Drei Fragen an Jacques Gaillot
 
Georges Bush ist zum ersten Mal nach Ramallah gereist, um den Präsidenten der palästinensischen Behörde zu treffen. Bei dieser Gelegenheit sagte er, ein Friedensabkommen sei möglich vor Ablauf seiner Amtsdauer. Was halten Sie davon?  
   
in Gaza Ich würde ja gern daran glauben. Aber es haben sich schon so viele Hoffnungen auf Frieden zerschlagen. Auf die Worte folgen keine Taten – ein tiefer Graben liegt dazwischen. Und kaum war der Präsident der Vereinigten Staaten abgereist, erfolgte ein israelischer Militäreinsatz im Gazastreifen.
 
   
Neunzehn Palästinenser wurden getötet. Es ist ein Massaker. Eine Hoffnung auf Frieden kann es nur geben, wenn konkret etwas unternommen wird, in erster Linie die Freigabe der besetzten Territorien.  
   
Es gibt unter Ihren Interventionen eine, die erstaunlich ist: Sie haben Yvan Colonna unterstützt, der von der französischen Justiz soeben wegen Mordes am Präfekten von Korsika verurteilt wurde. Was hat der „Bischof der Armen“ in diesem Unterstützungskomitee verloren?  
   
Ich bin erstaunt, dass man darüber staunt. Ist mein Platz nicht neben den Angeklagten, neben den Verurteilten? Indem ich Yvan Colonna im Gefängnis besuche, bleibe ich an seiner Seite, so wie vor seiner Verurteilung. Ich denke, dass er unschuldig ist, und wenn ich gefragt werde, scheue ich mich nicht, es zu sagen. Sein Unterstützungskomitee hatte zwei Forderungen: Die Einhaltung der Unschuldsvermutung und die Abhaltung eines fairen Prozesses. Das Problem besteht nicht darin, dass ich dazu gehöre. Es gibt eher ein Problem für diejenigen, die nicht mitmachen wollten.
Yvan Colonna
 
   
Clara und Consuelo Gonzalez wurden von den kolumbischen Guerillakämpfern freigelassen. Denken Sie, dass dieses Ereignis und die Vermittlung von Hugo Chavez ein Auslöser sein könnten für eine positive Entwicklung in Kolumbien?  
   
Clara et Consuelo Gonzalez Für einmal begnügt man sich nicht mit Reden und Versprechen. Nach Jahren der Angst und des Wartens kommen plötzlich zwei Geiseln frei. Das ist etwas Großartiges, die Freude ist riesig. Es kommt die Hoffnung auf, dass die übrigen Gefangenen auch freigelassen werden. Alles scheint möglich.
 
   
Hugo Chavez ist wohl der richtige Mann für eine Weiterführung der Vermittlungsgespräche. Der internationale Druck sollte aufrechterhalten werden, solange es noch Gefangene gibt.  
   
Interview: Olivier Galzi  
   
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