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Ein Katechismus, der Freiheit atmet
 
Jacques Gaillot
Alice Gombault
Pierre de Locht
 
Das Wort "Katechismus" ruft bei zahlreichen Christen eine ablehnende Reaktion hervor. Das kennen wir zur Genüge: die Handbücher, in denen eine "Autorität" Fragen stellt, die nicht die unseren sind, um uns gleich auch ihre Antwort aufzuzwingen. Diese Indoktrination war oft auch ausschlaggebend beim Entscheid vieler Katholiken, ihren Glauben aufzugeben. Für ihre Kinder haben sie das abgelehnt. Im Ausdruck "Katechismus", der aus dem Griechischen stammt, steckt das Wort "Echo". Mit diesem Wort verbinden sich auch Erwartungen: Man will die Haltungen der Kirchen kennen. Aber man erhofft sich nicht Definitionen, sondern einen Sinn. Einen Sinn, der es möglich macht, anders zu leben, im Vertrauen. Einen Sinn, der eine Neuorientierung erlaubt in bezug auf die Welt, die anderen und ... Gott.

Die Reihenfolge der hier vorgestellten Katechismus-Texte entspricht nicht der herkömmlichen Einteilung der Dogmen und zu glaubenden Wahrheiten.

Die angesprochenen Themen betreffen unter anderem die Gesellschaft und die Kirche, das Engagement des heutigen Christen, die Ausgrenzung, die Toleranz, den Rassismus, die Sexualität, die Euthanasie, aber auch den Glauben an sich: Die Beziehung zu Gott, die Ökumene, die christlichen Feste, die Sakramente und die Evangelien. Was heißt demokratische Kultur in der katholischen Kirche? Und der Platz der Frauen? Ökumene, Aufgaben aller Christen ...
 
Die Aussagen über Gott, die Schöpfung und die Person Jesu Christi sind heute für viele Leute, besonders für die jungen Generationen, keine Selbstverständlichkeiten mehr. Der Ausgangspunkt ist nun der Mensch; ausgehend von den alltäglichen Gegebenheiten der Frauen und Männer von heute stellt man die Fragen nach dem Sinn des Lebens und nach einer eventuellen transzendenten Gegenwart inmitten der menschlichen Existenz. Und so beginnt das menschliche Abenteuer auf dem Weg zur Bewußtwerdung und zur Entdeckung Gottes eher im Alltag, auf der Straße, wo alle heutigen Realitäten zusammentreffen.

Dieser Katechismus; und das ist einmalig, will dem Leser nicht ein fertiges Gebilde vorsetzen, das ihn zur Passivität verurteilt. Es ist gut, wenn jeder und jede genügend Raum für eigene Überlegungen hat, die Freiheit, die Suche nach eigenen Bedürfnissen anzugehen.
 
In fünf Kapiteln sprechen Jacques Gaillot, Alice Gombault und Pierre de Locht von der interessanten und erfüllenden Erfahrung, haben sich inspirieren lassen von Anregungen, vom Austausch, von Stellungnahmen und Kritik, um für die Botschaft des Evangeliums, die unverwüstliche Aktualität behält, einen Ausdruck zu finden, der den Menschen von heute entspricht.
 
Deshalb geht der erste Text dieses Katechismus - und das ist ungewohnt im Vergleich zu den herkömmlichen Katechismen - von der "Existenznotwendigen Beziehung" aus. Von Erfahrungen und von Orten, wo sich die heutige Wirklichkeit kristallisiert, zum Beispiel auf der Straße. Wieso die Straße? Weil gerade dort alle möglichen Begegnungen stattfinden. Auf die Straße gehen, das bedeutet seine vier Wände verlassen, um die anderen zu treffen. Alles, was sich einer echten Beziehung widersetzt, führt zu einer Verarmung des Menschen und schließlich zu seiner Zerstörung. Das ist der Fall bei der Angst vor dem andern, wie sie im Rassismus zum Ausdruck kommt, oder bei der Intoleranz, die sich bis zur Ausgrenzung steigern kann. Um die Beziehung zu fördern und auszubauen, ist es nötig, daß ein Klima des Friedens herrscht, der auf der Gerechtigkeit gründet, daß die Treue in all ihren Dimensionen hochgehalten wird, daß die Sexualität, der Ort einer intimen Beziehung, auf erfüllende Art gelebt wird. Ist nicht Gott selbst Beziehung? Wie viele Schwierigkeiten gibt es doch auf dem Weg der Beziehung zum Mitmenschen!
Aus dem Inhalt: Auf die Straße gehen - Der Friede ist möglich - Das Abenteuer der Treue - Schwer anzunehmen: die Homosexualität - Gott ist Beziehung - Die letzte Lebensetappe...
 
