Aktuelles
 
Sie unterstützen seit Jahren den iranischen Widerstand, der sich sowohl in der Region Paris als auch in andern Ländern formiert hat. Die Leute gehen nun auf die Strasse, um gegen das Mullah-Regime zu protestieren. Was wird Ihrer Ansicht nach die Zukunft bringen?  
   
Die seit 30 Jahren bestehende islamische Republik fühlt sich bedroht. Das Regime hält sich an der Macht, indem es Angst und Schrecken verbreitet. Die Repression lässt seine Schwäche zutage treten. Sein wirtschaftliches und soziales Scheitern ist offenkundig. Das iranische Volk ist jung. Mehr als die Hälfte der 71 Millionen Iraner hat nur das Mullah-Regime gekannt. Die Jugend will den Fundamentalisten Ahmadinedschad nicht mehr als Präsidenten. Es braucht Mut, um auf die Strasse zu gehen, man muss diese Leute bewundern.  
   
répression Würde der Reformer Mussawi Präsident, würde meiner Meinung nach sicher eine Öffnung stattfinden. Aber das Regime der Mullahs würde weiter bestehen, im Prinzip würde nicht viel ändern.
Wann wird es im Iran ein demokratisches Regime ohne die Mullahs geben?
 
   
Die Rede von Präsident Obama an der Universität von Kairo am vergangenen 6. Juni war ein Ereignis. Wie kommentieren Sie es?  
   
la main est tendue Es ist eine Rede, die auf eine gewisse Öffnung hindeutet, ein Meilenstein. Was das Verhältnis der Amerikaner zur muslimischen Welt betrifft, so wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.
 
   
Keine Arroganz mehr. Keine Drohungen. Er streckt die Hand aus. «Der Teufelskreis der Zwietracht muss gebrochen werden.» Der Präsident fordert zum gegenseitigen Respekt und zur Toleranz auf. Er scheut sich nicht, von Gott zu reden und den heiligen Koran zu zitieren. Obama hat den Mut, von der Notwendigkeit eines palästinensischen Staates zu reden, von den Rechten der Frau, von der Religionsfreiheit, von einer Welt ohne Nuklearwaffen, vom grossen Beitrag des Islam an die Zivilisation. Er hat die richtigen Worte gefunden.  
   
In Zentralafrika wird die katholische Kirche vom Vatikan zur Ordnung gerufen. Zwei Bischöfe mussten zurücktreten. Priester sind in den Sakramentenstreik getreten. Das Unbehagen wächst. Wie sehen Sie die Zukunft?  
   
Die Geschehnisse in Zentralafrika haben das Verdienst, dass sie den Priesterstatus klar zur Sprache bringen: Die Ehe und die ökonomischen Ressourcen. Die auferlegte Disziplin funktioniert schon seit langem nicht mehr.
eux-mêmes à prendre la parole
 
   
Alle wissen das. Es ist an den Afrikanern, das Wort zu ergreifen; sie selbst sollen sagen, was sich in ihrem Land für Änderungen aufdrängen. Im Oktober wird eine afrikanische Synode beginnen. Die beste Gelegenheit, um diese Fragen in aller Freiheit anzugehen. Ich befürchte, dass man uns wieder mit den üblichen (flachen) Redensarten kommen wird.