Drei Fragen an Jacques Gaillot
 
Die französische Linke ist als Siegerin aus den Gemeindewahlen hervorgegangen. Wie interpretieren Sie dieses Ergebnis?  
   
Das ist eine deutliche Warnung an die Regierung. Eine Desavouierung ihrer Politik. Das Volk hat laut und deutlich seine Meinung kundgetan. Die Versprechen der Regierung sind nicht eingehalten worden. Die Kaufkraft hat abgenommen. Dank den Wahlurnen konnte das Volk seine Unzufriedenheit ausdrücken und seinen Vertrauensverlust gegenüber denen, die es regieren. Es wartet auf Initiativen, die sein tägliches Leben verbessern.  
   
améliorer sa vie So viele Menschen schaffen es nicht, eine anständige Wohnung zu finden, ihre Miete zu bezahlen, sich genügend zu ernähren, eine Arbeitsstelle zu finden!
 
   
Im Sommer 2007 haben wir eine eroberungslustige Rechte erlebt. Nach ihrem Sieg sollte nun die Linke auch so auftreten. Denn der Sieg bei den Wahlen sollte der Sieg des Volkes sein und dem Volk nützen.  
   
Haben Sie den Eindruck, dass es für Ihren Kampf – zugunsten der Sans-papiers, der Bedürftigen – eine Erleichterung ist, wenn in den Stadtverwaltungen die Linke am Ruder ist?  
   
Ehrlich gesagt, nein. Ich musste es schon erleben, dass Stadtverwaltungen der Linken sich auf überhaupt keine Verhandlungen einlassen wollten, dass sie die Ordnungskräfte riefen und demonstrierende Wohnungssuchende vertreiben ließen.
mal logés
 
   
Ich erinnere mich an eine Begegnung mit einem Bürgermeister der Linken in Paris. Der Abbé Pierre war mit mir dort. Der Bürgermeister blieb unerbittlich.
Aber hoffen wir, dass die Linke ihrer sozialen Verpflichtung Ehre machen wird.
 
   
Seit zwanzig Jahren hat es in Tibet nicht mehr so heftige Revolten gegeben. Finden Sie, man sollte die Olympischen Spiele als Druckmittel einsetzen?  
   
besoins notre solidarité Tibet ist im Belagerungszustand. Die Tibeter haben es gewagt, einige Monate vor den Olympischen Spielen die Regierung in Peking herauszufordern. Mutig und zum Äußersten entschlossen. Mehr denn je zuvor sind sie auf unsere Solidarität angewiesen.
 
   
Persönlich bin ich nicht für den Boykott der Olympischen Spiele, aber ich habe einen Traum. Mitten in den Spielen steigen in Peking die Athleten und Athletinnen aufs Podest, um ihre Goldmedaillen in Empfang zu nehmen.  
   
Sie tragen ein T-Shirt, auf dem die Fernsehzuschauer der ganzen Welt plötzlich unglaubliche Botschaften entdecken: «Es lebe das freie Tibet», «Nein zur Todesstrafe», «Achtung der Menschenrechte». Das würde wie eine Bombe einschlagen!
free Tibet
 
   
Interview: Olivier Galzi