Im zweiten Kapitel: "Öffnung auf die jenseitige Dimension hin" findet die spirituelle Suche ihren Ausdruck in Fragen, die sich die Menschheit immer wieder stellt. Welches ist der Grund unserer Existenz auf dieser Welt? Die spirituelle Suche ist ein grundlegendes Charakteristikum der Menschen, seien sie nun Agnostiker oder Glaubende. Es gibt zwar im Westen eine Krise des religiösen Lebens, aber sie hat keine Krise der spirituellen Suche ausgelöst - im Gegenteil. Die Spiritualität könnte folgendermaßen definiert werden: Der menschlichen Ebene wird eine Dimension hinzugefügt, die über das Menschliche hinauszugehen scheint; wir nennen sie Transzendenz oder das Absolute. Zugleich ist aber diese das Menschliche offenbar übersteigende Dimension etwas zutiefst Menschliches, das in einer Kultur oder Geschichte verwurzelt ist und auf irgendeine Art in jedem Menschen spürbar ist. Wir sind endlich, sehnen uns aber nach dem Unendlichen. Die Religionen haben in bezug auf diese Dimension kein Monopol. Auch wenn sie diese in besonderem Maße vertieft und ihr einen Namen gegeben haben - "Gott" zum Beispiel. Hat Gott vielleicht auch das Böse geschaffen? Hat man eine Seele? Worin könnte ein ewiges Leben bestehen? Das Wesen des Christentums! Wer ist Jesus von Nazareth, wie erkennt man ihn? Die Ausrichtung, die Jesus seiner eigenen Existenz gegeben hat, hilft vielen, für sich selbst einen neuen Sinn zu finden, und das Gebet, die Quelle, die im Inneren jedes Menschen murmelt, nimmt die Form an, die er uns gelehrt hat. Alles Fragen, auf die man von einem Katechismus Antworten erwartet.
Aus dem Inhalt: Die spirituelle Suche: ein inneres Feuer - Die Erfahrung der Wüste - Heute Christ sein - Eine Quelle, die in uns murmelt: das Gebet - Die Seele: Reden wir darüber - Freie Jünger...
 
Im Kapitel "Orientierungshilfen zum Leben" werden Orientierungspunkte anderer Art vorgeschlagen. Sie appellieren an die Verantwortung und an die Freiheit. Geschaffen, um miteinander zu leben, organisieren sich die Menschen in Gesellschaften. Sie geben sich Orientierungspunkte, setzen Leitplanken. Dies ist die Rolle der Politik sowie der zivilen und religiösen Institutionen. Das menschliche Wesen in seiner Fülle wird zur Norm aller Normen. Jeder ist aufgerufen, sich beim Festlegen der Lebensregeln zu engagieren. Dies ist manchmal anspruchsvoller, sowohl für die Individuen als auch für die gesetzgebenden Instanzen, als sich damit zu begnügen, einem höheren Willen zu gehorchen. In jedem Leben gibt es besonders schwierige Momente, beispielsweise wenn man sich vor die Frage gestellt sieht, ob man eine Abtreibung vornehmen lassen soll. Oder der Wunsch, über sein Lebensende durch Euthanasie bestimmen zu können. Herkömmliches wird durch neue gesellschaftliche Werte in Frage gestellt, zum Beispiel: Welchen Stellenwert hat heutzutage die Arbeit im Leben der Menschen? Eine Gesellschaft muß mit einer gewissen Anzahl von Problemen fertig werden, aber in welchem Geist soll sie Gesetze erlassen oder Straftaten ahnden? Wie geht sie mit der Gewalt um, mit der sie konfrontiert wird, ohne in eine nie endende Spirale zu geraten? Wie soll sie sich gegenüber den Strömen der Einwanderer verhalten? Und was die Probleme auf Weltebene angeht: Was tun angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums? Die "Konvivialität" sollte das Ziel sein, ein durch Fairness geprägtes Zusammenleben, und dazu dient die Politik. Diese sollte rehabilitiert werden, damit sie ihrer Rolle voll und ganz gerecht wird. Da jeder dabei Verantwortung übernehmen muß, stellt man sich die Frage, was die Autorität, die Macht, der Gehorsam usw. für eine Bedeutung haben: das Recht, nein zu sagen, ja sogar das Recht auf eine Zuwiderhandlung im Namen eines größeren Gutes. Jedes Gesetz und jede Ordnung steht im Dienste des Menschen und nicht umgekehrt. Dem Menschen die Zukunft nicht verweigern: das ist das Ferment jedes sozialen Lebens.
Aus dem Inhalt: Moral in steter Wandlung - Die Ehe, Sakrament der Begegnung - Den Fremden aufnehmen - Die Politik rehabilitieren - Gehorchen und Nein sagen können - Autorität und Macht...
 
