Kirche und Kirchen Das gewaltsame Aufbrechen der Kirchentür von Saint-Bernard mit der Axt und der Hinauswurf der Sans-papiers durch die Ordnungskräfte, das war gestern. Da war eine Schwelle überschritten worden. Schluss mit dem "Asylrecht" in den Kirchen. Das Ereignis erregte großes Aufsehen - und viele sahen darin schließlich nur noch einen Fauxpas - Fehltritt. Die Aufnahme der Sans-papiers wird "von Fall zu Fall" entschieden, das heißt tröpfchenweise. Viele sind erschöpft und sehen in der Besetzung von Kirchen das letzte Mittel, um sich Gehör zu verschaffen.
Eine Art Gelegenheitsverlautbarung? Mitnichten! Während sich die französischen Bischöfe in Lourdes versammeln, wird in Paris erneut eine Kirche von Sans-papiers besetzt.
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In der Moschee von Paris
Wir baten darum, beim Staatspräsidenten vorstellig zu werden, um die ausweglose Lage der Sans-papiers zu schildern. In dieser Phase des Jahres, in der in allen großen Religionen das Andenken an wichtige spirituelle Ereignisse gefeiert wird (Ramadan, Weihnachten, Chanukkah), bitten wir um einen mutigen Entscheid. Der Vorsteher war sofort vorbehaltlos einverstanden und bereit, die nötigen Schritte zu unternehmen. Wir haben zusammen einen Text redigiert, haben ihn erneut gelesen, verbessert, unterschrieben und der Presse übergeben.
Als wir die Moschee verließen, sah man den jungen Algeriern des Komitees an, dass sie glücklich und auch stolz waren über diesen wunderbaren Empfang. |
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Vertreibung von Familien aus Mali Seit Jahren schon hatten sie sich - vergeblich - um eine Wohnung bemüht. Um ihrer prekären Wohnsituation ein Ende zu setzen, beschlossen sie, in einem verlassenen Quartier leerstehende Wohnungen zu besetzen.
Sie wurden von solidarischen Leuten aufgenommen, die selbst noch nicht hinausgeworfen worden waren. Aber was für Zustände! Zusammengepfercht hausen sie in diesen Wohnungen, wo es weder Strom noch Gas von der Stadt gibt. Ich bin der Einladung des Unterstützungskomitees gefolgt und verbringe den ganzen Nachmittag mit ihnen. Erschüttert höre ich ihnen zu, den Frauen, die müde sind, aber nicht aufgeben. Den Familienvätern, die zwar Papiere und Arbeit haben, aber keine anständige Wohnung finden können. Die Kinder dürfen nicht zur Schule. Ich werde mich nie an diesen Skandal gewöhnen. Die Medien sind vor Ort und berichten über diese traurige Situation. Endlich findet auf der Präfektur ein Treffen statt. Die Familien stehen frierend draußen im Regen. Stundenlang müssen sie dort warten, umringt von Polizisten, obwohl der riesige, geheizte Saal im Präfekturgebäude sie hätte aufnehmen können. Schließlich sitze ich mit der Delegation zusammen am Verhandlungstisch.
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José Bové verurteilt
Wie immer stellte ich fest, dass die Begegnung mit den Sans-papiers für diese Leute enorm wichtig ist. Alles wird anders, wenn man einen Papierlosen persönlich trifft, in sein Gesicht schaut, mit ihm kommuniziert. Andernfalls bleibt es bei diffusen Vorstellungen und bei der Angst vor den Fremden. Nach dieser schönen Begegnung besuchte ich ein befreundetes Paar der Bauernvereinigung "Confédération paysanne". Sie züchten in der Bergregion, in der sie wohnen und wo die Luft so rein ist, Ziegen und verkaufen den Käse, den sie selber herstellen. Mit ihren beiden Kindern führen sie ein einfaches, naturnahes und glückliches Leben. Ich bin gern bei ihnen.
Einen Gewerkschaftsführer einsperren - das wird nicht ohne Folgen bleiben. Einmal mehr haben wir den Eindruck, dass bei der Rechtsprechung mit verschiedenen Ellen gemessen wird. |
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