Logbuch: März 2002 

  Ein "Feldzug" zweier junger tibetischer Nonnen 
  Auf die Strasse gestellte Familien 
  Unser innigst geliebter Juan  Die Frauen in Schwarz 
  Geschichte von Partenia und Biographie von Bischof Jacques Gaillot
  Archiv  Bücher und CD von Bischof Gaillot
 

PARTENIA

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Ein "Feldzug"
zweier junger
tibetischer Nonnen 

In der Kapelle der Spiritaner hatte sich eine ungewöhnliche Zuhörerschaft eingefunden, um zwei buddhistischen Nonnen zuzuhören. Sie kamen mir recht jung und schmächtig vor! Aber welche Entschlossenheit, welch innere Kraft! Sie haben eine lange, von amnesty international organisierte Reise durch Europa und die USA angetreten.
Diese Nonnen haben den Mut gehabt, gewaltlos gegen die Anwesenheit der Chinesen zu protestieren. Die Folge waren: Verhaftung, Gefängnis, schlechte Behandlung, Folterungen, Prozesse und schließlich das Exil.

tibetische Nonnen  Die Zeuginnen der Hoffnung tragen Wunden, sie haben eine lange Nacht hinter sich. Da sie viel gelitten haben, können sie verstehen und reden.
Mit großer Ehrfurcht hörte ich den beiden zu. Sie kämpfen weiter - für ihr Land, das keine Rechte hat und keine Religionsfreiheit kennt.
 Es wurde auch von Ngawang Sangdrol gesprochen, einer Nonne von 24 Jahren, die seit 10 Jahren im Gefängnis sitzt und zum Symbol für den tibetischen Widerstand gegen die chinesische Unterdrückung geworden ist.


Jemand fragte: "Was empfinden Sie den Chinesen gegenüber". - "Wir sind nicht wütend auf sie. Sie finden, das sei ihre Art zu handeln."

     

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Auf die Straße gestellte Familien

au bord de la vie  Die Polizei hat 17 Familien vertrieben, die seit zwei Wochen eine verlassene Klinik, die der Pariser Handels- und Industriekammer gehört, besetzt hatten. Die Präfektur hat ihnen keine neue Wohnmöglichkeit angeboten. Den Familien wurde erlaubt, auf dem Trottoir vor der Klinik Schlafsäcke auszubreiten. Aber Planen, um sich vor Wind und Regen zu schützen, wurden ihnen nicht zugestanden.

Diese Familien haben gültige Papiere und eine Arbeit. Sie haben einen Antrag gestellt für eine Wohnung - aber ohne Erfolg. Seit Jahren irren sie in provisorischen Unterkünften herum und enden auf der Straße.

Darunter sind auch 60 kleine Kinder. Eines von ihnen wird gerade von seiner Mutter gestillt. Die Nacht ist hereingebrochen. Es ist kalt. Auf der andern Straßenseite sehe ich schöne Häuser. Ich erahne den Komfort und die Gemütlichkeit hinter den Gardinen der erleuchteten Fenster ...
Nur wenige interessieren sich für diese Leute in den Kartonschachteln und Schlafsäcken, höchstens ein paar Kinder, die stehen bleiben und fragen: "Warum sind die hier?" Auf einmal kommt eine Frau daher und sagt, sichtlich bewegt: "Ich wohne nicht weit von hier in einer großen Wohnung. Ich kann zehn Kinder notfallmäßig aufnehmen. Mit einem Begleiter. Überlegen Sies sich." Sie ist begleitet von einem bezaubernden Kind, das mir seine Zeichnungen zeigt und erklärt. Diese Frau zündet mit ihren Worten sozusagen ein Licht an, das die Nacht zurückdrängt.

   

 

     
   

Unser innigst geliebter Juan

Cathédrale à Rennes  Die in der Kathedrale von Rennes versammelten Leute blicken auf das wunderschöne Foto von Juan, das auf seinem Sarg steht. Der junge Mann, von dem wir hier Abschied nehmen, hat sich im Gefängnis mit seinem Gürtel erhängt. Im Brief, den er seiner Partnerin hinterlassen hat, steht: "Ich habe zu viel gelitten. Mein 27 Jahre altes Herz konnte nicht mehr." 

Er wollte sterben, um diesem Leben ein Ende zu setzen, aber auch um zu existieren. Sein Todeswunsch ist der Wunsch nach einem anderen Leben.
Die Familie und sein Anwalt haben sich gewünscht, dass ich der Trauerfeier vorstehe, und diese sollte in der Kathedrale stattfinden: "Es ist eine Art Rehabilitation für Juan. Eine schöne Feier ist die Anerkennung seiner Würde."

Juan hat sich wie ein verletzter Vogel davongemacht. Sein Weg war hart. Nach einer misshandelten Kindheit in Brasilien hatte er mit dreizehn das Glück, in Frankreich von einer Familie und von Freunden aufgenommen zu werden. oiseau blessé

Die Liebe, die ihm zuteil wurde, weckte in ihm seine schönsten Seiten.

Wir haben Juan bis zum Friedhof eines kleinen Dorfes etwa 30 km von Rennes begleitet. Traditionsgemäß waren alle Dorfbewohner anwesend. Ich habe den, den wir geliebt hatten, Gott anvertraut.
Juan wird nur kurze Zeit auf diesem bretonischen Friedhof ruhen. Bald werden ihn seine Freunde in seine Heimat Brasilien bringen, wie er es sich gewünscht hat.

   

 

     
   

symbole femmes en noir  Die Frauen in Schwarz 

Neben dem Einkaufszentrum Forum des Halles, wo immer eine dichte Menschenmenge vorbeiströmt, fand die übliche Versammlung der Frauen in schwarzen Kleidern statt. Sie verharrten in Schweigen. Ich gesellte mich zu ihnen.


Zwei Stunden lang standen diese Frauen dort in der Winterkälte. Es gab auch Passanten, die sie beschimpften. Ich hatte große Achtung vor ihrem Mut und ihrer Unbeugsamkeit. Zur gleichen Zeit sammelten sich ebenfalls in Schwarz gekleidete Frauen in Israel bei den berüchtigten Sperren, wo Palästinenser durchzukommen versuchen.

Was sagten diese Frauen mit ihren Spruchbändern und ihren Flugblättern? "Stoppt die israelische Besetzung der palästinensischen Territorien. Anerkennt einen palästinensischen Staat neben dem Staat Israel!"

Diese Bewegung hatte Ende 1987 begonnen, gleichzeitig mit dem Aufflammen der ersten Intifada in den besetzten Gebieten, nach dem Modell der "Verrückten der Plaza de Mayo" in Argentinien. In der ganzen Welt wurden nach diesem Muster Solidaritätsveranstaltungen abgehalten.  rassemblement silencieux 

So erinnere ich mich, in Belgrad während des Krieges an einer Versammlung von Frauen in Schwarz teilgenommen zu haben ... Sie trotzten der Polizei und demonstrierten für den Frieden.