"Glaubens-Klärung" Hier dringen wir bis ins Herz des christlichen Glaubens vor, ohne den Schwierigkeiten auszuweichen, die er mit sich bringt: das Kreuz, die Erbsünde, das Wunder, das Heilige, das Dogma... Es geht darum, die alten Formulierungen aufzubrechen, die ein heutiges Verständnis behindern. Wir werden hier aufgefordert, die Glaubensinhalte einer Klärung zu unterziehen. Die ehrliche Konfrontation des christlichen Glaubens mit der heutigen Wirklichkeit bringt einiges in Bewegung. Die Offenbarung ist nicht in einem Text oder Buch eingeschlossen, sie ist die überwältigende Erfahrung von etwas, was das eigene Leben verändert; der Glaube ist nicht der Besitz einer Wahrheit, sondern wird begleitet und genährt durch Zweifel und Fragen. Ist das Kreuz nur unter dem Aspekt des Schmerzes zu sehen? Ist der Mensch auf immer in seiner Erbsünde gefangen? Angesichts dieser Fragen wirkt das Ereignis von Ostern wie ein Befreiungsschlag, der jede Fatalität durchbricht. Diese radikale Öffnung läßt keine einengende, normative Moral zu, sondern ruft nach einer Freiheit, die in Aufgeschlossenheit und Verantwortung gelebt wird.
Aus dem Inhalt: Was für ein Jenseits? - Das Fegefeuer und die Hölle - Hat man es nötig, gerettet zu werden? - Die Wunder - Glauben: Erfahrung des Zweifels und des Vertrauens...
 
Lassen wir uns in diesem Kapitel "Eine Kirche, deren Entstehung unaufhörlich gefördert werden soll" zur Aktivität inspirieren; in einer lebendigen Kirche kann man nicht aufhören, lebendige Fragen zu stellen. Wie die Welt braucht auch die Kirche Männer und Frauen, die aufstehen, sich entrüsten, zum Handeln aufrufen. Sie sind es, die die Hoffnung hochhalten und eine neue Zukunft aufzeigen. Die katholische Kirche ist manchmal wie ein Monolith, der schon als fertiges Ganzes vom Himmel gekommen ist, ohne menschliches Dazutun, als göttliche, makellos reine Institution. Jesus hatte wahrscheinlich nie die Absicht, eine Kirche zu gründen. Die Kirche ist menschlich, sowohl Erhabenes wie auch Unvollkommenes gehören zu ihr. Christinnen und Christen fühlen sich für das Antlitz ihrer Kirche verantwortlich; einige leiden darunter, daß sie entstellt ist, und kämpfen dafür, daß sie ein offenes und für alle zugängliches Gesicht hat, eines, das des Andenkens an Jesus Christus, auf den sie sich beruft, würdig ist. Deshalb kann man sagen, daß immer wieder dafür gesorgt werden muß, daß die Kirche neu entsteht, daß sie erneuert wird.
Die ersten Christen haben sich in einer "Kirche" genannten Gemeinschaft organisiert, um dem Aufruf ihres Herrn nachzukommen, der sie mit einer Mission betraut und in die Welt gesandt hat. Diese Kirche entwickelte sich, es bildeten sich bestimmte Strukturen heraus. Sie schuf oder übernahm Riten und Zeichen. Diese sind in erster Linie die Sakramente, die die großen Augenblicke der menschlichen Existenz begleiten und auf deren verborgenen Glanz hinweisen. Das wichtigste von allen ist das Zeichen der Eucharistie, bei deren Feier Christus immer wieder neu bei uns gegenwärtig ist. Nach und nach wurden die verschiedenen Dienste Verantwortungsträgern anvertraut: "Ministern", Priestern, Bischöfen... Wie jede menschliche Organisation weist die Kirche Unvollkommenheiten auf, ist vor Fehlern nicht gefeit. So hat sie nicht Schritt gehalten mit der Entwicklung des Status der Frauen. Wie eine weltliche Institution hat sie sich eine hierarchische statt eine evangelische Struktur gegeben und ist auf die Irrwege der Macht geraten. Man sollte heute von der Krise des Amtspriestertums profitieren und die Aufgaben in neuer, flexiblerer, demokratischerer Art und Weise auf Männer und Frauen in gleicher Weise verteilen, so, daß sie ihrem ursprünglichen Zweck, dem Dienst, wieder mehr entsprechen.
Aus dem Inhalt: Für eine glaubwürdige Kirche - Und der Platz der Frauen? - Neue kirchliche Ämter schaffen - Für eine demokratische Kultur in der Kirche - Wozu eine Priesterweihe - Die Sakramente, Zeichen des Bundes - Das eucharistische Zeichen...
 
In "Ein Katechismus, der Freiheit atmet" steht die persönliche Verantwortung und Entscheidung im Vordergrund, er ist von Freiheit geprägt. Ein faszinierendes und höchst aktuelles Buch, zu Fragen und Anliegen, die sich jeder und jedem immer wieder stellen. Möge es die Leserin, dem Leser auf seinen Weg aufmuntern und stärken. Sind die Wege auch unterschiedlich, die Suche nach dem Wesentlichen ist dieselbe.
 
weitere Werke von Jacques Gaillot siehe - Bücher zum Schenken!
Copyrigth EKH
2006 
Broschur: 248 Seiten
EUR 16.00 - CHF 26.00
ISBN 3-905585-04-9, ab 01.01.2007 ISBN-NR: 978-3-905585-04-9