Drei Fragen an Jacques Gaillot
 
Ein Afroamerikaner wird als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in Weiße Haus einziehen …Wie beurteilen Sie dieses historische Ereignis?  
   
Die Wahl eines Schwarzen zum Präsidenten der mächtigsten Nation der Welt ist die erste gute Nachricht des Jahrhunderts für die Menschheit. Die letzte gute Nachricht war meiner Meinung nach diejenige des Sturzes der Mauer im Jahre 1989.  
   
Barack Obama Dank Barak Obama hat die Menschheit eine entscheidende Schwelle überschritten. Er symbolisiert das Ende der Diskriminierungen. Er hat das möglich gemacht, was unmöglich schien. Insofern hat er mehr erreicht als Martin Luther King. Der Traum ist wahr geworden. Es ist in der Tat ein bedeutendes Ereignis. Man versteht, dass die Schwarzen in der ganzen Welt Stolz empfinden und Hoffnung schöpfen.
 
   
Ist Frankreich Ihrer Ansicht nach bereit für die Wahl eines Farbigen (oder einer Farbigen) zum Präsidenten der Republik?  
   
bouger les mentalités Sicherlich nicht. Leider! Es gibt hohe Mauern von Vorurteilen, unüberwindliche Hindernisse, die praktisch jedem Schwarzen den Zugang zu verantwortungsvollen Positionen in der Politik verunmöglichen. Die Wahlen in die Legislative, in die lokalen Behörden, in den Senat sind immer einfarbig.
Die schöne Lektion, die uns die USA gegeben haben, ist zukunftsweisend und beginnt einen Mentalitätswechsel hervorzurufen. Tun wir, was wir können, damit die farbigen Männer und Frauen an den nächsten Wahlen nicht mehr Ausnahmen sind.
 
   
Betreiben wir ein wenig fiktive Politik: Wir sind im Jahr 2012 … in Frankreich und in Amerika sind Wahlen … Wer sind die Kandidaten? Wie ist die politische Situation?  
   
Höchstwahrscheinlich werden die Kandidaten Obama und Sarkozy im Jahre 2012 wieder antreten. Man wird sicher ihr Programm vergleichen, ihre Prioritäten, ihren Stil … Man kann vielleicht davon ausgehen, dass in vier Jahren dank Obama die multilateralen Beziehungen die Machtverhältnisse in der Welt verändert haben werden, dass die Europäische Union wenn nötig mit einer Stimme sprechen kann.  
   
Europe forteresse Aber nach jahrelanger Rezession werden die Menschen immer noch unter großen sozialen Ungerechtigkeiten zu leiden haben. Die armen Völker werden weiterhin die Grenzen überqueren, um an die Türe der Reichen zu klopfen. Sie werden an die Mauern der Festung Europa prallen.
 
   
Interview: Olivier Galzi