Fragen der Zeit
 
Waren Sie am 14. Juli auf den Champs-Elysées, um den Militärparaden zu applaudieren? Was bewirkt dieses republikanische Fest bei Ihnen?
 
   
Obwohl ich in Paris wohne, nehme ich nie am Nationalfeiertag «Quatorze Juillet» teil. Der ursprüngliche Sinn dieses Festes ist total verloren gegangen. Am Anfang war es das Fest der Nation, das Fest der Bürger, die den Sieg der Menschenrechte teuer bezahlt hatten.  
   
14 juillet Heute wird daraus ein Fest zum Ruhme der Armeen gemacht. Vor einigen Jahren fuhren Panzer vorbei, Kampfflugzeuge flogen über die Champs-Elysées. Frankreich zeigte seine Stärke und Verteidigungsbereitschaft. Heute defilieren Militärverbände verschiedener Länder an applaudierenden Touristen vorbei. Der Sinn ist verfälscht worden. Der «Quatorze Juillet» wurde zu Ungunsten des Volkes vereinnahmt.
 
   
Die Regierung gibt ihre Absicht bekannt, dieses Jahr 25 000 Sans-papiers auszuschaffen. Diese Ausschaffungen erfolgen meistens auf regulären Flügen der Air France. Air-France-Gewerkschaften protestieren und widersetzen sich diesen Praktiken. Was meinen Sie dazu?
 
   
expulsion Hut ab vor den Gewerkschaften der Air France, die zum ersten Mal zusammen Stellung beziehen. Ausweisung bedeutet: Die Person wird verhaftet, auf dem Polizeikommissariat durchsucht, in ein Ausschaffungszentrum gebracht, mit Gewalt und unter Polizeibegleitung ins Flugzeug gesetzt und im Ursprungsland unter demütigenden Umständen abgeliefert.
Jeden Tag sind auf dem Flug Paris–Bamako ausgewiesene Flüchtlinge dabei. Einige wehren sich, die Polizei wendet Gewalt an. Neulich standen sieben Polizisten um einen vom Kopf bis zu den Füßen gefesselten und an seinen Sitz gebundenen Studenten herum!
 
   
Wenn Passagiere sich widersetzen, müssen sie mit Verzeigung rechnen; im Moment laufen vier Prozesse. Diese Passagiere riskieren Gefängnisstrafen und Bußen.
Es gibt Flugkapitäne, die sich weigern, unter diesen Umständen zu starten.
Ich habe an einer Pressekonferenz teilgenommen, die von den Gewerkschaften der Air France organisiert worden war. Es wurde der Stopp der Ausschaffungen auf Flügen der Air France verlangt sowie der Stopp der strafrechtlichen Verfolgung von Passagieren, die Widerstand geleistet haben.
 
   
Der Gazastreifen ist gänzlich isoliert. Er ist in der Hand der Hamas. Der Konflikt zwischen der Hamas und der Fatah ist nicht gelöst. Ist das nicht das Ende eines palästinensischen Staates und zugleich der Beginn der Schaffung eines islamistischen Staates?  
   
Palestine Die Bevölkerung von Gaza leidet unter einem dreifachen Embargo: Der Luft-, Land- und Wasserweg ist vom Besetzer gesperrt worden. Es ist eine Schande, eine Erniedrigung. Es müssen Türen geöffnet werden.
Es ist bedauerlich, dass die internationale Gemeinschaft die Fatah unterstützt, gegen die Hamas. Das fördert nicht den Frieden. Die Leute von Gaza sind Teil des palästinensischen Volkes.
 
   
Es gibt noch immer keinen palästinensischen Staat. Man kann also nicht von seinem Ende sprechen. Das palästinensische Volk wartet seit 15 Jahren auf einen eigenen Staat!
isolation
 
   
Ich glaube nicht, dass die Hamas einen islamistischen Staat errichten will. Das wird gesagt, um sie zu diskreditieren.
Es müssen wieder Wege des Dialogs und der Einheit zwischen der Fatah und der Hamas gesucht werden. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.
 
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