Logbuch: Januar 2003 

  Gegen den Krieg im Irak  Eine Frage der Jungen 
  Unterstützung für einen jungen "Cyberdissidenten"
  Razzia in Choisy-le-Roi    
  Geschichte von Partenia und Biographie von Bischof Jacques Gaillot
 
   Neues Buch: Machtlos, aber frei
 

PARTENIA

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Gegen den Krieg im Irak

contre la guerre Einmal mehr nehme ich in den Straßen von Paris an einer Demonstration gegen den Krieg im Irak teil. Überaus zahlreich sind die Demonstrierenden leider nicht, aber sie sind da und erinnern daran, dass der Friede in unseren - zerbrechlichen - Händen liegt. Sie gehen auf die Straße, damit sie gehört werden. Auf einem Transparent lese ich: "Wir erklären den Krieg als gesetzwidrig". 

Welch ein Freude, diese jungen Idealisten wiederzusehen, die mit bloßen Händen für den Frieden kämpfen. Sie gehören nicht zu den vielen, die sagen: "Wozu soll das gut sein? Der Krieg gegen Irak ist sowieso beschlossene Sache." Nein. Fatalismus ist fehl am Platz. Der Friede muss erkämpft werden. Er ist unsere Sache.

paix maintenant
Der Krieg wird globalisiert,
der Friede nicht. 

Der soziale Fortschritt, die Achtung der Menschenrechte, Entwicklung, Gesundheit, Umweltschutz und kulturelle Vielfalt werden auf die Probe gestellt durch die Globalisierung der wirtschaftlichen Beziehungen, die nur noch durch den Wettbewerb und den Markt geregelt werden. Viele junge Leute auf der ganzen Welt erheben sich gegen diese ungerechte Ordnung. Man kann sagen, dass sie den Frieden auf ihren Händen tragen!

     

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Eine Frage der Jungen

Man erwartete mich in einem belgischen Collège zu einer Diskussionsrunde. Die Schüler hatten mir ihre Fragen zum Voraus gesandt. Ihre Erwartungen, in aller Einfachheit ausgedrückt, weckten mein Interesse.   jeunes

Es hatte natürlich ein paar Fragen, die an mich persönlich gerichtet waren, zum Beispiel: Wie lange haben Sie im Sinn, auf diese Art weiterzumachen? Oder Fragen zur Kirche: Wieso braucht man eigentlich die Kirche? Die hauptsächlichsten Fragen betrafen das, was sie beschäftigte: Was ist das Leben? Worin besteht das Glück? Was ist das Wichtigste, um ein echt glückliches Leben zu führen? Könnten Sie etwas sagen über die Freundschaft, die Liebe, das Verliebtsein?

Diese zweihundert bereits großen Jugendlichen, die mir aufmerksam zuhörten, verlangten vor allem danach, sich wohl zu fühlen in ihrer Haut, eine glückliche Existenz zu führen, auf wahrhaft menschliche Art zu leben, sich selbst zu verwirklichen, zu lieben und geliebt zu werden.

together - ensemble Der Wunsch, heute zu leben und zu lieben. Diese Erfahrung wird sie zweifellos öffnen für die menschliche Gemeinschaft und die Solidarität mit den schwächsten Gliedern der Gesellschaft. 

Etwa zwei Stunden verbrachten wir in froher und freundschaftlicher Atmosphäre, die Übereinstimmung zwischen den gestellten Fragen und der tatsächlichen Erfahrung war offensichtlich.

   

 

     
   

Unterstützung für einen jungen "Cyberdissidenten"

Zouhair Yahyaoui Tunesische Menschenrechtskämpfer bitten mich, mich als Leiter eines Unterstützungskomitees zugunsten von Zouhair Yahyaoui zur Verfügung zu stellen. Ich kann nicht absagen. Der Bekannteste aller tunesischen Webmaster ist ein Rebell, der lieber auf alles verzichtet, als zum Komplizen eines Regimes zu werden, das er ablehnt. Sein Humor ist umwerfend. Aber er ist eine gefährliche Waffe. Präsident Ben Ali erträgt es nicht, dass man sich über ihn lustig macht. 

Die Verhaftung ist zeitgleich mit der Abschaltung seiner Homepage und der Beschlagnahmung seiner Hardware erfolgt; Zouhair erwartet eine zweijährige Gefängnisstrafe. All dies, weil er es gewagt hat, in seinem Internet-Forum "Tunezine" Ben Ali zu kritisieren.

Die Bedingungen im Gefängnis, in dem sich unser Freund befindet, sind sehr hart. Zu seinem Geburtstag hat er eine wahre Flut von Postkarten erhalten. Die Behörden sollen sehen, dass es für ihn eine breit abgestützte Unterstützung gibt.

Wie er sind tausend andere Tunesier wegen ihrer Einstellung in Haft. Tunesien ist zum großen Gefängnis mit unsichtbaren Gittern geworden.  barreaux invisibles

Link zum Fourm: Tunezine

   

 

     
   

Razzia In Choisy-le-Roi

bidonville In der Kälte der Nacht haben wir uns - ein paar hundert Personen - in der Pariser Banlieue eingefunden, in Choisy-le-Roi, wo eine Gruppe von Roma und Rumänen vertrieben worden war, die sich in einem Bidonville eingerichtet hatte. 

Wir protestieren gegen die unverhältnismäßige Brutalität der Polizeiaktion. Die Polizei hat diese armen Leute getrennt und zerstreut, dann hat sie ihre elenden Behausungen zerstört. Die Regierungsbehörden und die Gemeinde haben sich über die winterliche Aussetzung der Vertreibungen hinweggesetzt.

Wir ergreifen nacheinander das Wort, um unsere Unterstützung für die Familien der Roma kundzutun und die Gewalt gegenüber den Ärmsten der Armen zu kritisieren. Slumbehausungen zerstören und ihre Bewohner auseinandertreiben - so wird man das Elend sicher nicht ausrotten können.

Unsere Gesellschaft verliert ihre Ehre, wenn sie die Grundrechte der Roma missachtet, sie schwächt sich damit selber. Wer wird morgen an der Reihe sein? 

droits fondamentaux