Logbuch: Juni 2000 

  Direkte Begegunung mit der Jugend
  Ökumenisches Treffen in Lyon
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Direkte Begegnung mit der Jugend

Viele Begegnungen sind während den drei in Württemberg verbrachten Tagen zustande gekommen, so zum Beispiel mit jungen Gymnasiasten. Es waren mehr als hundert, 16-17 Jahre alt, begleitet von ihrem Schulleiter und einigen Lehrern. Hinterher erinnere ich mich nicht mehr an die Fragen und Antworten. Das Wichtigste war etwas anderes, nämlich dieser wunderbare Moment der Begegnung und des Einander-Zuhörens. Das Zusammensein machte uns froh. Die Kommunikation floss zwischen uns wie das Wasser eines Flusses. Eine leichte Brise bewegte die Herzen und das Gewissen der Zuhörer. Die Saat der Freiheit wurde im Überfluss ausgestreut und wird mit der Zeit auch keimen. Wir sind nur ungern auseinandergegangen.

     

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Ökumenisches Treffen in Lyon

Ich hätte nie gedacht, dass das Wiedersehen mit den Bischöfen durch irgend etwas getrübt werden könnte. Durch das Auftauchen der Medien wurde alles anders. Die Tatsache, dass sie sich mir an die Fersen hefteten, wurde nicht goutiert. Die Bischöfe sagten sich wahrscheinlich: "Es geht wieder los!" Von den Protestanten war dies vorausgesehen worden. Ich wurde von einer Art Leibwache vom Chor der Kathedrale zum Bus geleitet. Lächerlich! Ich kam mir vor wie ein Gefangener, der in ein anderes Gefängnis überführt wird. Wird sich diese Angst vor den Medien nicht negativ auswirken für diejenigen, welche sie geschürt haben? In einer ökumenischen Begegnung wäre es wünschenswert gewesen, sich zusammen, ohne sich hetzen zu lassen, über die Wiederannäherung zu freuen, wie die Orthodoxen, die mir gütig die Arme öffneten.

   

 

   

 

   

Die ungerechte doppelte Strafe

Ein Algerier, Khalifa, sitzt eine Gefängnisstrafe ab. Nach seiner Entlassung wird man ihn nach Algerien ausweisen, weil er Ausländer ist. Er wird also doppelt bestraft. Die doppelte Strafe bedeutet Gefängnis und Ausweisung. Auf Anfrage des Unterstützungskomitees von Bordeaux nehme ich an einem Gesprächsforum über die doppelte Strafe teil.

Khalifa ist im Alter von drei Jahren nach Frankreich gekommen. Frankreich ist zu seiner Heimat geworden. Er ist verheiratet, hat vier Kinder und wohnt im Aubier-Quartier in Bordeaux. Viele sind gekommen, um für diese bekannte und von allen geschätzte Familie einzustehen. Dieses Quartier hat nicht den besten Ruf, aber Solidarität gibt es dort jedenfalls. Alle sind der Ansicht, dass ein Familienvater nicht von seiner Frau und seinen Kindern getrennt werden darf.

   

 

     
   

Überraschungscoup

Etwa hundert Aktivisten, Tunesier und Franzosen, haben es geschafft, in Paris in die Lokale des Hauptquartiers der tunesischen Milizen einzudringen. Diese Milizen überwachen die tunesische Gemeinschaft in Frankreich und unterbinden durch Einschüchterungen, Drohungen und Aggressionen jede freie Meinungsäußerung.

Die Überraschung war gewaltig. Die Aktivisten riefen: "Tunesien ist ein Polizeistaat. Folter ist an der Tagesordnung. Es gibt keine Freiheit mehr ..." Solche Reden waren an diesem Ort noch nie gehört worden, die Verantwortlichen waren außer sich vor Wut. Die anwesenden Fernsehteams filmten unverdrossen das Gedränge, die Beleidigungen und Gewalttätigkeiten. Die Milizsoldaten waren der Lächerlichkeit preisgegeben. Diese ungewöhnlichen Bilder überquerten das Mittelmeer …

Nach dieser symbolischen Aktion besuche ich im Spital Taouffik Ben Brick, einen rebellischen Journalisten. Er sagt mir, er werde den Hungerstreik abbrechen, weil sein Bruder freigelassen wird. Es ist für ihn ein Trost, dass in Tunesien junge Leute, Frauen und Personen mit politischer Verantwortung es wagen, das Tabu der Angst zu brechen.
 

   

 



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Sonnenaufgang in der Wüste
Ich wähle die Freiheit

Jacques Gaillot

Original: Je prends la liberté

Als Jacques Gaillot noch Bischof von Evreux war, beschäftigte er die Kirche Frankreichs. Seit er am Freitag, den 13. Januar 1995, als Bischof von Evreux abgesetzt und an den Wüstenort Partenia strafversetzt wurde, beschäftigt er die Weltkirche. Aber nicht nur die Kirche: Auch jene Menschen, die schon lange nicht mehr entlang den kirchlichen Vorgaben leben, orientieren sich an ihm und hungern nach seinen Worten und seinen zeichenhaften Aktionen.

Wie in keinem der anderen Bücher geht Jacques Gaillot auf seine eigene Person ein: Er erzählt von seiner Kindheit und Jugend in Saint-Dizier, von den Träumen und Zweifeln, die ihn als jungen Mann heimgesucht haben, von der Ausbildung im Seminar, von den Einsätzen im Algerienkrieg, von den verschiedenen kirchlichen Aufgaben, die ihm vor dem Einsatz als Bischof von Evreux anvertraut waren, von der Einsamkeit und der Fülle der Begegnungen eines Bischofs.
 
ISBN 3-905 585-00-6, 1997
 
 

Knospe, du trägst die Kraft zur Blüte
Begegnung mit dem Evangelium

Jacques Gaillot

Original: Ce que je crois
 
Im diesem Buch erzählt Jacques Gaillot von spontanen Begegnungen. Er eröffnet in seinem ihm eigenen Stil seinen Glauben.
Es vergeht kein Tag, ohne daß sich Menschen mit ihren Sorgen, oft auch mit einem Hilfeschrei, aber auch mit ihren Freuden an ihn wenden.
Er bietet uns hier eine Handvoll erlebter Geschichten an. Meditiert ihren möglichen Sinn und läßt sie so zu echten Gleichnissen werden.
Freimütig führt er uns in seine Perspektiven eines Glaubenden, der mit den Problemen dieser Welt konfrontiert ist.
Seine Erzählungen sind Beispiele aus allen Lebensbereichen.
 
Einfache Begegnungen, wie jene:
- mit jungen Maghrebinern in kalter Winternacht
- mit dem Taxichauffeur, der unvermittelt aus seinem Leben zu erzählen beginnt
- mit dem glücklichen Vater eines eben zur Welt gekommenen Töchterleins
 
Sorgen und Schicksalsschläge vertrauen ihm die Menschen an:
- eine Mutter, die bei einem Bombenattentat ihre Tochter verliert
- eine junge Frau will ihre Schwangerschaft abbrechen
- ein aidskranker Homosexueller, der dem Tode nahe ist
- das Drama Alis, des Ausgestoßenen
 
ISBN 3-905 585-01-4, 1997
 
Die Bücher sind in jeder Buchhandlung, oder direkt beim Verlag, Edition K. Haller erhältlich.