Logbuch: April 2002 

  Pius XII. und die Shoah  Prozess am Gerichtshof von Pau 
  Ökumenische Begegnung in Genf 
  Geschichte von Partenia und Biographie von Bischof Jacques Gaillot
  Archiv  Bücher und CD von Bischof Gaillot
 

PARTENIA

Briefe

Logbuch

Bibel

Info

Pius XII. und die Shoah

le film "Amen"  Da ich vom Sender Europe 1 über den Film "Amen" von Costa Gavras befragt werden sollte, war ich es mir selber schuldig, ihn mir unverzüglich anzusehen. Der Kinosaal war gedrängt voll. Zwei junge Paare schienen sich sehr zu freuen, dass ich neben ihnen saß. Einer von ihnen sagte mir: "Drei Sachen werfe ich der Kirche vor: die Ehelosigkeit der Priester, dass die Kirche reich ist und dass sie sich für die Ausgeschlossenen nicht sehr einsetzt."

Ich fand den Film sehr gut und nicht karikierend. Ich sah bewegt, wie schwierig es ist, das Gewissen der Menschen zu wecken. Die Verantwortlichen sind wohl genau über eine Situation informiert, aber sie fürchten sich davor, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Ich glaube, dass Pius XII. sehr wohl informiert war, und nicht nur er. Aber er war ein Diplomat. Ein Diplomat kann nicht aufschreien und zum Widerstand aufrufen, die Revolte des Gewissens predigen. Diplomatie und Evangelium vertragen sich nicht.

Ein Diplomat nimmt sich Zeit zum Beratschlagen, er interveniert bei Ministern. Seine Sprache ist gemäßigt und oft verschlüsselt. So war es auch in der Weihnachtsansprache Pius' XII., in der weder die Juden noch die Vernichtungslager erwähnt wurden.  images du film

Wenn Pius XII. seinem Zorn Ausdruck gegeben hätte, dann wären einigen Katholiken und Menschen guten Willens die Augen geöffnet worden; das Drama, das sich abspielte, wäre ihnen bewusst geworden. Viele hätten sich der Widerstandsbewegung angeschlossen und Zehntausende von Juden wären gerettet worden . . .

     

RŸckblick

Link

Geschichte

Archiv

Buecher

send email

 

Prozess am Gerichtshof von Pau

Ich sehe ihn zum ersten Mal. Der Südbaske Juan Mari Olano wird in Handschellen in den Angeklagtenstand geführt. Professor Schwartzenberg und ich sitzen ihm in komfortablen Sesseln gegenüber. Juan lächelt mir zu. Ich habe ihm einen Brief ins Gefängnis geschickt, und vor allem höre ich baskische Aktivisten oft über ihn reden.

répression  Juan war für eine Organisation verantwortlich, die sich für die politischen Gefangenen des Baskenlandes einsetzt, sich um ihre Familien kümmert, sie finanziell unterstützt. Er kämpft dafür, dass die Gefangenen in die Nähe ihrer Verwandten verlegt werden. Juan wurde am hellichten Tag in Bayonne verhaftet, als er wie immer seine Tätigkeit ausübte. 

Warum sollte eine Organisation, die 20 Jahre lang legal gewesen war, es plötzlich nicht mehr sein? Die Auswirkungen des 11. September sind auch hier spürbar. Die spanische Regierung verlangt Juans Auslieferung. Das Gericht muss in dieser Angelegenheit entscheiden.

Für die fünf Anwälte, Franzosen und Europäer, ist die Auslieferung unannehmbar. Aber jedermann weiß, dass dies ein politischer Prozess ist. Das Symbol der Repression, die die Basken zurzeit erfahren.

Die Advokaten reden voller Eifer und innerer Bewegung. Aber so lange! Der Präsident wird ungeduldig. Der Professor schläft. Aber der Saal, voll besetzt mit jungen Aktivisten, rührt sich nicht.

Die Anwälte verlangen für Juan die provisorische Freilassung. Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Wir warten drei Viertelstunden! Um schließlich zu hören, dass die provisorische Freilassung abgelehnt wird. Die Enttäuschung ist groß.  la prison

menottes  Juan erhebt sich. Man legt ihm die Handschellen wieder an. Er wird wieder in seine Zelle geführt, während die Anwesenden wie ein Mann aufstehen und durch einen gewaltigen Applaus demjenigen ihre Unterstützung kundtun, der ein Symbol ihres Kampfes ist. 

Draußen sind Spruchbänder zu sehen und Stände mit Broschüren und Flugblättern. Die Basken versammeln sich. Mit ein paar anderen ergreife auch ich das Wort, um ihrer Entschlossenheit Nachdruck zu verleihen. Es wird ein langer, harter Kampf sein. Er wird nicht umsonst sein.

   

 

     
   

Ökumenische Begegnung in Genf

Die katholische, die reformierte und die evangelische Gemeinschaft feiern dieses Jahr das 20-jährige Bestehen des ökumenischen Pfarreizentrums von Meyrin, einer Ortschaft von 20'000 Einwohnern 6 km von Genf. Was ich sehe und höre, weckt in mir Bewunderung. Die Erfahrung, das Teilen, die gemeinsame Aktion kann durch nichts ersetzt werden.

célébration oecuménique 

Trotz allen unvermeidlichen Hindernissen werden diese Gemeinschaften durch das Gewicht des Lebens und des gemeinsamen Gebetes vorangetrieben; sie können nicht mehr zurück.

Am Abend freue ich mich über die große Schar von Männern und Frauen, die gesammelt meinem Kommentar über die Bergpredigt folgen. Wie kann man in einer gewalttätigen Gesellschaft zur Gewaltlosigkeit finden? Wie kann das Böse durch das Gute überwunden werden?

Die ökumenische Feier des Sonntagmorgens wird von einem Hauch des Pfingstgeistes belebt. Ich danke Gott für diesen anbrechenden Frühling.  printemps