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- Ein "Feldzug"
- zweier junger
- tibetischer Nonnen
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In der Kapelle der Spiritaner hatte sich eine ungewöhnliche
Zuhörerschaft eingefunden, um zwei buddhistischen Nonnen
zuzuhören. Sie kamen mir recht jung und schmächtig
vor! Aber welche Entschlossenheit, welch innere Kraft! Sie haben
eine lange, von amnesty international organisierte Reise durch
Europa und die USA angetreten.
Diese Nonnen haben den Mut gehabt, gewaltlos gegen die Anwesenheit
der Chinesen zu protestieren. Die Folge waren: Verhaftung, Gefängnis,
schlechte Behandlung, Folterungen, Prozesse und schließlich
das Exil.
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Die Zeuginnen der Hoffnung tragen Wunden, sie haben eine lange
Nacht hinter sich. Da sie viel gelitten haben, können sie
verstehen und reden.
Mit großer Ehrfurcht hörte ich den beiden zu. Sie
kämpfen weiter - für ihr Land, das keine Rechte hat
und keine Religionsfreiheit kennt. Es wurde auch
von Ngawang Sangdrol gesprochen, einer Nonne von 24 Jahren, die
seit 10 Jahren im Gefängnis sitzt und zum Symbol für
den tibetischen Widerstand gegen die chinesische Unterdrückung
geworden ist. |
Jemand fragte: "Was empfinden Sie den Chinesen gegenüber".
- "Wir sind nicht wütend auf sie. Sie finden, das
sei ihre Art zu handeln." |
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Auf die Straße gestellte
Familien
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Die Polizei hat 17 Familien vertrieben, die seit zwei Wochen
eine verlassene Klinik, die der Pariser Handels- und Industriekammer
gehört, besetzt hatten. Die Präfektur hat ihnen keine
neue Wohnmöglichkeit angeboten. Den Familien
wurde erlaubt, auf dem Trottoir vor der Klinik Schlafsäcke
auszubreiten. Aber Planen, um sich vor Wind und Regen zu schützen,
wurden ihnen nicht zugestanden. |
Diese Familien haben gültige Papiere und eine Arbeit.
Sie haben einen Antrag gestellt für eine Wohnung - aber
ohne Erfolg. Seit Jahren irren sie in provisorischen Unterkünften
herum und enden auf der Straße.
Darunter sind auch 60 kleine Kinder. Eines von ihnen wird
gerade von seiner Mutter gestillt. Die Nacht ist hereingebrochen.
Es ist kalt. Auf der andern Straßenseite sehe ich schöne
Häuser. Ich erahne den Komfort und die Gemütlichkeit
hinter den Gardinen der erleuchteten Fenster ...
Nur wenige interessieren sich für diese Leute in den Kartonschachteln
und Schlafsäcken, höchstens ein paar Kinder, die stehen
bleiben und fragen: "Warum sind die hier?" Auf
einmal kommt eine Frau daher und sagt, sichtlich bewegt: "Ich
wohne nicht weit von hier in einer großen Wohnung. Ich
kann zehn Kinder notfallmäßig aufnehmen. Mit einem
Begleiter. Überlegen Sies sich." Sie ist begleitet
von einem bezaubernden Kind, das mir seine Zeichnungen zeigt
und erklärt. Diese Frau zündet mit ihren Worten sozusagen
ein Licht an, das die Nacht zurückdrängt. |
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Unser innigst geliebter
Juan
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Die in der Kathedrale von Rennes versammelten Leute blicken
auf das wunderschöne Foto von Juan, das auf seinem Sarg
steht. Der junge Mann, von dem wir hier Abschied nehmen, hat
sich im Gefängnis mit seinem Gürtel erhängt. Im
Brief, den er seiner Partnerin hinterlassen hat, steht: "Ich
habe zu viel gelitten. Mein 27 Jahre altes Herz konnte nicht
mehr." |
Er wollte sterben, um diesem Leben ein Ende zu setzen,
aber auch um zu existieren. Sein Todeswunsch ist der Wunsch nach
einem anderen Leben.
Die Familie und sein Anwalt haben sich gewünscht, dass ich
der Trauerfeier vorstehe, und diese sollte in der Kathedrale
stattfinden: "Es ist eine Art Rehabilitation für
Juan. Eine schöne Feier ist die Anerkennung seiner Würde."
Juan hat sich wie ein verletzter Vogel davongemacht. Sein
Weg war hart. Nach einer misshandelten Kindheit in Brasilien
hatte er mit dreizehn das Glück, in Frankreich von einer
Familie und von Freunden aufgenommen zu werden. |
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Die Liebe, die ihm zuteil wurde, weckte in ihm seine schönsten
Seiten.
Wir haben Juan bis zum Friedhof eines kleinen Dorfes etwa
30 km von Rennes begleitet. Traditionsgemäß waren
alle Dorfbewohner anwesend. Ich habe den, den wir geliebt hatten,
Gott anvertraut.
Juan wird nur kurze Zeit auf diesem bretonischen Friedhof ruhen.
Bald werden ihn seine Freunde in seine Heimat Brasilien bringen,
wie er es sich gewünscht hat. |
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Die Frauen in Schwarz |
Neben dem Einkaufszentrum Forum des Halles, wo immer eine
dichte Menschenmenge vorbeiströmt, fand die übliche
Versammlung der Frauen in schwarzen Kleidern statt. Sie verharrten
in Schweigen. Ich gesellte mich zu ihnen.
Zwei Stunden lang standen diese Frauen dort in der Winterkälte.
Es gab auch Passanten, die sie beschimpften. Ich hatte große
Achtung vor ihrem Mut und ihrer Unbeugsamkeit. Zur gleichen Zeit
sammelten sich ebenfalls in Schwarz gekleidete Frauen in Israel
bei den berüchtigten Sperren, wo Palästinenser durchzukommen
versuchen.
Was sagten diese Frauen mit ihren Spruchbändern und
ihren Flugblättern? "Stoppt die israelische Besetzung
der palästinensischen Territorien. Anerkennt einen palästinensischen
Staat neben dem Staat Israel!"
Diese Bewegung hatte Ende 1987 begonnen, gleichzeitig mit
dem Aufflammen der ersten Intifada in den besetzten Gebieten,
nach dem Modell der "Verrückten der Plaza de Mayo"
in Argentinien. In der ganzen Welt wurden nach diesem Muster
Solidaritätsveranstaltungen abgehalten. |
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So erinnere ich mich, in Belgrad während des Krieges
an einer Versammlung von Frauen in Schwarz teilgenommen zu haben
... Sie trotzten der Polizei und demonstrierten für den
Frieden. |
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