mann auf mich zu, der eine Videokassette in der Hand hielt. "Kennen Sie das?". Ich schaute auf den Titel der Videokassette: Die schönste Liebesgeschichte. Da war Jesus abgebildet, der vor seinen Jüngern erscheint. "Fast im Hollywoodstil", sagte er mir, "aber ich habe nichts anderes gefunden.
"Mir fehlt ein Katechismus", sagt er. Da nehme ich ein Buch aus meiner Tasche; den "Un Catéchisme au goût de liberté" (*Ein Katechismus, der Freiheit atmet), den ich einer Familie zur Taufe ihres Sohnes schenken will, und gebe es ihm. Ich sehe, mit welchem Interesse er darin blättert, und sage zu ihm: "Ich werde es dir schicken." - Vielleicht führt ihn dieser Weg weiter.
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