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In Guadeloupe ist nach einem aussergewöhnlich langen Streik – 44 Tage – ein Abkommen unterzeichnet worden. Am umstrittenen Gewerkschaftsführer Elie Domota führt nun kein Weg mehr vorbei. Wie sehen Sie die Zukunft?  
   
60 000 Personen haben auf den Strassen demonstriert – Guadeloupe hat im Ganzen 400 000 Einwohner. Das ist noch nie dagewesen. Es ist ein würdiger und gerechter Kampf. Er zeigt die Fähigkeit des Volkes, ein aus der Kolonialherrschaft und der Zeit der Sklaverei stammendes System zu hinterfragen und anzugreifen. Das Vermögen der Békés, der Nachfahren der Kolonialherren, ist auf die Sklaverei zurückzuführen. Sie sind die ausschliesslichen Grossverteiler, sie bestimmen die Preise. Der Staat unterstützt sie mit Subventionen.  
   
manifestation en Guadeloupe Kein Wunder, dass Elie Domota für die Békés ein rotes Tuch ist. Während den ganzen Verhandlungen und dem Kampf hat er sich als Leader behaupten können. Nicht zuletzt dank ihm konnte ein neues Kapitel für Guadeloupe aufgeschlagen werden. Es ist das Ende eines ungerechten Systems. Hoffen wir es wenigstens.
 
   
In El Salvador wurde der Kandidat der Linken, Mauricio Funes, zum Präsidenten gewählt. Auch hier wird ein neues Kapitel aufgeschlagen, in einem Land, dessen Zerrissenheit durch den Bürgerkrieg und die Korruption lange anhielt. Sie selbst hatten sich mit dem Wirken des Erzbischofs von El Salvador, Romero, der 1980 von Paramilitärs ermordet worden war, solidarisch erklärt; glauben Sie an einen echten Wandel in diesem Land?  
   
Ich glaube schon. Der 49 Jahre alte Mauricio Funes ist ein ehemaliger Jesuitenschüler, ein sehr beliebter Fernsehreporter, der nie müde wurde, die Korruption in seinem Land anzuprangern. Nach zwanzigjähriger Herrschaft der Rechten beginnt nun etwas Neues. Er hat den Kampfruf von Barak Obama übernommen: «Ja, wir können das».
Mauricio Funes
 
   
Bemerkenswert fand ich auch die Aussage, die er gleich zu Beginn unter dem Applaus der zuhörenden Menge gemacht hat: «Ich übernehme die prophetische Botschaft von Erzbischof Oscar Romero und seine Option für die Armen.» Wenn den Worten auch Taten folgen werden, ist das eine gute Nachricht für das Volk, von dem fast ein Viertel in die Vereinigten Staaten emigriert ist.  
   
Im Flugzeug, dass ihn nach Kamerun brachte, hat Benedikt XVI. erklärt, das Kondom sei nicht die Lösung. Was halten Sie davon?  
   
provoquer la polémique Einmal mehr entfacht der Papst eine Polemik. Nachdem er in dieses Fettnäpfchen getreten ist, betritt er zum ersten Mal afrikanischen Boden. In Afrika ist es sehr gefährlich, das Kondom als Mittel des Kampfes gegen Aids auszuklammern.
 
   
So viele NGOs setzen sich vor Ort für die Mittel im Kampf gegen diese Geissel der Menschheit ein! Wieso sollte man denen, die schon schwer genug zu tragen haben, eine weitere Last aufbürden? Warum muss man den Menschen ein schlechtes Gewissen einreden, indem man realitätsfremde Prinzipien verkündet? Wie sehr wünschte man sich, aus seinem Mund eine befreiende, für die afrikanischen Völker zukunftsweisende Botschaft zu hören!